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Petra Remshardt

Der Klosterkrug

1721 wird der Klosterkrug erstmals an dieser Stelle erwähnt. In der Cismarer Amtszeit erlebte er eine Hochkonjunktur. Heute soll er in seiner alten Bauweise wieder hergestellt werden.

1721 wird der Klosterkrug erstmals an dieser Stelle erwähnt. In der Cismarer Amtszeit erlebte er eine Hochkonjunktur. Heute soll er in seiner alten Bauweise wieder hergestellt werden.

Cismar. In einer Serie stellt der reporter einmal im Monat die Ortschaft Cismar in den Fokus. Vor allem die geschichtliche Seite des Klosterdorfes wird dabei intensiv beleuchtet. Das Material stammt aus der Festschrift zum 750-jährigen Bestehen des ehemaligen Benediktinerklosters, herausgegeben vom Förderkreis Kloster Cismar.
Einen Klosterkrug hat es in Cismar gegeben, seit die Mönche Anfang des 13. Jahrhunderts in Cismar Einzug hielten. Der genaue Standort des ersten Klosterkrugs ist allerdings nicht bekannt, aber er muss in der Nähe des Klosters gelegen haben, wo das Klosterbier gebraut wurde.
Erstmalig wird der „Klosterkrug“ an seiner jetzigen Stelle 1721 genannt, und zwar im Zusammenhang mit der Verpachtung des Vorwerkes. Im „dänischen Inventarium“ wird er als Gartenkrug bezeichnet. Diese erste bekannte Verpachtung lief dann bis 1740. Das Kloster und damit auch der Klosterkrug hatten eine ideale Lage an der Küstenstraße zwischen Neustadt, Grömitz, Grube und Heiligenhafen. Und so ist das noch heute, jetzt an der Bundesstraße 501, die genau dem Verlauf der damaligen Küstenstraße folgt.
 
Die Klosterbrauerei befand sich in dem heute nicht mehr vorhandenen Westflügel des Klosters. Damals muss das Brauwesen im Kloster einen beachtlichen Umfang besessen haben, denn in alten Urkunden wird sogar ein Hopfenhof genannt. Er befand sich dort, wo sich heute der „Stille Winkel“ befindet. Nach dem Verfall des Klosters wurde die Braustätte offensichtlich mit dem Klosterkrug verbunden, und bereits 1696 wurde in Cismar eine Schanksteuer erhoben.
Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Bürger gehalten, sich ihr Bier in den ausgewiesenen Dorfkrügen, in Cismar also im Klosterkrug, zu kaufen. Um einen Überblick über den Verbrauch des Bieres zu erhalten, ließ das Amt ein Gutachten erstellen. Darin erfahren wir, dass neben der Bierproduktion im Brauhaus aber auch jeder Hufner und „sonstige Eingesessene“ das Bier für sich, die Familie und die Dienstboten selbst brauten. Bei Hochzeiten, Begräbnissen und anderen hohen Fest- und Feiertagen holte man sich den Gerstensaft aber aus dem Krug und bezahlte ihn entweder mit Gerste oder auch in bar.
Es gibt aus dieser Zeit ein Verzeichnis der Krüge im Amt Cismar. Für den Bereich Grömitz werden hier 11 Krüge ausgewiesen, in Cismar gibt es nur den Klosterkrug. Keine Krüge werden für die Ortschaften Brenkenhagen, Lenste und Suxdorf verzeichnet. Damals scheint der Krug in Cismar der bestgehendste gewesen zu sein, denn alle Grömitzer Krüge zusammen erbrachten nur 21 Courant an Steuern, während der Cismarer Krug allein schon 16 Courant entrichten musste. In Guttau gab es damals zwei und in Rüting einen Krug. Und ein ganz besonderes Lob hatte der damalige Amtsschreiber noch für den Klosterkrug, seinen Wirt und die Besucher: „Es sind die Besten, sie zahlen prompt und sind die Ordentlichsten, während die anderen Krüger die Gelegenheit geben, das Geld durch Saufen und Verspielen zu verbringen“. Der Gesamtverbrauch des Biers im Bereich des Amtes Cismar wurde damals übrigens auf rund 800 Tonnen beziffert.
 
