Reporter Timmendorf

Ärztinnen aus Bad Schwartau bei Neubau einer Krankenstation in Nepal

Nepal/Bad Schwartau. Festliche Einweihung einer neu gebauten Krankenstation in einem abgelegenen Teil von Nepal. Mit dabei: Drei Ärztinnen aus Bad Schwartau. Sie berichten von ihren Erfahrungen.

Der große Tag  
„Fahnen wehen im Wind, das Rascheln von festlichen Kleidern ist zu vernehmen, es riecht nach frisch gekochtem Reis, die Sonne wärmt die Haut, Blumen werden herumgereicht - so leicht und schön erinnere ich die Einweihungszeremonie des gerade von uns fertig gestellten Gemeindehaus mit Krankenstation in Nepal“ erinnert sich Sophia Stegemann, Ärztin aus Bad Schwartau und Mitglied der Lübecker Hilfsorganisation VIA CODIUM e.V. „Rund hundert Gäste, darunter die Dorfbewohner, lokale Politiker, Dorflehrer, die Handwerker, die maßgeblich am Bau beteiligt waren und natürlich unsere nepalesischen Freunde tummelten sich hier voller Freude“. Doch diesem festlichen Ereignis ging ein langer und teils beschwerlicher Weg voraus.

Aufbau des Projektes
Im Jahre 2015 kam es zu zwei verheerenden Erdbeben, welche viele Regionen in Nepal nahezu vollständig zerstörten. In dem kleinen Dorf Jhule wurden die Steinhäuser zu über 90 Prozent schwer beschädigt und die Menschen hatten von einem Tag auf den nächsten buchstäblich kein Dach über dem Kopf. Gemeinsam mit einer nepalesischen Hilfsorganisation entschloss sich eine Gruppe von Ärzten und Lehrern in Lübeck, den eigenen Verein VIA CORDIUM zu gründen und vor Ort zu helfen. Die Bewohner des kleinen Dorfes Jhule wurden befragt was ihnen, nach Übergabe von Nahrung, Kleidung,
Wellblechdächern und Bau von Toiletten am meisten helfen würde und sie sagten, ein Gemeindehaus mit Krankenstation wäre ihr größter Wunsch. In dem Gemeindehaus könnte der Dorfrat zusammenkommen, die Frauengemeinschaft, Hochzeiten könnten abgehalten und Kinderfeste gefeiert werden. Und da das Dorf sehr abgelegen und nur schwer zu erreichen ist, wäre eine Krankenstation für die Gesundheit der Bewohner des Dorfes eine große Hilfe.

In Nepal gibt es keine Krankenversicherung und die Menschen im Dorf sind arm, das selbst angebaute Gemüse reicht gerade für die eigene Grundversorgung und die nächste Krankenstation ist viele Kilometer entfernt. Gesagt, getan – doch wo und wie baut man eine Krankenstation auf dem Dach der Welt? „Es war ein großes Abenteuer mit Überraschungen und Wendungen“ erinnert sich Dr. Laura Tomala, Ärztin aus Bad Schwartau und Vizevorsitzende von VIA CODIUM „die Region, wo das Haus entstehen sollte, liegt an einem Terrassenfeld. Es musste daher zunächst der Hang mühevoll abgetragen und durch eine spezielle Mauer stabilisiert werden. „Die Dorfbewohner haben den Hang teilweise mit den Händen abgetragen“ so Tomala weiter.
„Es hat uns gezeigt, dass die Dorfbewohner diesen Bau unbedingt wünschen und sie den Wunsch nicht von uns übergestülpt bekommen haben“. Im nächsten Schritt konnte mit dem eigentlichen Bau des Hauses begonnen werden. Damit es auch bei einem nächsten Erdbeben standhält, fiel die Wahl auf spezielle Backsteine, die in der Mitte über ein Loch mittels stabiler Drahtstangen verbunden werden. Dach, Türen, Fenster, Toilette, Dusche – und nun noch der letzte Anstrich und die Einrichtung – und es fällt der Startschuss zum Gebrauch des Hauses. „Es hat uns fast zehn Jahre intensive Zeit gekostet“, so Dr. Christiane Schwill, ebenfalls Ärztin aus Bad Schwartau „doch bei dem Heranreifen des Hauses haben wir viel gelernt. Bei den jährlichen Untersuchungen der Dorfbewohner durch ein deutsch-nepalesisches Ärzteteam konnten wir genau herausfinden, unter welchen Erkrankungen die Bewohner leiden und wie sie sich auch über die Jahre verändert haben. So konnten wir die Krankenstation gezielt ausstatten.“

Das Ende ist ein Anfang
Die Krankenstation wird von Pflegepersonal dauerhaft besetzt mit direkter Anbindung zum nächstgelegenen Krankenhaus. Enge Kontakte zu der Partnerorganisation in Nepal runden die Versorgung und dauerhafte Unterstützung ab. „Wir planen weiterhin jährliche Besuche unserer Krankenstation“, so Konrad „dabei möchten wir auch weiter medizinische Check-ups anbieten und mit Fortbildungen für medizinisches Know-How sorgen.“ Mit dem Gefühl der Dankbarkeit für diese vielen wertvollen Erfahrungen reiste das 15-köpfige Einsatzteam aus Lübeck aus Nepal ab – im Gepäck die Sicherheit, ein klein wenig vom eigenen Glück weitergegeben zu haben.
Weitere Information über die Lübecker Hilfsorganisation VIA CORDIUM e.V. lassen sich auf der Website www.via-cordium.com finden. (SE)


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