Seitenlogo
Reporter Timmendorf

Ukraine-Krieg: Kreis Ostholstein nimmt eine weitere Notunterkunft in Timmendorfer Strand in Betrieb

Timmendorfer Strand. In Timmendorfer Strand hat jetzt nach Grömitz und Bad Schwartau die dritte Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge den Betrieb aufgenommen. In der 3-Felder-Sporthalle und in der Sporthalle des Ostsee-Gymnasiums stehen zirka 130 Plätze zur Verfügung.

Landrat Reinhard Sager erklärt: „Der Angriffskrieg von Putin gegen den souveränen Staat Ukraine ist mit nichts zu rechtfertigen. Er trifft unschuldige Menschen und richtet sich gegen unsere Werte von Demokratie, Frieden und Freiheit sowie die unveräußerlichen Menschenrechte. Unser Kreis steht an der Seite der ukrainischen Bevölkerung, die unser Mitgefühl und unsere Solidarität hat. Die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Ostholstein haben in den vergangenen Tagen und Wochen ihre Solidarität und Hilfsbereitschaft gezeigt. Gemeinsam mit den Städten, Gemeinden und Ämtern setzen wir alles daran, die Menschen aus der Ukraine aufzunehmen und ihnen Schutz vor Krieg, Unrecht und Verfolgung zu gewähren. Hierfür hat der Kreis einen Krisenstab eingerichtet, der mit allen Kommunen und Hilfsorganisationen in regelmäßigem Kontakt steht."

Sager weiter: "Ich freue mich, dass unsere Kommunen in Ostholstein, die entsprechende Kapazitäten haben, so schnell und unkompliziert bereit sind, ihre Sporthallen für die dringend notwendigen Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Bis der Zustrom der Geflüchteten besser geregelt werden kann, benötigen wir dringend diese Zwischenstationen. Mein Dank gilt daher den drei bisher beteiligten Kommunen, der Gemeinde Grömitz, die als erste Sporthallen zur Verfügung gestellt und damit bereits den ersten rund 150 Flüchtlingen Unterkunft ermöglicht hat, der Stadt Bad Schwartau, wo zwischenzeitlich über 50 Personen aufgenommen wurden, und jetzt der Gemeinde Timmendorfer Strand mit der Bereitstellung ihrer Sporthallen sowie den beteiligten Hilfsorganisationen. Hierzu gehören Freiwillige Feuerwehren, DRK, JUH, ASB, MHD, THW und viele andere Beteiligte wie hier die S.P.U.-Solutions, die uns so professionell, schnell und unbürokratisch – zuerst ehrenamtlich und in der Folge jetzt auch hauptamtlich – unterstützt haben und weiterhin unterstützen, um die Versorgung und Betreuung der Geflüchteten wahrzunehmen.“

Simone Tackenberg, Leiterin des Krisenstabes und Fachbereichsleiterin des Fachdienstes Soziales, Jugend, Bildung und Sport, ergänzt: „Wir sind uns bewusst und bedauern, dass vorübergehend für diese Maßnahmen der Sport in den Schulen und Sportvereinen an diesen Standorten heruntergefahren werden muss. Dies ist in der jetzigen Lage aber unvermeidbar. Da das Land derzeit noch über keine ausreichende Kapazitäten in den Erstaufnahmeeinrichtungen verfügt, werden den Kreisen Flüchtlinge direkt zugewiesen, die dann erst einmal untergebracht werden und registriert werden müssen, bevor sie auf die Kommunen verteilt werden können.“

Nach dem Königsteiner Schlüssel sind es für Schleswig-Holstein rund 34.000 Personen, heruntergebrochen auf den Kreis Ostholstein über 2.300 hilfsbedürftige Menschen, die untergebracht, betreut und versorgt werden müssten.

Für die Kommunen sei es aber derzeit schwierig, genügend längerfristige Unterkünfte bereitzustellen, da überall im Land erhebliche Wohnraumknappheit bestehe. Zukünftig solle dann das bekannte und bewährte System über die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes umgesetzt werden. Von den über 200 zugewiesenen und erfassten Menschen hätten aber bereits mehr als die Hälfte auf die Kommunen verteilt werden können.

Jan Henrich, Koordinator für die Notunterkünfte, bedankt sich ebenfalls bei den beteiligten Kommunen und Hilfsorganisationen. „Nachdem das Land die Kreise erst am Mittwochabend, 9. März, gebeten habe, kurzfristig Notunterkünfte für 300 bis 500 Personen in Ostholstein zu schaffen, haben wir es Dank der tollen Hilfe der Gemeinde Grömitz und der dort beteiligten Feuerwehr, DRK und ASB geschafft, schon innerhalb von zwei Tagen die erste Notunterkunft für rund 150 Personen in Grömitz einzurichten.“

Dank Bereitstellung durch die Stadt Bad Schwartau sei bereits am Sonntag, 14. März, die dortige Notunterkunft mit Hilfe von Feuerwehr, DRK, Johanniter und MHD bereit gewesen. Zwischenzeitlich seien dort aber über 50 Personen angekommen und versorgt worden. Nachdem unter großem Einsatz zuerst alle Helferinnen und Helfer der Organisationen ehrenamtlich dabei gewesen seien und Unglaubliches geleistet hätten, sei man jetzt an allen drei Standorten zu einer hauptamtlichen Betreuung übergegangen, da das Ehrenamt auf Dauer nicht in diesem Maße belastet werden könne.

