Den Blick auf Vielfalt und Regionalität Mathias Voigt ist seit 1992 Marktmeister bei der Stadt Preetz

Reporter Eutin 450
Preetz (vg). Der Wochenmarkt in Preetz ist ein Anziehungspunkt für Kunden und ein Aushängeschild für die Stadt. Mittwochs und sonnabends jeweils von 8 bis 13 Uhr belebt der Wochenmarkt die Innenstadt. Für dessen Organisation zeichnet seit 1992 Marktmeister Mathias Voigt verantwortlich.
Voigt hat nach der Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten beim Kreis Plön die Laufbahn im gehobenen Dienst eingeschlagen und an der Verwaltungsfachhochschule Altenholz studiert. „Als ich in Preetz anfing, war die Aufgabe des Marktmeisters vakant. Der damalige Ordnungsamtsleiter Hans-Jürgen Klemmt hat mir den Wochenmarkt dann übergeben“, berichtet Voigt. Ein Sprung ins kalte Wasser, den der Neuling aber mit Bravour bestand. „Damals war der Markt noch kleiner und hatte keinen wirklich festen Platz, das waren alles Provisorien. Auf dem Cathrinplatz oder dem Garnkorb-Parkplatz musste auch mal das eine andere Fahrzeug abgeschleppt werden, wenn es am Markttag die Standplätze blockierte.“
Seit dem Jahr 2000 ist das Problem gelöst. Der Wochenmarkt wurde mit der Innenstadtberuhigung auf den neu gestalteten – optimal mit Strompollern und Wasseranschlüssen ausgestatteten – Marktplatz verlegt. Er ist auf 28 Standplätze gewachsen. Seine Größe und Vielfalt machen ihn wiederum für Händler interessant. „Viele kleine Märkte kämpfen heute ums Überleben, das ist bei uns anders. Ich bekomme immer wieder neue Anfragen, die ich oft ablehnen muss“, sagt Voigt. Entweder fehlt der Platz oder das Sortiment ist bereits vertreten. „Ganz wichtig für einen funktionierenden Wochenmarkt ist die gesunde Mischung an Waren sowie frische Produkte regionaler Anbieter – da lege ich besonderen Wert drauf.“
Und so findet sich in der Schusterstadt ein Komplettangebot für alle Wochenmarkt-Freunde: Obst und Gemüse, Eier und Kartoffeln, Fisch und Fleisch, Käse und Honig, südländische Spezialitäten, Blumen und Textilien. Dazu Stände, an denen man sich mal zu einem Kaffee treffen kann – etwa an der „Bar Aroma“ von Mario Berardi, wo der Kieler seit Ostern 2022 italienische Kaffee- und Kuchenspezialitäten verkauft. „Ich liebe die dörfliche, familiäre Atmosphäre hier“, sagt der Gastronom. Sein Restaurant hat er nach der Corona-Krise auch wegen des Fachkräftemangels aufgegeben. „Mit meinem Truck bin ich unabhängig und habe weniger Stress“, sagt Berardi, der eine Lücke im Angebot des Preetzer Wochenmarktes schließt und sich binnen eines Jahres mit seiner herzlichen italienischen Art eine Stammkundschaft aufgebaut hat.
Mit den meisten Händlern ist Voigt per Du, so auch mit Textilverkäufer Sarwan Bahia, der 1997 auf dem hiesigen Wochenmarkt in die Selbstständigkeit gestartet ist. „In Preetz funktioniert das Geschäft noch“, freut sich Sarwan Bahia, der aber auch merkt, dass jüngere Kunden wohl lieber im Internet shoppen. Zunehmend sind es ältere Leute, die sich bei ihm Kleidung kaufen. Und das, meint Mathias Voigt, sei nicht zuletzt auch der Ärzte-Infrastruktur rund um den Markt zu verdanken. Praxen Fachgeschäfte und Wochenmarkt befruchten sich gegenseitig.
Genau 20 Jahre dabei ist Dirk Lüthje vom Kartoffelhof Daldorf, der den Wochenmarkt schätzt, aber auch ein bisschen die große Konkurrenz anderer Obst- und Gemüsestände beklagt. „Sicher ist das ein harter Wettbewerb“, meint Mathias Voigt, „aber diese Waren werden vor Ort auch am meisten nachgefragt. Deshalb brauchen wir schon ein entsprechendes Angebot.“ Dennoch: Der Marktmeister hat immer ein Ohr für seine Händler und will wissen, ob es ihnen gut geht und wie zufrieden sie sind. Dann hört er beispielsweise auch vom Umsatzplus mehrerer Stände, seit der Supermarkt im Zentrum keine Frischetheke mehr anbietet.
„Gefühlt mache ich den Wochenmarkt nebenbei. Durch die Konstanz ist der Aufwand gering. Die Händler kennen ihre Plätze. Ich gehe einmal über den Markt und schaue nach dem Rechten. Etwa ob fliegende Händler vor Ort sind, die noch einen Obolus entrichten müssen. Streitigkeiten sind kaum zu schlichten. Reibereien gibt es höchstens, wenn Standgrenzen nicht eingehalten oder Abfahrtswege blockiert werden“, berichtet Voigt.
Marktmeister, das ist auch nur eine von vielen Aufgaben, mit denen Voigt in der Stadtverwaltung betraut ist. Er genehmigt außerdem Jahrmärkte, Flohmärkte und andere Veranstaltungen, ist Ansprechpartner für Plakatierungen und Sondernutzungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen sowie zuständig für Feuerwehrwesen und Brandschutz. Er leitete die Überwachung des ruhenden Verkehrs in der Innenstadt und ist für Fragen der Verkehrsbeschilderung und Schulwegsicherheit verantwortlich.
Und dennoch: „Der Wochenmarkt ist sowas wie mein Kind, ich betreue ihn schon mein halbes Leben lang. Es macht Spaß, mal aus dem Büro heraus und mit Menschen ins Gespräch zu kommen“, meint der 60-Jährige. Eine Übersicht über die Marktstände findet sich übrigens online auf www.preetz.de.