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Am Sonntag Verabschiedung von Pastor Volker Prahl in Gnissau

Pastor Volker Prahl geht in den Ruhestand. Am Sonntag wird er im Gottesdienst in Gnissau verabschiedet.

Pastor Volker Prahl geht in den Ruhestand. Am Sonntag wird er im Gottesdienst in Gnissau verabschiedet.

Bild: KKOH/Heinen

Gnissau. In Volker Prahls Dienstzimmer im alten Pastorat von Gnissau riecht es noch ganz neu. Und eingeräumt ist im Haus auch noch nicht alles. Der Pastor muss sich nicht mehr darum kümmern, denn er geht Ende Oktober in den Ruhestand. Am Sonntag, 14. September um 14 Uhr, wird er in einem Gottesdienst, der bei hoffentlich gutem Wetter im Freien stattfinden soll, durch Pröpstin Christine Halisch und Propst Dirk Süssenbach entpflichtet und verabschiedet – natürlich mit einem kleinen Fest im Anschluss. Im August hat der Pastor seinen 66. Geburtstag gefeiert, und einige Urlaubstage wollen auch noch „abgefeiert“ werden.
Gründe zum Feiern gibt es also mehrere, doch besonders freut sich Pastor Prahl darüber, dass er die Einweihung des „Dorfzentrums Altes Pastorat“ kürzlich noch miterleben durfte. „Als ich 2018 nach Gnissau kam, waren die Vorbereitungen schon so weit gediehen, dass wir ein halbes Jahr später hätten anfangen können“, erinnert er sich. Doch dann kam überraschend ein Bescheid, dass das Gebäude, das ursprünglich abgerissen und im gleichen Stil neu errichtet werden sollte, ab sofort unter Denkmalschutz stehe. Also begannen die Planungen von vorne. Ein Architektenwechsel, Corona, dütt und datt: Erst im Mai 2024 ging der Umbau richtig los. Nicht ohne Grund zeigt Volker Prahl Besuchern gern das Gebäude, dessen Veranstaltungsraum zur Stärkung der Dorfgemeinschaft beitragen soll.
Zufrieden darf er auch mit seinem Berufsleben sein. Der gebürtige Lübecker wuchs eher kirchenfern auf und sein Konfirmandenunterricht war alles andere als vorbildlich. „Wir mussten zu jeder Konfirmandenstunde irgendetwas auswendig lernen, einen Bibeltext oder Liedstrophen und die mussten beim nächsten Mal aufgesagt werden“, so Prahl. „Nicht sehr einladend“ sei das gewesen. Doch zum Glück war seine Schwester in einer benachbarten Kirchengemeinde in der Jugendarbeit aktiv. Dort sei er mit hineingewachsen, sang unter anderem im Chor. „Irgendwann reifte mein Wunsch, Theologie zu studieren“, erinnert er sich. Gesagt, getan und zwar in Hamburg. Weil er zu den geburtenstarken Jahrgängen gehörte und Vikariatsplätze rar waren, folgte ein Praktikum in einer Lübecker Kirchengemeinde – im Bereich Kinder- und Jugendarbeit und Konfirmanden­unterricht.
Zum Vikariat ging er nach Hamburg-Blankenese, war auch dort in der Kinder- und Jugendarbeit tätig, wurde darin gefördert und bestärkt. Inzwischen hatte Volker Prahl selbst eine Familie gegründet – er hat mit seiner Frau drei erwachsene Söhne – und es zog ihn zurück in Richtung der sieben Türme. In Cleverbrück konnte er 1991 als Pastor zur Anstellung, wie das damals hieß, anfangen. Sein älterer Kollege vor Ort ließ ihm viel Freiraum. „Nicht alles war in seinem Sinne. Aber er hat mich einfach machen lassen; das rechne ich ihm hoch an.“ Der junge Pastor hatte sein Thema gefunden, nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen schlechten Erfahrungen als Konfirmand.
Doch auch die diakonische Sozialarbeit interessierte ihn, weshalb er Mitte der 1990er Jahre an der Gründung eines Diakonievereins in Bad Schwartau mitwirkte und in dessen Vorstand Verantwortung übernahm. Dass sich daraus mittelbar letztlich die Diakonie Ostholstein entwickelte und er auch am Aufbau des Diakonischen Werks des Kirchenkreises intensiv beteiligt war, darauf ist Volker Prahl stolz. Ebenso wie auf den Aufbau der Notfallseelsorge in Ostholstein, an der er ebenfalls maßgeblichen Anteil hat.
In Cleverbrück blieb Prahl 16 Jahre, wobei er während der letzten fünf Jahre zum Teil im Jugendwerk des damaligen Kirchenkreises Eutin arbeitete. Dorthin wechselte er 2008 vollständig als Jugendpastor, ein Jahr vor der Fusion mit dem Kirchenkreis Oldenburg. „Junge Leute an den Glauben heranzuführen und ihnen zu zeigen, was das auch für ihr Leben als Fundament bedeuten kann, das war immer meine Vorstellung. Ich bin ein großer Verfechter der – ich nenne es mal – religiösen Sozialisation. Die beginnt in den Kindergärten und ich habe versucht, das im Kirchenkreis groß zu machen.“ Mit dem von Frauen aus aller Welt vorbereiteten Weltgebetstag, den viele Kitas ebenfalls immer noch übernehmen, seien in guten Jahren über 1.000 Kinder im Kirchenkreis erreicht worden.
Jugendarbeit ist für den Lübecker „Zukunftsarbeit“, wie er sagt. Das gelte von den Kindergruppen über die Konfirmandenarbeit bis zu den Jugendfreizeiten. Letztere seien als Erfahrung für das ganze Leben „so etwas Wertvolles, selbst für Menschen, die mit Kirche eigentlich nichts zu tun haben“, ist der Pastor überzeugt. Viele der damals jungen Leute kamen später wieder und wollten sich von ihrem Pastor trauen lassen.
2018 entschied sich Volker Prahl für den Wechsel nach Gnissau, nicht zuletzt, weil er sich für einen Jugendpastor langsam zu alt fühlte. Zu seiner Tätigkeit dort übernahm er Vertretungspfarrämter in Gemeinden mit vakanten Pastorenstellen. Vertretungsweise tätig war Volker Prahl zuletzt auch während der Vakanz des pröpstlichen Amtes in Eutin, wo er dann nach der Wahl von Pröpstin Christine Halisch die Geschäftsführung des Evangelischen Zentrums innehatte.
Bis auf Weiteres wird Pastorin Carola Beno die Gemeinde Gnissau in der Auenregion – dazu gehören auch Curau und Ahrensbök – betreuen. Die bislang zwei Ausschreibungen einer ganzen Pfarrstelle für den Pfarrsprengel blieben bislang ohne Erfolg.
Was den Ruhestand angeht, so braucht Prahl selbst keinen Vertreter. Er werde gut damit klarkommen, ist er sicher. Mit seiner Frau könne er ab dem nächstem Jahr viel reisen. Bis dahin will er sich in der aus seiner Sicht sehr wichtigen Gedenkarbeit engagieren und vielleicht wieder in einem Chor singen – so wie früher, als er noch jünger war. (PM/SE)

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