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Mehrheit spricht sich für Bahnhaltepunkt „Timmendorfer Strand-Ratekau“ aus: Timmendorfer Politiker aber streiten weiter um Neuhof ...

So könnte nach ersten Ideen der gemeinsame Bahnhaltepunkt in Ratekau aussehen. (Grafik: Agentur BahnStadt)

So könnte nach ersten Ideen der gemeinsame Bahnhaltepunkt in Ratekau aussehen. (Grafik: Agentur BahnStadt)

Timmendorfer Strand/Ratekau. „Haltepunkte an der Schienenanbindung der festen Fehmarnbeltquerung“ lautete ein Tagesordnungspunkt der jüngsten Hauptausschuss-Sitzung der gewählten Gemeindevertretung von Timmendorfer Strand Ende November und sorgte für hitzige Diskussionen und ratlose Gesichter bei den anwesenden Gästen. Simon Preis, Jochen Schulz und Jochen Kiphard von Nah.SH, der Nahverkehrsgesellschaft des Landes, präsentierten an diesem Abend im Sitzungsraum des Rathauses die „Nahverkehrsoffensive Lübecker Bucht“, da Timmendorfer Strand den bisherigen Bahnhof mit Wegfall der Bäderbahn verliert. Unter den geladenen Experten war auch der Fachdienstleiter Regionale Planung des Kreises Ostholstein, Horst Weppler.
 
Wenn man sich in Timmendorfer Strand für einen neuen, gemeinsamen Haltepunkt mit Ratekau entscheiden würde, dann könnte ein „größerer, attraktiver Bahnhaltepunkt“, ähnlich einem richtigen Bahnhof, gebaut werden. Die Gemeindevertretung hat allerdings auf ihrer Sitzung Ende März in einer kontroversen Diskussion mit nur einer Stimme Mehrheit (von CDU, WUB und dem parteilosen Udo Halenza) folgenden Beschluss gefasst: „Die Gemeindevertretung nimmt zur Kenntnis, dass die Bäderbahn nicht erhalten bleiben kann, wenn die Schienenanbindung zur Festen Fehmarnbeltquerung in Betrieb geht. Sie begrüßt die Forderung des Kreises Ostholstein, dass im Öffentlichen Personennahverkehr ein adäquater Ersatz geschaffen wird. Für die zukünftigen Planungen spricht sich die Gemeindevertretung grundsätzlich für die Vorhaltung zweier Haltepunkte, namentlich Neuhof und Ratekau, aus. Hierzu wird die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit der Gemeinde Ratekau die wichtigen Eckpunkte bezüglich Bahnhofsgebäude, Sanitäranlagen, Tourismusinformationszentrum, Park & Ride-Plätze, Kostenaufteilung sowie Verkehrskonzepte zusammenzustellen.“ Somit hat man sich damals in einem gültigen Beschluss gegen einen Verzicht auf die Planungen für einen zweiten Haltepunkt in Neuhof (ebenfalls auf Ratekauer Gemeindegebiet) entschieden.
 
 Die Gemeinde Ratekau hat sich am gleichen Tag hingegen einstimmig mit allen anwesenden Mitgliedern ausschließlich für einen gemeinsamen Haltepunkt in Ratekau positioniert. Für einen gemeinsamen Haltepunkt „Timmendorfer Strand/Ratekau“ und den Verzicht auf Neuhof haben sich bereits das Land, der Kreis, die Bahn, Nah.SH und die Gemeinde Ratekau ausgesprochen. Die Gemeinde Ratekau ist auch nicht bereit, für Neuhof zu planen. Ein gemeinsamer Haltepunkt mit Ratekau in Ratekau, die sogenannte „große Lösung“, hätte nach den Experten von Nah.SH viele Vorteile: Unter anderem Direktzüge von Hamburg nach Timmendorfer Strand - im Stundentakt mit einer Fahrtzeit von einer Stunde und ohne Umsteigen in Lübeck, der Halt des Urlaubs-IC in Timmendorfer Strand/Ratekau sowie ein Service-Gebäude mit Tourist-Info, WC-Anlage, etc..
 
