

Bad Schwartau. In der vergangenen Woche sorgte vor allem eine Geschichte in Bad Schwartauer für mächtig viel Wirbel: Nach über 100 Jahren könnten die „Schwartauer Werke“ ihrer „Heimatstadt“ möglicherweise den Rücken kehren und zumindest mit Teilen ihrer Produktionsstätten ins Umland abwandern. Denn das Traditionsunternehmen plant, zu expandieren und benötigt neben den bisherigen zehn Hektar ein weiteres, rund fünf Hektar großes Areal. Dem Vernehmen nach soll die Produktionsstätte in jedem Fall in Nähe der sieben Kirchtürme Lübecks liegen. Entsprechend buhlen die infrage kommenden Kommunen sogar gleich mit 15 Hektar großen Arealen, die auch eine Verlagerung der gesamten Produktion zuließen. In diesem Zusammenhang war Bad Schwartaus Bürgermeister Gerd Schuberth in die Kritik geraten, der zunächst vorgab, von den Absichten des Unternehmens nichts gewusst zu haben. Jetzt war zu lesen, dass der Verwaltungschef längst mit den Konzernverantwortlichen in Verbindung stand, jedoch ausdrücklich Stillschweigen vereinbart war, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Auch auf die Bürgermeisterwahl in Bad Schwartau, die am 24. April stattfindet, nimmt das Thema Einfluss, zumal in der Lokalpresse zu lesen war, das Schuberth keine Möglichkeiten sehe, den Schwartauer Werken eine entsprechende Fläche anbieten zu können. Unterstützer wie auch die Bürgermeisterkandidaten selbst nutzen die Diskussion, sich in Position zu bringen. So weist der Vorsitzende der SPD-Fraktion Hans Tylinski in einer Pressemitteilung daraufhin, dass es der von den Bad Schwartauer Sozialdemokraten ins Wahlrennen geschickte Kandidat Dr. Uwe Brinckmann gewesen sei, der den Fall recherchiert und dann publik gemacht habe. „Seine eigenen Recherchen über die geplante Standortverlagerung gaben den Anstoß zur aktuellen Berichterstattung“, so Tylinski, der es bemerkenswert findet, „dass ein externer Kandidat mehr wusste als seine Bad Schwartauer Mitbewerber und den Stein ins Rollen bringen musste.“ Der unabhängige Bewerber um das Bürgermeisteramt Gerd Radisch blickt dagegen schon in die Zukunft. Er befürchtet bei einem auch nur teilweisen Weggang der „Schwartauer Werke“ eine wirtschaftliche und soziale Abwärtsspirale durch das Wegbrechen von Steuereinnahmen und den Verlust von Arbeitsplätzen. „Wenn der größte Teil des Unternehmens abgewandert ist, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann der Rest des Unternehmens an den neuen Standort zieht.“ Jetzt müsse sehr schnell und unter Berücksichtigung aller Interessen geprüft werden, wie Flächen geschaffen werden können, um die Schwartauer Werke an ihrem Stammsitz und damit die Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten. Noch einen Schritt weiter als Radisch ist der Bewerber der Wählergemeinschaft Bad Schwartau (WBS), Steffen Dannenberg. Er hat bereits einen konkreten Vorschlag: „Die Schwartauer Werke bewirtschaften mit den drei Werken eine Fläche von rund 10 Hektar. Für eine Erweiterung sollte man daher über die Waldflächen zwischen den Bahngleisen direkt an der Autobahn, süd-östlich vom Bahnhof nachdenken. Dieser Komplex hat eine Fläche von mindestens fünf Hektarund würde mit einer Brücke oder Unterführung vom Werk 1 eine sichere Verkehrsanbindung erhalten können.“ An dieser Stelle sei der Emissionsschutz weniger problematisch, weil das Gebiet weitab von der Wohnbebauung liege. „Der angrenzende Stadtteil Kaltenhof kann weiterhin mit einem sehr breiten Waldgebiet gegen den Lärm der Autobahn und der Fabrik geschützt bleiben. Und natürlich ist für diese Waldfläche innerhalb von Bad Schwartau eine attraktive Ersatzbepflanzung vorzunehmen“, stellt Dannenberg klar. Die Brückenkosten sollten seiner Meinung nach angesichts der möglichen Kosten einer Verlegung des Werkes für die Beteiligten (Schwartauer Werke und Stadt) ein überschaubares Problem sein, „zumal die Risiken einer Abwanderung des Werkes für die Stadt unberechenbar sind.“ Auf das gute wirtschaftliche Umfeld für Unternehmen in Bad Schwartau weist Ellen Brümmer hin: „Bad Schwartau ist und bleibt ein guter Standort für Unternehmen. Der hiesige Hebesatz der Gewerbesteuer zum Beispiel liegt mit 330 v.H. deutlich unter dem der Stadt Lübeck mit 430 v.H., die Stadt ist verkehrlich gut angebunden und vieles mehr“, wirbt die CDU-Kandidatin für Bad Schwartau. „Nach allen Gesprächen, die ich in den letzten Tagen geführt habe“, ergänzt sie, „ist unsere Stadt in der Lage, den Schwartauer Werken Flächen in der Qualität anzubieten, die das Unternehmen zur Modernisierung der Produktion benötigt. Die Planung des neuen Gewerbegebietes zum Beispiel, das in Langenfelde entsteht, könne entsprechend angepasst werden. „Weitere Konditionen können im Verhandlungswege geklärt werden. Jetzt gilt: wir müssen uns alle gemeinsam für unseren Standort stark machen und ein klares Zeichen setzen: wir wollen, dass die Schwartauer Werke vor Ort bleiben“, so Brümmer. Passend dazu hat sie am vergangenen Samstag unter dem Titel „Bad Schwartau und die Schwartauer Werke gehören zusammen: Jetzt und in Zukunft!“ eine Unterschriftenaktion gestartet. Die Listen liegen an einem entsprechenden Informationsstand auf dem Markt aus und sollen der Konzernführung übergeben werden, die ihren Besuch am nächsten Dienstag, 19. April, in Bad Schwartau angekündigt hat. Sondersitzung am Montagabend In einer Sondersitzung tagt der Ausschuss für Stadtplanung und Bauwesen am Montag, dem 18. April, um 18.30 Uhr im Rathaus, um die Selbstverwaltung und interessierte Einwohner zum aktuellen Stand der Erweiterungsplanungen der Schwartauer Werke zu informieren. Zum einzigen Tagesordnungspunkt dieser Sitzung wird auch ein Vertreter der Schwartauer Werke anwesend sein, um mit der Verwaltung und der Selbstverwaltung die Möglichkeiten der Stadt, dem Werk vor Ort Erweiterungsmöglichkeiten zu erörtern.