Themenabend zur NS-Geschichte Ostholsteins

Reporter Fehmarn 24
Kinderheim Ost

Kinderheim Ost

Bild: Archiv Lensahn

Heiligenhafen. Noch einmal in diesem Jahr lädt die Literatur- und Geschichtswerkstatt „Das BullAuge“ der Stadtbücherei Heiligenhafen zu einem besonderen Themenabend ein. Am Freitag, den 07. November 2025 um 18:30 Uhr, steht ein düsteres und lange verdrängtes Kapitel der ostholsteinischen Geschichte im Mittelpunkt: das „Kinderheim Ost“ in Lensahn. Die Baracke am Ortsrand von Lensahn war 1944 vom NS-Regime für den damaligen Kreis Oldenburg errichtet worden. Hier wurden schwangere Zwangsarbeiterinnen aus Polen und den besetzten Sowjetrepubliken untergebracht, die kurz vor der Entbindung standen und nach der Geburt schnell wieder zur Arbeit gezwungen wurden. Die Zustände im Heim waren katastrophal: mangelhafte Ernährung, fehlende Hygiene und völlige Vernachlässigung führten dazu, dass zwischen 1944 und 1945 von 63 dort geborenen oder abgegebenen Säuglingen 34 starben. Diese Kinder galten im nationalsozialistischen Deutschland als „unerwünscht“ – ein besonders erschütterndes Beispiel für die menschenverachtende NS-Ideologie und den Umgang mit Zwangsarbeiterinnen. Die Grundlage für dieses Vorgehen bildete ein Erlass des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, aus dem Jahr 1942. Daraufhin arbeiteten staatliche Stellen, die Deutsche Arbeitsfront (DAF) und der Reichsnährstand (RNST) an der praktischen Umsetzung dieser Politik. Die Referenten Dietrich Mau und Nils Kuhnert-Schumacher, die sich seit Jahren mit der Aufarbeitung dieser Ereignisse beschäftigen, werden an diesem Abend die Hintergründe, die Einrichtung und den Betrieb des „Kinderheim Ost Lensahn“ beleuchten. Zudem stellen sie Einzelschicksale von Zwangsarbeiterinnen vor – auch aus Heiligenhafen und Großenbrode. Der Eintritt ist frei (Spenden sind erwünscht). Ort: Stadtbücherei Heiligenhafen, Mauritz-Maßmann-Straße, Ecke Friedrich-Ebert-Straße.