Morgen: Große Tanzparty zur Feier von 40 Jahren Kulturwerkstatt Forum

reporter Neustadt 188

Neustadt. Der Blick in das prall gefüllte Archiv der Kulturwerkstatt Forum Neustadt lässt schon richtig vermuten: In den 40 Jahren ihres Bestehens zeichnet der Verein für deutlich mehr als 1.000 Kulturveranstaltungen in Neustadt verantwortlich. Durch das große ehrenamtliche Engagement, verbunden mit viel Herzblut und Idealismus der Mitglieder, hat die Kulturwerkstatt in vier Jahrzehnten das kulturelle Leben von Neustadt auf vielseitige Weise mitgeprägt. Ob Filmaufführungen, Konzerte, Theateraufführungen, Tanzveranstaltungen oder Lesungen - alle Kultursparten sind vertreten. Die Bilanz beweist, dass auch in einer Kleinstadt, in Ergänzung zum vielseitigen Vereinsleben, ein lebendiges kulturelles Leben in freier Trägerschaft möglich ist.

„Tu alles aus Freude und aus Liebe und original. Was ihr nicht lieben könnt, was euch nicht in der Freude erhält und worin ihr auch nur den geringsten Zwang seht, lasst es!“ Dieses Zitat vom Künstler HAP Grieshaber bildet die Präambel der Vereinssatzung und beschreibt den „Spirit“, mit dem die 30 Vereinsgründerinnen und -gründer 1985 gestartet sind. Auch in Neustadt gab es in den 80er-Jahren eine engagierte Friedens- und Umweltbewegung. Mit der Vereinsgründung wurde der Rahmen geschaffen, in dem sich die politischen und künstlerischen Interessen vieler Menschen verwirklichen ließen. Eine tragende Säule der Vereinsarbeit war in den Anfangsjahren die „Theaterwehr“ des Forums - eine Laientheatergruppe unter professioneller Leitung.

Veranstaltungsort war zunächst eine ehemalige, angemietete Drogerie. 1989 zog die Kulturwerkstatt in den alten Güterbahnhof der Deutschen Bahn in der Wieksbergstraße um, wo sie sich heute noch befindet. In Eigenarbeit wurden die Räumlichkeiten renoviert, umgebaut und „fit“ gemacht für die vielen Veranstaltungen, die seitdem im Forum stattgefunden haben. Während der Renovierungsarbeiten konnte der Verein auch mehrmals über ABM für Arbeitssuchende im kleinen Rahmen Arbeitsplätze anbieten. Die Konzeption der Kulturwerkstatt fand auch Anerkennung durch das Land Schleswig-Holstein: Die Ausstattung der alten Güterabfertigungshalle mit Licht- und Tontechnik wurde mit Fördermitteln finanziell unterstützt.

Gabi Bendfeldt, Sylvia Blankenburg und Edgar Osterndorff erinnern sich an bewegte Zeiten, die von großem Idealismus geprägt waren. „Unsere Zielsetzung war von Anfang an, dass wir autark und autonom arbeiten“, so Gabi Bendfeldt, die in den Anfangsjahren im Vorstand mitgearbeitet hat und inzwischen einen Buchladen betreibt. Sylvia Blankenburg, langjährige journalistische Begleiterin der Vereinsarbeit, zeigt sich im Rückblick beeindruckt: „Es ist ungewöhnlich, dass eine selbstverwaltete Einrichtung wie die Kulturwerkstatt bis heute Bestand hat und alle Stürme überlebt hat.“ Die Kulturwerkstatt sei inzwischen fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt. Wie Edgar Osterndorff, seit zehn Jahren 1. Vorsitzender, ergänzt, habe man allen Grund, stolz darauf zu sein.

Highlights sind sicherlich die Lesungen mit Sten Nadolny und Harry Rowohlt, die von Gabi Bendfeldt organisiert wurden. Sie ergänzt, dass das Kommunale Kino Neustadt ebenso wie der Arbeitskreis „Cap Arcona“ auf Initiative einiger Mitglieder des Forums entstanden sind. Bis heute fühlt sich das Forum dem geschichtlichen Erbe der Stadt verpflichtet: Regelmäßig wird zu „Cap-Arcona“-Gedenkveranstaltungen eingeladen. An das vielfältige jüdische Leben in Neustadt erinnerte 2001 ein Musik- und Kulturfest.

Mit der Veranstaltungsreihe des „Kindertheater des Monats“ gelingt es dem Verein, bereits junge Menschen für das kulturelle Leben zu interessieren. Für Bands aller Musiksparten bietet das Forum eine Bühne. Ebenso wie die Spieleabende erfreut sich das neue, monatlich stattfindende Kneipenquiz inzwischen großer Beliebtheit.

Der Zusatz „Forum“ steht symbolisch für das Selbstverständnis des Vereins. Edgar Osterndorff: „Das wichtigste Anliegen des Vereins ist und bleibt, Menschen aus allen Bevölkerungsschichten die Möglichkeit zu bieten, selbst aktiv zu werden und das kulturelle Leben von Neustadt aktiv mitzugestalten.“ Die Präambel in der Satzung sei keine Aufforderung zur Bequemlichkeit, sondern eine Aufforderung, den eigenen kreativen Ideen zu folgen. Der 1. Vorsitzende betont, dass die Arbeit der Kulturwerkstatt auch in Zukunft „alternativ, selbstverwaltet, gemeinnützig, unabhängig und friedensbewegt“ sei. Man wolle sich nicht korrumpieren oder instrumentalisieren lassen. Das Vereinsleben möchte ein Netzwerk an Freundschaften und Bekanntschaften schaffen. So verbindet Edgar Osterndorff das Jubiläum mit der Einladung an gerade die jüngere Generation, sich im Verein mit neuen Ideen einzubringen und mitzuarbeiten.

40 Jahre Kulturwerkstatt Forum nimmt der Verein zum Anlass, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern von Neustadt zu feiern: Am heutigen Mittwoch, dem 28. Mai, lädt der Verein um 20 Uhr zu einer Tanzparty mit Musik aus den vergangenen 40 Jahren ein. (red)