Auch Kellenhusen von Sturmflut stark getroffen

Marlies Henke 26780

Kellenhusen. Das Ostseehochwasser des vergangenen Wochenendes hat auch Kellenhusen schwer getroffen. Über die gesamte gemeindliche Küstenlinie, von der Steilküste am Deichweg nach Dahme bis zu den Dünen vor der Discgolf-Anlage im Süden hat die Ostsee nach Kräften gewütet. Die Steilküste ist so stark angegriffen, dass der Radweg nicht mehr benutzbar ist. Im Süden ist ein großer Teil der schützenden Dünen verschwunden und die Discgolf-Anlage bis weit in Richtung Lenste großflächig mit hohem Wasserstand überflutet.

Dass Kellenhusen bei Sturm aus nordöstlicher Richtung besonders anfällig ist, wissen die Einheimischen. Entsprechend umfangreich waren die Vorbereitungen. Glücklicherweise habe keiner der Betriebe an der Promenade einen größeren Sturmschaden zu beklagen, teilte der Tourismus-Service Kellenhusen mit. Ausnahme bleibt die Außenterrasse des Restaurants „Herr Puck“, die nahezu vollständig zerstört wurde. Das Sorgenkind ist der Strand, der sich völlig verändert hat. An manchen Stellen kommt man nur noch mit einer Leiter von der Promenade an den Strand.

Leitungen und Kabel wurden vom Sturm freigespült, zerrissen oder brachen. Dementsprechend schnell trat am Freitagabend ein Stromausfall ein, der im Sturmgeschehen das Aufschichten der Sandsäcke durch die Freiwilligen, Anwohner und Feuerwehr in völliger Dunkelheit nicht einfacher machte. Gleichwohl zog nur die Gischt über die Promenade, die Flut selber konnte durch die Barrikaden vor den Häusern aufgehalten werden.

Weiter im Süden gelang dies nicht. Die Ostsee fraß sich durch den Dünengürtel und ergoss sich in die Discgolf-Anlage im Vordeichbereich. Bäume stürzten in den riesigen See, der sich rasend schnell hier bildete und teilweise über einen Meter tief war. Hier muss schnell ein Wasserabfluss zurück in die Ostsee geschaffen werden, damit der Deichfuß nicht durchnässt und durchlässig wird. Sorge bereitet den Verantwortlichen zudem das großflächige Verschwinden der Küstenschutzdünen.

Auch das Wahrzeichen Kellenhusens, die Seebrücke, wurde in Mitleidenschaft gezogen. Doch hier wird erst nach der Überprüfung der komplizierten Elektrik das ganze Ausmaß des Schadens deutlich werden. Derzeit ist sie nach einem Kabelbrand stromlos und unbeleuchtet, weshalb ein Betreten bei Dunkelheit nur mit Vorsicht erfolgen sollte.

Ein weiterer großer Schaden ist im Bereich der Südstrandpromenade vor dem Wassersportzentrum eingetreten. Dort wurde die Ufermauer unterspült, was zur Folge hatte, dass die asphaltierte Promenade an zwei Stellen brach und über eine Länge von etwa zehn Metern um bis zu 30 Zentimeter verdreht absackte.

Auch der Verlust des Ostseeküstenradwegs zwischen Dahme und Kellenhusen ist zu beklagen. In weiten Bereichen ist die Steilküste so weit von der Ostsee abgetragen worden, dass vom Weg nichts mehr übrig ist. Bereits ab dem Segelclub ist er gesperrt, das Betreten ist aufgrund der Abbruchgefahr höchst gefährlich.

Neben all diesen enormen Schäden sieht man in Kellenhusen in norddeutscher Manier auch das Positive. Die stellvertretende Bürgermeisterin Wybke Schmidt, die wie viele andere freiwillige Helfer auch, bis spät in die Nacht vor dem Feuerwehrgerätehaus Sandsäcke befüllte, meinte: „Es war toll, in einer solchen Extremsituation den Zusammenhalt der Menschen zu erleben. Einheimische haben zum Beispiel ihre Lieferwagen zur Verfügung gestellt, um die Sandsäcke zur Promenade zu bringen, ein Restaurant hat einen Kübel Suppe vorbeigebracht, der örtliche Supermarkt Getränke und Verpflegung gespendet.“

Noch sind nicht alle kritischen Punkte bereinigt. Dennoch geht es zügig an die Bestandsaufnahme der Schäden. Auch die Kommunikation mit manchen Behörden habe zu wünschen übrig gelassen. „Darüber wird noch zu sprechen sein,“ resümierte Wybke Schmidt. „Doch zunächst ist allen herzlich zu danken, die in dieser Sturmnacht mit angepackt haben.“ An erster Stelle nannte sie die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und die Mitarbeiter des Bauhofes. (red/he)