„Mit der Inbetriebnahme der Flüchtlingsunterkunft in Timmendorfer Strand haben wir kurzfristig ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten für die Geflüchteten schaffen können,“ so Henrich. Um auch zukünftig für Flüchtlingsströme vorbereitet zu sein, schafft der Kreis Ostholstein derzeit in Ratekau (Hannes-Zobel-Halle) und in Großenbrode (ehem. Demenzhotel) zwei weitere Notunterkünfte mit insgesamt rund 180 Betten. Weiterhin wird die Sievert-Halle in Eutin ab Anfang April als Notunterkunft mit rund 150 Betten ertüchtigt, um auch weiterhin gut vorbereitet zu sein.

Landrat Sager zieht als Fazit: „Es ist beeindruckend, was die ostholsteinischen Kommunen und Hilfsorganisationen, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises in dieser kurzen Zeit geleistet haben. Solange der Angriffskrieg auf die Ukraine aber weitergeht, wird der Flüchtlingsstrom nicht abnehmen, so dass wir alle längerfristig in erheblichem Maße belastet werden und Einschränkungen hinnehmen müssen. Wir tun unser Möglichstes, um die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.“

Er sei sich aber sicher, dass alle Bürger Verständnis dafür haben und sei begeistert von den gewaltigen Hilfsangeboten aus der Bevölkerung, sei es durch Geld- und Sachspenden oder auch durch Zeitspenden ehrenamtlicher Helfer, die auch weiterhin benötigt würden, um die ukrainischen Geflüchteten zu versorgen und zu betreuen. Für eine längerfristige Unterbringung werde viel Wohnraum benötigt.

Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke führt aus: „Ich bin sehr froh, dass auch Timmendorfer Strand durch das kurzfristige Herrichten der Sporthallen seinen Beitrag dazu leisten kann, den flüchtenden Menschen schnell eine erste Unterkunft und damit ein Dach über dem Kopf, warme Mahlzeiten und Sicherheit bieten kann.“

Partheil-Böhnke weiter: „Daneben bin ich sehr stolz und dankbar für die enorme Hilfsbereitschaft unserer Bürgerinnen und Bürger in dieser für alle schwierigen Situation sowie dankbar für das Verständnis, dass die Sportvereine und Schulen vorübergehend auf die Nutzung ihrer Hallen verzichten müssen. Ohne die große Hilfsbereitschaft durch Spenden, aber auch durch tatkräftige Unterstützung zum Beispiel bei der Ausstattung der Unterkünfte wären wir nicht in der Lage, in so kurzer Zeit vielen Menschen eine sichere Bleibe stellen zu können.“

Sein besonderer Dank geht an alle Helferinnen und Helfer, die es durch ihren Einsatz erst möglich machen, dass die Gemeinde Timmendorfer Strand bei der Bewältigung des Flüchtlingsstromes unterstützen kann. „Wir werden auch in den nächsten Monaten auf ehrenamtliche Unterstützung angewiesen sein, aber ich bin mir sicher, dass die Timmendorfer die Gemeinde auch weiterhin so tatkräftig unterstützen werden und großes Verständnis aufbringen werden, wenn dadurch der gemeindliche Ablauf an einigen Stellen nicht so reibungslos funktionieren wird, wie wir es sonst gewohnt sind,“ so der Timmendorfer Bürgermeister. „Derzeit sind bereits 75 Flüchtlinge in der Gemeinde in privaten Wohnungen untergebracht und wir werden weitere Wohncontainer anschaffen müssen.“

Torben Flohr von den Johannitern berichtet von seinen bisherigen Erfahrungen in Bad Schwartau: „Die Mitarbeit mit allen Beteiligten funktioniert wunderbar und es läuft viel über den kurzen Dienstweg.“ Die Johanniter kümmern sich bei der Erstaufnahme, wie sie zukünftig auch in der Notunterkunft in Tmmendorfer Strand stattfindet, unter anderen um die Corona-Tests und medizinische Untersuchung der Geflüchteten. „Die meisten Menschen, fast ausschließlich Frauen und Kinder, kommen mit Hunger und Schlafmangel zu uns. Und aus der Unterkunft in Bad Schwartau wissen wir, dass die geflüchteten Menschen auch zurückgehen wollen und nur zum Schutz ihrer Kinder die Ukraine verlassen haben.“

Landrat Sager: „Ich bitte alle, die helfen wollen, diese Hilfsangebote an die richtigen Stellen zu richten. Bitte bringen Sie keine Spenden zu den Notunterkünften, da sie dort nicht entgegengenommen werden können.“

Unterstützung und Hilfsangebote für Geflüchtete: Was wird wo gebraucht?

Ostholstein. Der Kreis bittet, Sach- und Geldspenden an die Integrationsstellen der Kommunen zu richten und dass Angebote für Wohnraum an die hierfür Beauftragten der Kommunen gerichtet werden.

Die jeweiligen Ansprechpartner sind auf den Ukraine-Seiten des Kreises unter www.kreis-oh.de oder bei den jeweiligen Kommunen auf deren Webseiten zu finden.

Außerdem sucht der Kreis dringend Dolmetscher für ukrainisch und russisch für die Verständigung mit den Geflüchteten sowie Lkw-Fahrer, die bereit sind, ehrenamtlich oder ggf. auf Honorarbasis Transporte für die Ausstattung und Versorgung der Notunterkünfte zu fahren.

Personen, die hierzu bereit sind, wenden sich bitte direkt per E-Mail an Jan Henrich unter j.henrich@kreis-oh.de.

Viele Informationen und Hilfsangebote für die ukrainischen Flüchtlinge sowie auch Ansprechpartner für diejenigen, die helfen wollen, sei es durch Geld-, Sach- oder Zeitspenden oder auch durch das Angebot von Wohnraum, finden sich auf den Ukraine-Seiten des Kreises auf www.kreis-oh.de auch in ukrainischer Sprache.


Weitere Nachrichten aus Tdf. Strand

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen