Gegen Rechtsextremismus – Aufruf zur Demonstration in Plön Vereine, Verbände, Kirche und Parteien setzen Zeichen für eine offene Gesellschaft

Reporter Eutin 1007
„Für die Grundwerte“: Vertreter der bereits angemeldeten Vereine und Verbände rufen zur Teilnahme an der Demonstration gegen Rechtsextremismus in Plön am 11. Februar auf.

„Für die Grundwerte“: Vertreter der bereits angemeldeten Vereine und Verbände rufen zur Teilnahme an der Demonstration gegen Rechtsextremismus in Plön am 11. Februar auf.

Bild: L. Schneider

Kreis Plön (los). „Kreis Plön ist bunt!“. Unter diesem Motto startet am Sonntag, 11. Februar eine Demonstration gegen Rechtsextremismus. Aufgerufen hat dazu ein breites Bündnis von Vereinen und Verbänden im Kreis Plön sowie Kirche und Parteien. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr auf dem Marktplatz.
Es geht den Organisatoren um die Demokratie, um Vielfalt, Toleranz und Zusammenhalt, verdeutlicht Projektleiterin Charlotte Reimann, Vertreterin des Freiwilligenzentrums in Preetz. Den Hintergrund des Aufrufs bildeten die Veröffentlichungen des Recherche Netzwerks Correctiv zum Potsdamer Treffen ab („Geheimplan gegen Deutschland“, 10. Januar 2024).

Verbindungen bis in den Kreis Plön hat außerdem die Spiegel-Redaktion („Gernot Mörig und Rechtsaußen-Netzwerke“) vergangene Woche aufgezeigt.
Die Ansprachen halten am 11. Februar Kreispräsidentin Hildegard Mersmann und Propst Erich Faehling. Der anschließende Demonstrationszug führt durch die Plöner Fußgängerzone und über die B76.
Der Stein des Anstoßes einer Demonstration gegen Rechtsextremismus kam in Kalübbe ins Rollen. Hier sei mit Blick auf bundesweite Veranstaltungen die Frage aufgekommen, ob auch in Plön eine solche geplant sei. „Ich wurde von Bürgern darauf angesprochen“, berichtet Bürgermeister Björn Rüter, der im Kontakt mit dem Preetzer Freiwilligenzentrum die Initiative gestartet hat.
Seine Anfrage bei der Stadt Plön hatte allerdings ergeben, „dass nichts geplant“ gewesen sei. Mit Unterstützung von Freiwilligenzentrum und Kreispräsidentin gelang es Rüter dennoch, eine Demo kurzfristig auf den Weg zu bringen.
„Die Ereignisse müssen uns viel mehr zu denken geben als in den letzten Jahren“, erklärt Rüter. „Es ist an der Zeit, Farbe zu bekennen und das offen nach außen zu tragen.“ Denn gerade der Kreisstadt Plön stehe das „ganz gut zu Gesicht“, da diese „historisch damit behaftet“ sei.

Hildegard Mersmann nimmt Bezug auf die jüngsten Enthüllungen zum Potsdamer Treffen. Es gelte Zeichen zu setzen im Kreis Plön: für Demokratie, Menschenrechte, Solidarität und Menschlichkeit. „Die Vielfalt hier macht uns stark“, unterstreicht sie. Mit Blick auf das Grundgesetz, dessen Verkündung am 23. Mai 1949 in diesem Jahr gefeiert werde, und insbesondere mit Bezug auf den ersten Artikel, der die Menschenrechte beschreibt („Die Würde des Menschen ist unantastbar“), sei es wichtig, „dass wir keinen Rechtsextremismus zulassen!“.
Mit Blick auf Auschwitz, dessen Jahrestag zur Befreiung am 27. Januar begangen wurde, ergänzt André Jagusch (CDU), 1. stellvertretender Landrat: „Es ist gut, dass es ein breites Bündnis ist – wir müssen, egal welcher Farbe, zusammenfinden.“

„Menschen vor dieser Hölle schützen“ (Harry Behrens)
Marco Sievert, Geschäftsführer St. Anna, Schwentinental, unterstützt die Demo, „weil wir eine christliche Einrichtung sind und sich Rechtsextremismus nicht mit unseren Werten identifizieren lässt“. Es sei deshalb selbstverständlich, dafür einzustehen, betont er.
„Demokratie ist ein hohes Gut“, unterstreicht auch Tineke Büttner von der Wählergruppe „Gemeinsam vor Ort“. Gerade wegen der Europawahl müsse man die Entwicklung im Blick behalten. Sie hofft darauf, dass das derzeitige Aufstehen in der Gesellschaft sich nicht nur als ein kurzes Aufflammen erweisen werde, „sondern weiter gelebt wird“.
Torsten Block spricht sich nicht nur als Mitglied der Grünen, sondern insbesondere als Vertreter des Vereins Preetzer Tafel aus, die derzeit rund 1000 Menschen versorge: „Die Hälfte bis zwei Drittel sind ausländische Mitbürger, Geflüchtete“, so Block. Da dies, Stichwort Potsdamer Treffen, die Menschen seien, „die aus dem Land geschickt werden sollen“, sei es für ihn selbstverständlich, bei der Demonstration mit dabei zu sein.
Vor dem Hintergrund einer Exkursion seines Jahrgangs zu der Gedenkstätte Neuengamme, findet Harry Behrens, Sprecher der Grünen Jugend Plön, deutliche Worte: Es sei für eine freiheitliche Gesellschaft das Bekenntnis wichtig, „Menschen vor dieser Hölle zu schützen“.

Auch Andrea Heitmann vom Frauenhaus im Kreis Plön erinnert daran: „Das Frauenhaus ist immer bunt gewesen – es geht um Grundwerte, für die wir schon immer eingetreten sind.“
Dass „alle demokratischen Parteien zusammenfinden“, dafür spricht sich Bettina Bonde, Vorsitzende der FDP Kreistagsfraktion, aus. „Wir müssen das gemeinsam unterstützen“, sagt sie. Am Ende gelte es auch, „die Freiheit jedes Einzelnen zu bewahren“ – unabhängig, ob zugewandert oder nicht.
Propst Erich Faehling freut sich, „dass das möglich ist“. Mit Bezug auf den Nationalsozialismus und das 1949 formulierte Grundgesetz macht er deutlich, dass es ein gemeinsames Interesse sei, miteinander aufzustehen und sich zu zeigen. Faehling: „Meine Hoffnung ist, dass wir einen längeren Atem kriegen“ und „dass wir ganz viele am 11. Februar in Plön sehen“.
Info: Vereine und Initiativen sowie freiwillige Helfer und Ordner können sich für die Teilnahme unter info@freiwillig-im-kreis-ploen.de im Freiwilligenzentrum im Haus der Diakonie Preetz bei Charlotte Reimann anmelden.