1740 wurde mit dem Höchstgebot Johannes Bahr langjähriger Erbpächter des Cismarer Klosterkruges. Ihm folgte Jürgen Behrend Bendfeld. Der Cismarer Klosterkrug war zu dieser Zeit, also Mitte des 18. Jahrhunderts, ein herausragendes Gebäude mit zwei Etagen, Ziegeldach und Schornstein. In einem Anbau befand sich die Brauerei. Diese Angaben sind in Brandakten aus dem Jahre 1776 enthalten. 1783 gelangte der Krug in den Besitz der Familie Bornkamp, die auch die Landwirtschaft betrieb. Dazu kam eine „Hökerei“, also ein Kaufmannsladen.
Es folgten wechselnde Besitzer des Klosterkruges, bis er 1855 von dem Gastwirt Böttcher erworben wurde. Jetzt werden zum Krug gehörend auch ein Ballsaal mit Orchester und ein Kegelhaus mit Kegelbahn genannt. Dazu kamen beheizbare Schlafzimmer für Gäste, und alles deutet darauf hin, dass der Klosterkrug zu dieser Zeit bereits ein Zentrum des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens in Cismar war.
Besondere Bedeutung gewann Cismar mit seinem Krug durch die Reisen der Bürger des Kreises Oldenburg nach Cismar zum Amt. Sie fanden im Klosterkrug eine optimale Betreuung. Und kein Geringerer als der große Dichter Klaus Groth hat den Klosterkrug besungen und ihm schon früh ein literarisches Denkmal gesetzt. In dem Gedicht „Wenn die Lerch zieht“ hinterließ der Dichter seine Erinnerung an Cismar und an den Klosterkrug. Das Original dieses Gedichtes befindet sich noch heute im Familienbesitz der Enkel des bekannten Klosterkrug-Wirtes Rüder, der Nachfolger des Wirtes Böttcher geworden war.
Theodor Rüder, zuvor Kellner in Lensahn, war ein Wirt mit großen gastronomischen Fähigkeiten. Bei dem Fischreichtum und dem Wild vor der Tür gab es hier herrliche Gerichte. Die Bauern der Insel Fehmarn zahlten ihre Steuerschulden an den Kreis nicht etwa bei der Bank oder über die Post ein, sondern brachten sie höchstpersönlich mit Pferd und Wagen nach Cismar. Das war für sie die beste Gelegenheit, gleich mehrere Tage im Klosterkrug zu verbringen und die gute Küche des Wirtes, aber auch sein Bier und Köm, zu genießen. Eine Fahrt nach Cismar war für manche Bauern, nicht nur für die Fehmaraner, ein Jahreserlebnis. Dabei war die Zeche, die bei Rüder zu zahlen war, meist wesentlich höher als die an das Steuerbüro des Amtes zu entrichtenden Beträge.
 
Anfang dieses Jahrhunderts und bis in die jüngste Zeit hinein war der Klosterkrug Treffpunkt für alle Vereine und Verbände. Aus Altersgründen trennte sich die Familie Rüder nach 70-jährigem gastronomischen Wirken von dem Klosterkrug, für den dann langsam leider der Niedergang begann. Über Nacht praktisch waren die Vereine und Verbände der Möglichkeit für Veranstaltungen und Feste beraubt. Aber dann kam der „Silberstreif am Horizont“, die Gemeinde Grömitz als Rechtsnachfolger der Gemeinde Cismar erwarb den Klosterkrug, um ihn im Rahmen der Dorferneuerung zu einem gesellschaftlichen und neben dem eigentlichen Klosterkomplex auch wieder zu einem kulturellen Zentrum des Klosterdorfes Cismar zu machen.


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