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Reporter Timmendorf

Bürgermeisterwahl in Bad Schwartau: Bewerberinnen und Bewerber stellten sich der Öffentlichkeit vor

Die zwei Bewerberinnen und Bewerber mit Moderator R.SH-Chefkorrespondent Carsten Kock (m.): Dr. Katrin Engeln (v.l.), Dr. Uwe Brinkmann, Justin Heuer und Nadine Wiederhold.

Die zwei Bewerberinnen und Bewerber mit Moderator R.SH-Chefkorrespondent Carsten Kock (m.): Dr. Katrin Engeln (v.l.), Dr. Uwe Brinkmann, Justin Heuer und Nadine Wiederhold.

Bild: Stefan Setje-Eilers

Bad Schwartau. Moderiert von R.SH-Chefkorrespondent Carsten Kock fand am vergangenen Donnerstag in der nahezu voll besetzten Ludwig-Jahn-Halle die offizielle Vorstellungsrunde der Stadt Bad Schwartau zur Bürgermeisterwahl am 8. Mai statt. Zur Wahl stellen sich der bisherige Amtsinhaber Dr. Uwe Brinkmann (44, Volljurist, parteilos), Nadine Wiederhold (46, Diplom-Pädagogin, parteilos), Dr. Katrin Engeln (54, Diplom-Physikerin, Einzelkandidatin) und Justin Heuer (20, IT-Fachmann, Student, parteilos). (Die Kandidaten und ihre Programme wurden bereits ausführlich in unserem Familienwochenblatt „der reporter“ vorgstellt.)
Sie nahmen zu Fragen Stellung, die der Hauptausschuss herausgearbeitet und vorgegeben hatte, sowie zu weiteren Fragen aus dem Publikum.
 

Zum lockeren Aufgalopp bat Carsten Kock die Bewerberinnen und Bewerber darum, Schulnoten für Bad Schwartau zu vergeben. Justin Heuer befand, dass die Stadt eine schöne Fassade habe und gab zunächst eine „gute 2“. Darüber hinweggeschaut, offenbarten sich für ihn aber viele Probleme, so dass sein Gesamtergebnis eine 4 minus sei. Auch Nadine Wiederhold machte einige Baustellen aus und vergab eine 3 minus. Amtsinhaber Dr. Brinkmann sträubte sich dagegen, mit Zahlen zu hantieren und sagte stattdessen: „Ich brauche keine Zensuren zu vergeben, sondern sehe die Fakten: Bad Schwartau ist eine wachsende Stadt, ein hoch attraktiver Standort, sowohl zum Arbeiten als auch zum Leben.“ Und Katrin Engeln urteilte: „Ich werde mein Bad Schwartau nicht schlecht zensieren, es ist Luft nach oben: Aber ich gebe eine 2 minus.“
Erstes und vermeintlich auch mit den höchsten Kosten verbundenes Thema waren anschließend Bad Schwartaus Schulen. Dabei ging Dr. Brinkmann auf den aktuell laufenden Bau des Gymnasiums am Mühlenberg ein – die mit 30 Millionen Euro teuerste Einzelinvestition in der Geschichte der Stadt Bad Schwartau. Zudem machte er sich für den Neubau der Grundschule Cleverbrück unter Einwerbung von Fördergeldern stark. „Das hat oberste Priorität. Hier leben die meisten Kinder und Jugendlichen. Wenn die Politik den Beschluss fasst, werden wir in 18 Monaten die Grundschule Cleverbrück neu bauen, ohne dass der laufende Unterricht bereinträchtigt wird.“
 

Als Mutter von sechs Kindern kenne sie alle Schulen, sagte Dr. Katrin Engeln. Sie wolle vor dem Hintergrund der immer wichtiger werdenden Ganztagsbetreuung den Fokus auf beide Grundschulen legen. In Sachen Grundschule Cleverbrück wies sie auf die stark befahrenen Straßen um die Schule herum hin. „Durch den Schulhof im Inneren haben wir einen geschützten Bereich.“ Daher sprach sie sich dafür aus, die Schule nicht neu zu bauen, sondern zu moderniseren.
Für Justin Heuer ist das zentrale Thema an Bad Schwartaus Schulen die Digitalisierung. Als ehemaliger Schüler des Gymnasiums am Mühlenberg (GaM), der letztes Jahr dort Abi gemacht hat, wisse er, wie schleppend das vorangehe. Bauliche Mängel kritisierte er zudem am Leibniz-Gymnasium. Und bezüglich der Grundschule Cleverbrück sprach er sich ebenfalls für einen Neubau aus. „Es bringt nichts, wenn wir den Schülern eine halbfertige Schule andrehen.“
Nadine Wiederhold hingegen wollte sich nicht festlegen: Sie wolle die Kinder beteiligen, „die sich dort den ganzen Tag aufhalten. Das ist ein Punkt, an dem Bad Schwartau nicht sparen darf.“ Und man müsse abwägen, was günstiger bei der Grundschule Cleverbrück sei: Neubau oder Sanierung. Für sie sei die Angelegenheit eine klassische Projektplanung. Wenn die Politik laufend alle notwendigen Informationen erhalte, werde sie letztlich auch die richtige Entscheidung treffen.
Nach Abschluss des Themas Schule kam eine Zwischenfrage aus dem Publikum von Michael Neese, Geschäftsführer der Kindertagesstätte an der Christuskirche, wie es denn mit der Schaffung von Betreuungsplätzen für Vorschlukinder aussehe, zumal die Stadt die gesetzlich vorgeschriebene Betreuungsquote nicht erfülle.
 