Die Kosten für die Bahn, den Bund und das Land belaufen sich auf zirka 4,5 Millionen Euro. Kosten für die Gemeinden betragen rund 3,25 Millionen Euro, bei maximaler Förderung sogar nur noch 450.000 Euro, die beide Gemeinden zur Hälfte tragen. Vom Bahnhof in Ratekau aus soll es dann per Bäderbus an die Ostsee gehen. „Wir bringen die Bäderbahn auf die Straße“, so Simon Preis von Nah.SH , der auch die Linienführung des Bäderbusses beschrieb. Die alte Bahntrasse könnte künftig als Notfalltrasse oder auch als Bus- und/oder Fahrrad-Schnellweg genutzt werden. Timmendorfer Strands Bürgermeisterin Hatice Kara plädierte für den Beschlussvorschlag, diese Planung weiter zu verfolgen: „Wir haben sonst irgendwann gestalterisch das Nachsehen, wenn wir jetzt nicht Farbe bekennen.“ Die Vertreter von SPD und Grüne stimmten der Bürgermeisterin zu. CDU und WUB kritisierten allerdings diverse Details der vorgestellten „Nahverkehrsoffensive“, forderten schon jetzt eine Garantie für die Notfall-Trasse und halten weiterhin an einem zweiten Haltepunkt in Neuhof fest.
 
Über zwei Stunden gab es mehrere Zwischenrufe, kontroverse Diskussionen und kämpferische Wortgefechte. Die SPD brachte dann einen Änderungsantrag ein, der die derzeitige Bestandstrasse als wesentlichen Bestandteil eines Verkehrskonzeptes für die Anbindung der Gemeinde Timmendorfer Strand fordert, unter anderem um eine Verkehrsentlastung für Hemmelsdorf zu gewährleisten. Einem Antrag der Grünen zur Geschäftsordnung auf „Ende der Debatte und Beschlussfassung“ wurde trotz mehrmaligen Nachhakens von der Ausschussvorsitzenden und den anderen Teilnehmern einfach ignoriert. Kurz danach hat CDU zwischenzeitlich laut darüber nachgedacht, eine Beschlussfassung durch Verlassen der Sitzung zu verhindern, da man dann nicht beschlussfähig wäre.
 
Nach mehreren Formulierungsversuchen für den Beschlussvorschlag stimmte man schließlich ab und kam zu folgendem Ergebnis: „Die Gemeinde Timmendorfer Strand begrüßt die Initiative der NAH.SH und spricht sich für zeitnahe, vertiefende Planungen der Haltepunktstandorte Timmendorfer Strand/Ratekau und Neuhof in der Ortschaft Ratekau auf der Grundlage des von der Agentur Bahnstadt erstellten städtebaulichen Konzeptes und des Geländemodells gemeinsam mit der Gemeinde Ratekau aus, um eine Entscheidung über einen oder zwei Haltepunkte vorzubereiten.“ Zuvor wurde vom Land Schleswig-Holstein geprüft, ob die sogenannte „2 1-Variante" für den Erhalt der touristisch wertvollen Bäderbahn realisierbar und finanzierbar ist. Zwischenzeitlich hat Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) am 3. November im Rahmen der Regionalkonferenz öffentlich verkündet, dass die Prüfung abgeschlossen ist und sich eine 2 1 Lösung tatsächlich nicht wirtschaftlich darstellen lässt.
 
Gleichzeitig hat er sich zu einem Haltepunkt gemeinsam mit der Gemeinde Ratekau positioniert als einzige Alternative, um ein attraktives Angebot für eine Anbindung und eine Peripherie zu schaffen. Er will an einer Lösung 2 x arbeiten. Jetzt müssen sich die politischen Vertreter der Gemeinde Timmendorfer Strand nur noch einig sein, bevor der Zug ganz abgefahren ist, denn in den Nachbargemeinden ist man schon viel weiter …


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