„Ich habe meine Schätze nochmal rausgeholt“

Reporter Eutin 201

Eutin (ed). Das Museumsjahr startet zwar am 1. März, eröffnet aber wird es am kommenden Sonntag, dem 6. März von gleich zwei Ausstellungen im Ostholstein-Museum. Während im Erdgeschoss die Fotografien des Fotojournalisten Harald Schmitt zu sehen sind, betritt man im Dachgeschoss eine andere Welt. Die Welt der Lübecker Goldschmiedin und Metallgestalterin Caroline Rügge – regelmäßige MuseumsbesucherInnen kennen ihre Arbeiten von den Ausstellungen des Berufs Angewandter Kunst, die alle drei Jahre hier stattfindet. Diese Ausstellung, Phantasien in Gold und Silber, zeigt Caroline Rügges Werke aus drei Jahrzehnten. Schmuck natürlich, aber auch Gefäße, Objekte, Fotografien, Malerei, Collagen, denn die Künstlerin lässt sich nicht festlegen, sie kombiniert Materialien, lässt sich inspirieren, denkt über das Bekannte, Alltägliche hinaus und macht aus Edelmetallen, Edelsteinen, Glas und Materialien aus der Natur wie Korallen oder einem Stück von einem Rosenstrauch, aber auch Papier, Metall und Knochen Kunst, die Geschichten erzählt, die man nicht auf den ersten Blick ergründet sondern bei jedem Betrachten Neues entdeckt. „Hier sieht alles viel schöner aus als in der Fleischhauerstraße“, lacht Caroline Rügge – und wirklich ist jedes Stück, ob solo oder im Ensemble ins schönste Licht gerückt, angefangen bei der hauchzarten „Almwiese“ im Eingangsbereich über die Weinkanne bis zu dem massiven Gift-(oder Parfum-)ring, der einer Lucrezia Borgia alle Ehre gemacht hätte.
 

Eigentlich habe die Ausstellung schon vor zwei Jahren stattfinden sollen, aber dann kam Corona und sie musste verschoben werden. Weil die Ausstellung aber im Frühling stattfinden sollte, habe man sie gleich auf das Frühjahr 2022 verschoben, so Museumsleiterin Dr. Julia Hümme – und Caroline Rügge hatte Zeit. Diese Zeit, erzählt sie, habe sie eigentlich nutzen wollen, um den Katalog zur Ausstellung vorzubereiten. Aber wie das in diesen Zeiten passieren kann, habe sie sich auf einer Robinsonade wiedergefunden und angefangen zu wühlen. „Ich habe alle meine Schätze nochmal rausgeholt und so viel entdeckt, dass aus dem Katalog ein Buch wurde.“ Ein Buch über die 30 Jahre ihres Schaffens – so dass es gar nicht anders heißen konnte als „summa summarum“. „Und ich habe mich gefreut, dass ich meine alten Arbeiten, die teilweise von 1988 sind, immer noch gut finde“, schmunzelt sie. Es ist also fast eine Werkschau, die nun das Museumsjahr eröffnet und fasziniert – und Schätze sind es, die das Ostholstein-Museum hier zeigt, nicht nur wegen ihrer kostbaren Materialien.
 

„Wir wollten, dass diese Ausstellung das Museumsjahr eröffnet, weil sie bei aller Substanz der Stücke solch eine optische Leichtigkeit hat“, sagt Dr. Julia Hümme, „schon das Plakatmotiv hat etwas Frühlingshaftes.“ Ein Milchkännchen und eine Zuckerdose zeigt es, so filigran und schön, so massiv und zugleich zart, dass es dem Betrachter einfach Freude machen muss. Leichtgewichte sind Caroline Rügges Stücke nicht, so transparent und anmutig sie auch sein mögen. Denn die Goldschmiedin und Metallgestalterin beherrscht ihr Handwerk bis ins Detail, verfügt aber gleichermaßen über die Fähigkeit, weit über das Handwerk und seinen eigentlichen dekorativen Zweck hinauszudenken und macht aus ihrem Schmuck, ihren Gefäßen, aus Objekten und Gebrauchsgegenständen Kunst, die begeistert, verblüfft, fasziniert, zum Nachdenken anregt. Wie die bezauberndeTeekanne mit der korallenen Rose auf dem Deckel und dem Dornengriff. Oder der prachtvolle Ring, der tödlichem Gift Platz bieten könnte. Sie versuche, in alle Schönheit auch immer etwas Hässliches zu bringen und so im Hässlichen das Schöne zu enthüllen – dabei enthüllt sie zugleich auch die Feinheit, die Einzigartigkeit jeden Materials, bearbeitet es so delikat, dass sie es bis ins Letzte erfasst und zeigen kann. Was sie bewegt, setzt Caroline Rügge um, erzählt die Geschichte mit dem, was sie fertigt. Und das lässt sich in ihrer Ausstellung nicht nur sehen sondern auch spüren. Eine Ausstellung mit einer ganz besonderen Atmosphäre, zu erleben ab kommenden Sonntag bis zum 1. Mai 2022 – Caroline Rügge wird am 6., 12. und 20. März sowie am 24. April jeweils von 12 (am 24. ab 13 Uhr) bis 16 Uhr für interessierte BesucherInnen in der Ausstellung anwesend sein.