Gemeindeempfang in Ratekau: „Kein lockeres Auslaufen ...“
Ratekau. Am vergangenen Samstag, dem 28. Juni 2025, hat die Gemeinde Ratekau zum Gemeindeempfang eingeladen. Traditionell waren auch diesmal viele Ratekauer und Gäste der Einladung in die Mensa der Cesar-Klein-Schule gefolgt.
Vor der offiziellen Eröffnung des Empfangs durch Bürgervorsteher Daniel Thomaschewski trat dabei zunächst Verwaltungschef Thomas Keller ans Rednerpult und bat das Publikum darum, sich von den Plätzen zu erheben, um dem wenige Tage zuvor im Alter von 87 Jahren verstorbenen ehemaligen Bürgermeister, Vereinsvorsitzenden des TSV Ratekau und stellvertretenden Vorsitzenden im Dorfmuseum Ratekau e.V. Rüdiger Stooß zu gedenken.
Rüdiger Stooß habe sein Leben über Jahrzehnte hinweg in den Dienst der Gemeinde Ratekau gestellt. Die Gemeinde Ratekau habe mit ihm eine herausragende Persönlichkeit verloren. „Uns bleibt die Dankbarkeit für die gemeinsamen Jahre und sein bleibendes Wirken. Wir werden Rüdiger Stooß stets ein ehrendes Andenken bewahren“, so Keller.
Im Anschluss hieß Daniel Thomaschewski die Anwesenden willkommen. Als Gäste begrüßte er unter anderem den Bundestagsabgeordneten Sebastian Schmidt (CDU), die beiden Landtagsabgeordneten Wiebke Zweig (CDU) und Sandra Redmann (SPD) sowie Kreispräsidentin Petra Kirner.
In seiner Rede hob er vor allem das ehrenamtliche Engagement vieler Ratekauer hervor, bevor die mit Spanung erwartete Rede des Bürgermeisters folgte. Im Vorfeld hatte Thomas Keller angekündigt, dass er sich im Rahmen des Gemeindeempfangs dazu äußern werde, ob er im nächsten Jahr für eine weitere, vierte Amtszeit kandidiere.
„Ich habe mir in den letzten Wochen viele Gedanken gemacht und für mich das Für und Wider gegenübergestellt. Es war überhaupt keine leichte Entscheidung. Im Ergebnis habe ich mich entschieden, nicht für eine vierte Amtszeit zu kandidieren“, sagte er, was unter den Anwesenden akustisch deutlich wahrnehmenbares Bedauern auslöste. Es sei keine Entscheidung gegen die Gemeinde Ratekau, sondern eine Entscheidung für etwas Neues. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich in den letzten 17 Jahren Bürgermeister dieser tollen Gemeinde sein durfte. Ich möchte allerdings die Chance nutzen, mich noch einmal beruflich zu verändern und hoffe auf Ihr Verständnis für meine Entscheidung.“
Anschließend legte er den Fokus auf das nächste Jahr, das es mit dem Bau der FBQ-Schienenhinterlandanbindung, der 380 kV-Leitungen und von weiteren Windkraftanlagen „in sich habe. Jetzt gehen diese Projekte in die Umsetzungsphase“, so Keller.
Für den Bereich, der die Gemeinde Ratekau in Sachen Bahntrasse auf elf Kilometer Länge durchläuft, „haben wir gerade eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben, mit allgemeinen Forderungen zum weitergehenden Schutz der Bevölkerung beim Betrieb der Strecke, vor allem aber im Hinblick auf die über Jahre andauernde Baustellensituation. Allein durch die Vollsperrung der Landesstraßen über Jahre hinweg werden erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen entstehen“, prophezeite er.
Für diese Zeit sei eine sehr gute Baustellenplanung, -organisation und -koordinierung erforderlich, um weiterhin den Berufsverkehr, die Schülerbeförderung, die Einsatzfahrten von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst und den Tagestourismus zu ermöglichen. Immerhin habe die Bahn zugesagt, nach den Sommerferien Konkreteres zu den Baustellen liefern zu können.
