Wohnraum schützen, Verkehr neu denken
Ostseebad Grömitz. Zwei Themen, die die Zukunft der Ostseegemeinde maßgeblich prägen werden, standen im Mittelpunkt einer Einwohnerversammlung am vergangenen Freitag in der Strandhalle: die neue Zweckentfremdungssatzung sowie das fortschreitende Ortsentwicklungs- und Verkehrskonzept. Mehr als 100 Interessierte folgten der Einladung der Gemeinde und informierten sich aus erster Hand über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und geplante Maßnahmen. Nach einer kurzen Begrüßung durch Bürgervorsteher Matthias Dammer ging es zügig in die inhaltlichen Schwerpunkte.
Zweckentfremdungssatzung
„Wir haben in Grömitz ein Wohnraumproblem und sind als Gemeinde als ein Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt eingestuft“, brachte Bürgermeister Sebastian Rieke die Lage klar auf den Punkt. Um der zunehmenden Umwandlung von Wohnraum in touristisch genutzte Objekte entgegenzuwirken, beschloss die Gemeindevertretung am 23. Oktober die neue Zweckentfremdungssatzung (der reporter berichtete).
Diese hat ein eindeutiges Ziel: den bestehenden Wohnraum zu sichern. Künftig müssen geplante Umnutzungen oder der Wegfall von Wohnflächen der Gemeinde gemeldet werden. Die Entscheidungshoheit liegt dann bei der Kommune.
„Die Zweckentfremdungssatzung ist ein geeignetes Instrument, um den bestehenden Wohnungsmarkt zu schützen und die Entwicklung von weiteren, ungewollten Ferienwohnungen für einen bestimmten Zeitraum zu verhindern“, erläuterte Carsten Stein aus der Verwaltung.
Mit der Satzung reagiert die Gemeinde auf die anhaltende Nachfrage nach Ferienunterkünften, die zunehmend zulasten regulärer Mietwohnungen geht. Diese Entwicklung führt nicht nur in Grömitz, sondern in vielen touristisch stark frequentierten Orten zu spürbaren Problemen.
Ortsentwicklung und Verkehr
Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um die Zukunft der Mobilität in Grömitz. Ein Thema, das Politik und Einwohner seit Jahren begleitet. Das Ortsentwicklungskonzept, dessen Maßnahmen in enger Abstimmung mit Bürgerinnen und Bürgern entstehen, widmet ein zentrales Projektfeld der Mobilität.
„Es geht nicht mehr“, stellte Bürgermeister Rieke mit Blick auf die teils massiven Verkehrsprobleme, besonders während der Sommersaison, fest. Der zunehmende Autoverkehr belastet das Ortsbild, die Infrastruktur und die Lebensqualität der Anwohner.
Dipl.-Ing. Stefan Luft, Geschäftsführer der Urbanus GbR, präsentierte den von Experten entwickelten Masterplan, der zahlreiche Maßnahmen zur Entlastung des Ortes vorsieht. Ziel sei es, die Verkehrsbelastung spürbar zu reduzieren, ohne auf Mobilität verzichten zu müssen.
Der Plan setzt auf einen Mix aus Verbesserungen im ÖPNV, einer deutlichen Aufwertung des Rad- und Fußverkehrs sowie strukturellen Veränderungen im Ortskern. Besonders hervorgehoben wurde die Rolle des Parkraummanagements, das als zentraler Steuerungsfaktor für Verkehrsströme gilt.
Die Handlungsstrategie umfasst unter anderem:
• Neuordnung des Parkens
• Verkehrsführung und Verkehrsberuhigung
• Stärkung des Rad- und Fußverkehrs
• Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebots
Ein weiterreichender Vorschlag betrifft zwei der wichtigsten Straßen im Ort: Seestraße und Wicheldorfstraße könnten künftig als Flaniermeilen dienen – attraktive, ganzjährig nutzbare Geschäftsbereiche, die für den allgemeinen Kfz-Verkehr gesperrt wären.
Auch eine neue Radverkehrsachse, die die wichtigsten touristischen und infrastrukturellen Hotspots miteinander verbindet, wurde als zentraler Baustein vorgestellt.
Als bereits erfolgreich umgesetzte Maßnahme des Mobilitätskonzeptes gilt der Sonnen-Shuttle. Das Angebot erfreut sich großer Beliebtheit: Allein von Mai bis September nutzten 36.000 Fahrgäste das umweltfreundliche Transportmittel – ein deutliches Zeichen dafür, dass attraktive Alternativen zum Auto angenommen werden.
Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann sie in voller Länge online nachverfolgen:
Die komplette Videoaufzeichnung der Einwohnerversammlung steht unter www.groemitz.eu zur Verfügung.
(mg)