Nadine Wiederhold sagte dazu: „Sicherlich wird es in Bad Schwartau einen Bedarfsplan für die Kinderbetreuung geben. Die entsprechenden Zahlen dazu kenne ich jedoch nicht. Aber: Hier geht es nicht darum, ob wir das wollen, sondern wir müssen das erfüllen.“
Justin Heuer legte seinen Fokus bei dieser Frage vor allem auf den Stadtteil Cleverbrück: „Es gibt keine zwei Meinungen. Vor dem Hintergrund der geplanten Nachverdichtung in Cleverbrück muss dort ein Kindergarten gebaut werden. Es müssen dort Kitaplätze entstehen.“
Dr. Katrin Engeln sprach sich diesbezüglich nicht nur dafür aus, dass Kitaplätze eingerichtet werden, sondern auch wo: „Es entstehen gerade neue 100 Plätze in der Stadt. Ich weiß, dass auch das nicht ausreicht. Mir ist aber wichtig, dass die Plätze da entstehen, wo die Menschen wohnen – ohne in einen anderen Stadtteil fahren zu müssen.“
 

Dr. Uwe Brinkmann nahm wie folgt Stellung: „Entgegen den Einschätzungen des Kreises Ostholstein haben wir steigende Kinderzahlen.“ Neben 100 geschaffenen Plätzen habe es Gespräche mit der katholischen Kirche im Stadtteil Kaltenhof gegeben, die bereit sei, eine Kita zu errichten. Für den Stadtteil Cleverbrück forderte er erneut den Schulneubau und damit gleich den Kitaneubau an selber Stelle zu verbinden – und das Förderprogramm „Moderne Stadt“ zu nutzen: Jeweils ein Drittel der Finanzierung entfielen dann auf Bund, Land und die Stadt Bad Schwartau.
Im anschließenden Punkt „Soziales – Was fehlt in Bad Schwartau?“, befand Justin Heuer: „Auf Neu-Cleverbrück wird immer ein bisschen her­abgeschaut. Das ist schade. Denn Bad Schwartau ist eine charmante Stadt.“ Er schlug die Einrichtung einer Begegnungsstätte für alle Generationen und alle sozialen Schichten vor, um Missverständnisse auszuräumen und mehr miteinander zu kommunizieren.

Dr. Katrin Engeln befand: „Viel Soziales wird in unserer Stadt von Vereinen und Verbänden übernommen. Aber wenig davon ist sichtbar.“ Sie schlug einen „guten Internetauftritt der Kommune vor“ und könne sich gegen eine zunehmende Vereinsamung eine Begegnungsstätte im ehemaligen Amtsgericht vorstellen.
Auch Dr. Uwe Brinkmann will die Menschen zusammenbringen. Aber: „Immer mit Blick auf das Gemeinwesen! Wir brauchen Strukturen, die kostenlos sind“. Das gelte insbesondere für den kinderreichsten Stadtteil Cleverbrück.
Nadine Wiederhold bezeichnete das soziale und ehrenamtliche Engagement in der Stadt als „sehr gut“. Auf sozialer Ebene könne sie sich beispielsweise eine engere Zusammenarbeit von Seniorenbeirat und Jugendarbeit vorstellen.
In Sachen Wirtschaft und der Frage, ob Bad Schwartau wachsen solle und sich neue Betriebe ansiedeln sollten, sprachen sich alle Kandidaten für ein moderates Wachstum aus. Justin Heuer kritisierte in diesem Zusammenhang die Leerstände im Gewerbegebiet „Auf der Wasch“ und in der Innenstadt in der Lübecker Straße. Aber: „Wir brauchen auch nicht den siebten Hörgeräte­akustiker oder den fünften Bäcker auf wenigen Metern Entfernung.“ In Bad Schwartau würden um 18 Uhr die Bordsteine hochgeklappt. Angebote abends gebe es gar nicht.
Dr. Katrin Engeln befand „Wirtschaft ist wichtig für die Stadt und es ist natürlich gut, wenn Bad Schwartau ein starker Wirtschaftsstandort ist. Wir dürfen uns dem Wachstum nicht verschließen. Aber wir müssen auch überlegen, wieviel Fläche versiegeln wir.“ Daher sei es sinnvoll, zunächst einmal Flächen, die frei sind und genutzt werden könnten, transparent zu machen.
 

Dr. Uwe Brinkmann meinte dazu: „Wir müssen gucken, dass wir attraktive Unternehmen in die Stadt bekommen.“
Aus vielen Gesprächen habe Nadine Wiederhold erfahren, dass viele Gewerbe aus Bad Schwartau abwanderten, weil sie beispielsweise Probleme hätten, ihre Azubis zu versorgen – Stichwort Wohnraum schaffen. Die Infrastruktur müsse verbessert, Anreize müssten geschaffen werden.
Die Kandiaten sprachen sich zudem dafür aus, die „Holstein Therme“ möglichst auch wieder als der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung zu erhalten. Weitere Themen zum Ende der Veranstaltung waren der Tourismus in der Stadt, die Nachverdichtung im Stadtteil Cleverbrück, das Amtsgericht und die maroden Fahrradwege in der Stadt.
Das große Thema zukünftiger „Standort eines Sportzentrums“, das die Mitglieder der beiden großen Vereine VfL und Olympia Bad Schwartau – und hier vor allem die Fußballabteilungen – betrifft, wurde dagegen nur am Rande behandelt. Justin Heuer und Nadine Wiederhold würden den Standort auf dem jetzigen SVO-Gelände erhalten und ausbauen. Dr. Katrin Engeln favorisiert hingegen eher das VfL-Geände im Riesebusch und Dr. Uwe Brinkmann schlug vor, die städtischen Plätze an den beiden Gymnasien mit in die Planung einzubeziehen.


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