„Weiter im Verfahren sind die Höchstspannungsleitungen. Die Eingriffe in die Natur sind erheblich und die Maste schon an einigen Stellen errichtet“, beschrieb er das, was viele schon mit Entsetzen in den letzten Wochen und Monaten vor allem im Bereich Riesebusch mitverfolgt haben.
Und es wird nicht besser: „Zum geplanten Umspannwerk aus dem Netzentwicklungsplan 2037 haben wir weiterhin keine Informationen über den möglichen Standort und die Größe.“ Fest stehe nur, dass das Umspannwerk sogar noch größer werde, als das, das gerade in Pohnsdorf in der Gemeinde Stockelsdorf errichtet wird.
Aber es gibt auch gemeindeeigene Projekte. So stehen weitere Bauleitplanungen zur Verlagerung und Vergrößerung der Firma EMS in Pansdorf, zum Neubau des Feuerwehrhauses in Offendorf, zur Verlagerung des ALDI-Marktes Sereetz und für das Gelände KüchenRath auf der Agenda. Im Straßenbau ist die Schulstraße in Pansdorf am vergangenen Wochenende fertig geworden. Im nächsten Jahr soll der grundhafte Ausbau in Rohlsdorf und in der Schulkoppel in Pansdorf jeweils in Zusammenarbeit mit dem ZVO beginnen.
„Darüber hinaus wollen wir noch in diesem Jahr mit dem Bau des Feuerwehrhauses Sereetz, der Sanierung der Sporthalle Pansdorf und der Erweiterung der ev. Kita Ratekau beginnen“. Allein für diese drei Projekte würden rund 11 Millionen Euro investiert , so Keller, der dabei gleich einmal beim Thema Finanzen blieb.
„Die schwächelnde Konjunktur ist in den Haushalten angekommen. Insbesondere bei der Gewerbesteuer sind die guten Jahre erst einmal vorbei. Wir kennen den Spagat zwischen konsolidieren und investieren nur zu gut. Und es gehört auch eine gewisse Vorsorge für schlechtere Zeiten dazu. Für die kommende Zeit wird uns daher unsere Ausgleichsrücklage helfen. Sie beträgt aktuell 11,2 Millionen Euro. Die Kreditschulden werden sich in diesem Jahr voraussichtlich weiter reduzieren und erstmals seit vielen Jahrzehnten unter 1 Million Euro liegen. Der Schuldendienst ist dadurch überschaubar.“
Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass es weiter sehr schwierig bleibe, den Haushalt unter den Rahmenbedingungen auszugleichen. „Es ist sehr deutlich, dass mein letztes Amtsjahr, vollgepackt mit Projekten und Maßnahmen, kein lockeres Auslaufen wird, sondern eher nochmals ein Tempolauf. Aber genau darauf freue ich mich. Und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen. Zugleich sage ich ,Danke‘ an alle, die uns in unseren Aufgaben unterstützen, vor allem den ehrenamtlich Tätigen, die unzählige Stunden ihrer privaten Zeit für die Gemeinschaft einbringen. Danke an meine Politik, mit der ich wiederum sehr vertrauensvoll und konstruktiv zusammengearbeitet habe und natürlich an mein klasse Team, auf das ich sehr stolz bin.“
Kreispräsidentin Petra Kirner lobte in ihrer anschließenden Rede Kellers Entscheidung, lieber rechtzeitig aufzuhören als einfach so weiterzumachen und dann während der neuen Amtszeit zu merken, das der Zeitpunkt verpasst wurde, einen Schlussstrich zu ziehen. „Aber bei allen Dingen, die uns betreffen, sind wir froh, Dich noch ein Jahr lang an unserer Seite zu haben.“
Am Ende des Gemeindeempfang folgten dann die Ehrungen in den Bereichen Sport, Umwelt und Soziales. Mehr davon lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe. (SE)