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Reporter Timmendorf

Einwohnerbefragung zur Tourismusakzeptanz: Ergebnisse wurden in Timmendorfer Strand vorgestellt

Bente Grimm vom Institut NIT (von links), Tourismuschef Joachim Nitz, Bürgervorsteherin Anja Evers und Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke präsentierten die Umfrageergebnisse in Timmendorfer Strand.

Bente Grimm vom Institut NIT (von links), Tourismuschef Joachim Nitz, Bürgervorsteherin Anja Evers und Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke präsentierten die Umfrageergebnisse in Timmendorfer Strand.

Bild: René Kleinschmidt

Timmendorfer Strand. Im Rahmen einer Einwohnerversammlung wurden am Donnerstag, dem 9. Februar, die Ergebnisse der Einwohnerbefragung zur Tourismusakzeptanz vorgestellt („der reporter“ berichtete bereits kurz). Die Gemeinde hatte in Zusammenarbeit mit der Timmendorfer Strand Niendorf Tourismus GmbH die Einwohner im vergangenen Jahr in zwei Wellen zu deren Einstellungen und Meinungen zum Tourismus befragt. Etwa 90 Timmendorfer waren nun der Einladung in die Trinkkurhalle gefolgt.

Die Ergebnisse wurden von Bente Grimm vom beauftragten Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT, Kiel) präsentiert. Insgesamt haben sich 1.225 Personen mit vollständig ausgefüllten Fragebogen beteiligt. Die Daten wurden nach Alter, Wohnort und Art des Wohnsitzes (Haupt- und Nebenwohnsitz) gewichtet und sind repräsentativ für die Einwohner der Gemeinde Timmendorfer Strand.

Umfrage-Ergebnisse

Die Studie ergab, dass 95% der Timmendorfer gerne in der Gemeinde leben. 94% der Befragten schätzen die Bedeutung des Tourismus‘ für den Ort als hoch ein. Die eindeutige Mehrheit der Befragten (71%) sieht für Timmendorfer Strand positive Effekte, negative Effekte geben nur 23% an. Die Wahrnehmung ändert sich allerdings, fragt man nach den Auswirkungen des Tourismus‘ für die Bürger persönlich. 46% der Befragten empfinden den Tourismus in seinen Auswirkungen auf die eigene Lebenssituation als negativ. Die Mehrheit der Befragten (68%) ist der Meinung, dass die Menge der Touristen in der Gemeinde Timmendorfer Strand zu hoch ist.

Als zu hoch empfunden wird vor allem die Anzahl der Tagestouristen (78%), die Anzahl der Übernachtungstouristen wird von einem deutlich geringeren Anteil der Befragten als zu zahlreich angegeben (37%). Zu den positiven Effekten des Tourismus zählen viele Befragte unter anderem die Förderung der lokalen Wirtschaft (89%), ein vielfältigeres Angebot an Gastronomie (80%) und eine gute Nahversorgung/Einkaufsmöglichkeiten (78%). 65% der Befragten sehen durch den Tourismus eine Imageförderung für den Ort und 58% nannten die Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen als positiven Effekt.

Als negativen Effekt nennen fast alle Befragten (98%) Verkehrsprobleme, fast genauso viele (93%) sind der Meinung, dass es im Ort durch die Touristen (zeitweise) zu voll bzw. überlaufen ist. Etwas mehr als zwei Drittel (72%) der Befragten fühlen sich durch die Touristen in ihrem Alltag gestört. Bei dem weit überwiegenden Teil wird diese Beeinträchtigung aber nur zeitweise/in der Saison wahrgenommen (54%), ganzjährig von den Touristen gestört fühlen sich 19% der Befragten.

92% der Einwohner denken, dass durch den Tourismus manche Dinge teurer werden. 73% der Befragten fühlen sich weniger gut oder schlecht über die touristischen Pläne in Timmendorfer Strand informiert und wünschen sich künftig mehr Information beispielsweise durch Presse, Newsletter und Dialog-/Diskussionsveranstaltungen. Die Information über soziale Medien ist für 33% der unter 49-Jährigen relevant, aber nur für 4% der über 64-Jährigen.

Im Rahmen der Studie wurde auch die Meinung zu Veranstaltungen in der Gemeinde abgefragt. Dabei kam heraus, dass fast ein Drittel der Befragten sich inhaltlich von den Veranstaltungen angesprochen fühlt. Die Mehrheit der Befragten (60%) ist der Meinung, dass die Veranstaltungen eher etwas für Touristen sind. Bei der Frage, welche Veranstaltungen in Timmendorfer Strand zukünftig häufiger stattfinden sollten, wurden Konzerte, Märkte und Theater/Kinoangebote besonders häufig genannt. 48% der Befragten nannten bei der Befragung auch Ideen bzw. generelle Verbesserungsvorschläge. Wichtige Anliegen dabei waren (Veranstaltungs-) Angebote für Einheimische und Angebote für Familien/Kinder.

Jeweils etwa jeder Fünfte äußerte Verbesserungsvorschläge in den Bereichen Strand und Verkehr. Für den Strand wurden vor allem Wünsche für mögliche Veranstaltungen genannt, im Verkehrsbereich ging es hingegen hauptsächlich um das Fahrradfahren auf der Promenade und der Fahrradstraße. Weitere wichtige Anliegen waren saisonunabhängige Angebote und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Einheimische und Saisonkräfte.
Die Ergebnisse sind ähnlich wie in der Nachbargemeinde Scharbeutz, wo die Ergebnisse deren Einwohnerbefragung im November 2022 vorgestellt wurden („der reporter“ berichtete).

Diskussion nach der Präsentation

Im Anschluss an die Präsentation entwickelte sich eine angeregte Diskussion insbesondere zu den Themen Wohnen, Verkehr, Tagesgäste versus Übernachtungsgäste. „Wir bedanken uns sehr bei allen, die sich an der Befragung beteiligt haben, nehmen die Ergebnisse ernst und werden mit der Politik die zukünftigen Aufgaben in Angriff nehmen beziehungsweise weiter vorantreiben,“ so Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke. „Die Bedenken und Anregungen verschwinden also nicht in der Schublade. Aber als Tourismusgemeinde verdienen wir mit dem Tourismus Geld und alles können wir nicht abstellen. Ein Herunterfahren des Tourismus in einigen Bereichen muss man in ,homöopathischen Dosen‘ vornehmen, sodass wir immer noch gut davon leben können, aber alle zufrieden sind, das geht aber nicht von heute auf morgen und dauert seine Zeit.“

Nach einigen kritischen Stimmen aus dem Publikum sagte Tourismus­chef Joachim Nitz, der seit 24 Jahren als Touristiker im Amt ist: „Der Tourismus wurde schon immer kritisiert, das ist nicht neu. So war es auch damals, als das Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern auf einmal mehr gemacht hat als Schleswig-Holstein und wir sollten mehr Gäste anlocken, jetzt macht man anscheinend zu viel.“

Wie geht es weiter?

Nachdem nun die Ergebnisse der Umfrage vorliegen und vorgestellt wurden, werden jetzt die Themenschwerpunkte, Anregungen und Verbesserungsvorschläge intern ausgewertet.

Gleichzeitig bereiten die Verwaltung und die TSNT GmbH die weiteren Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger vor. Angedacht sind sowohl Präsenzveranstaltungen mit Workshop-Charakter, als auch Aktionen, bei denen sich Interessierte online beteiligen können.

Die Verwaltung und die politischen Vertreter sind sich einig, dass diese Beteiligungsformate erst nach der Kommunalwahl im Mai starten sollen. (rk)


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