Reporter Timmendorf

Gehen statt Laufen: Walking Football beim TSV Ratekau

Andreas Merle (li.), Referent des SHFV, übergab einen Fußballsack mit Bällen und weiteren Trainingsutensilien fürs Walking Football an Günter Knebel (2. v. li.) und seine Teamkollegen des TSV Ratekau.

Andreas Merle (li.), Referent des SHFV, übergab einen Fußballsack mit Bällen und weiteren Trainingsutensilien fürs Walking Football an Günter Knebel (2. v. li.) und seine Teamkollegen des TSV Ratekau.

Bild: TSV Ratekau/hfr

Ratekau. Was machen Sportler, die jahrzehntelang Fußball gespielt haben, aber etwas älter geworden sind? Der eine hat eine neue Hüfte und traut sich und seinen Knochen die abrupten Stopp- und Drehbewegungen nicht mehr zu. Der andere hat nach Knieoperationen Probleme mit der Geschwindigkeit der Jüngeren. Die Begeisterung für Fußball ist im Alter aber ungebrochen, jedoch steigt das Verletzungsrisiko mit zunehmenden Jahren. Das Ergebnis ist der Rollentausch vom Spieler/Aktiven zum passiven Zuschauer – entweder zu Hause auf der Couch vor dem Fernseher oder bei den Jüngeren mit anschließendem Plausch bei einem kühlen Bier. Da bleibt nur die Erinnerung an frühere Erfolge auf dem grünen Rasen und die Erzählung von Anekdoten. Weißt du noch …?

Aber da kommt eine tolle Idee aus England als Abhilfe und für viele, die schon seit längerer Zeit die Fußballschuhe an den Nagel gehängt haben, eine Chance zum Wiedereinstieg in ihren geliebten Sport: Walking Football.

Erfunden wurde der Gehfußball 2011 in England. In England und den Niederlanden wird mittlerweile schon in Ligen Geh-Fußball gespielt. In Deutschland haben unter anderem Werder Bremen, der VfL Wolfsburg, Schalke 04 und Bayer Leverkusen Altherren-Kicker, die sich nur noch zur Geh-Variante ihres Lieblingssports treffen. In Schleswig-Holstein wird mittlerweile in über 50 Vereinen Fußball gewalkt. Die FIFA hat Gehfußball als eigene Sportart anerkannt.

Da die Sportart bewusst als Alternative für ältere Spieler entwickelt wurde, zielen die meisten Regel-Anpassungen darauf ab, Verletzungen und körperliche Überforderung zu vermeiden: Das Laufen – egal ob mit oder ohne Ball – und der intensive Zweikampf und das Grätschen sind verboten und der Ball muss flach gehalten (maximal ein Meter hoch) werden. Im Detail unterscheiden sich die Regeln in einzelnen Bereichen, oft werden sie an die Platzverhältnisse und die Mannschaftsstärke angepasst. Es gibt einen Torraum, der von keinem Spieler betreten werden darf. Einen Torwart gibt es nicht.

Walking Football wird draußen und drinnen gespielt, zumeist auf kleineren Feldern, mit verkleinertem Tor und entsprechend angepasster Spielerzahl und mit einem Futsal, der nicht so hoch springt. Bei Wettbewerben/Turnieren wird 6 gegen 6 und mehreren Austauschspielern auf einem Kleinfeld (20 mal 40 Meter) gespielt.
Bereits seit über zwei Jahren spielen die älteren Alte Herren des TSV Ratekau Walking Football mit wachsender Begeisterung – zunächst in der Halle und aktuell draußen auf dem Sportplatz an der Hannes-Zobel-Halle in der Jahnstraße. Die Intensität der Bewegung ist sehr groß, trotzdem nur „gegangen“ werden darf. Die Umstellung vom Laufen auf das Gehen war am Anfang ungewohnt – den ein oder anderen verführt der Ehrgeiz auch mal zum nicht erlaubten Laufen – aber mittlerweile haben sich (fast) alle darauf eingestellt. Da in kleinen Mannschaften gespielt wird, sind alle Spieler immerzu gefordert und es gibt kaum eine Verschnaufpause wie bei größeren Mannschaften.

Vor Kurzem war Andreas Merle, Referent des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands (SHFV), zu Gast in Ratekau. Zu Beginn überreichte er Günter Knebel, dem Initiator der Ratekauer Walking Footballsparte, einen Fußballsack mit Bällen und weiteren Trainingsutensilien, die die AOK als Sponsor bereit gestellt hatte. „Die AOK hat den gesundheitsfördernden und präventiven Charakter dieser neuen Sportart erkannt und fördert sie mit Starterpaketen“, sagte Andreas Merle. Er hat selbst jahrelang Fußball gespielt und nach Problemen mit der Hüfte damit aufgehört. Er war einer der Probanden, die 2018 an einer Studie des SHFVs und des Sportinstituts der Kieler Universität teilgenommen haben. Im Rahmen einer Masterarbeit sollten die gesundheitlichen Auswirkungen von Walking Football auf ältere Menschen erforscht werden. Leistungstests zu Beginn und am Ende der Studie zeigten eine Verbesserung von Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination. Seitdem ist Merle wieder aktiv nicht nur als Referent beim SHFV sondern auch in seinem Kieler Verein, der Walking Football anbietet. Die gegenseitigen Rückmeldungen waren nach der Trainingseinheit sehr positiv. Merle konnte den Ratekauern den einen oder anderen guten Tipp mit auf den Weg geben („in den Fuß spielen!“) und er machte den Ratekauer Neueinsteigern Mut für ihre erste Teilnahme beim 1. Fabian-Thiesen-Cup beim Tag des Sports am 1. September in Malente („der Ball läuft gut bei euch!“).

Walking Football ist altersgerechtes, inklusives und gesundheitsförderndes Fußballspielen, angepasst an die Anforderungen des steigenden Alters und daher auch für Neueinsteiger oder Menschen mit Einschränkungen spielbar.

Gespielt wird in Ratekau bei der Hannes-Zobel-Halle mittwochs von 18.30 bis 20 Uhr – und anschließend gibt es etwas Kühles. (PM/SE)

Weitere Nachrichten aus Tdf. Strand

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen