Pastor Lutz Thiele sagt „Tschüss!“
Plön (los). Mit einem Verabschiedungsgottesdienst und anschließendem Empfang mit Kaffee und Kuchen beendet Pastor Lutz Thiele am Sonntag, 29. Juni, seine Dienst- und Wirkungszeit in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Plön. Der Gottesdienst beginnt um 15 Uhr in der Nikolaikirche am Markt; der Vormittagsgottesdienst entfällt.
Am Sonntag werden alle Freunde und Weggenossen nicht nur Gelegenheit haben, „Tschüss“ zu sagen. In den Festgottesdienst eingebunden ist auch eine Entpflichtung durch Probst Erich Faehling. Es handelt sich um die formale Loslösung aus dem Amt einschließlich des zugehörigen Segens. „Es ist ein schönes Ritual, dass einem das so von den Schultern genommen wird“, findet Thiele, der am 30. Juni 2025 nach fast zehn Jahren als Pastor der Nikolaikirche offiziell seinen letzten Tag hat.
Es ist also etwas ganz Besonderes. Und das spiegelt auch der Ablauf wider, den viele mitgestalten werden, Fürbitte sprechen, Lesungen halten und singen (Kantorei). Theologin Astrid Thiele-Petersen führt mit einer Gruppe eine vorbereitete Tanzszene auf. Damit erhält der Verabschiedungsgottesdienst die typische Handschrift „Marke Thiele“, war es doch unter anderem das Gestaltungselement Tanz, mit dem das Ehepaar kirchlichen Veranstaltungen immer wieder wieder eine besondere Note verlieh und sogar das Bundesjugendballett nach Plön holte (2018).
Seinen Beruf übt Thiele künftig im Kreis Rendsburg-Eckernförde aus, wo er eine Vertretungsstelle angenommen hat. Entsprechend werde er temporär zum Dienst in unterschiedliche Gemeinden gerufen, erzählt er, zum Beispiel als Vertretung im Krankheitsfall oder in der Elternzeit, ob in Damp oder in Wacken.
Zusätzlich werde seine Aufgabe die Gemeindeberatung sein. Eine Tätigkeit, für die er eine Ausbildung absolviert habe, und das durchaus mit dem Ziel, in diesem Bereich dann auch tätig zu werden. Dabei habe ebenfalls der Gedanke an das Alter, in dem einen solchen verändernden Schritt zu machen noch relativ leichtfällt, eine Rolle gespielt.
Als Gemeindeberater werde es um unterschiedliche Anforderungen gehen, sei es, dass neue Strukturen und Angebote in einer Kirchengemeinde entwickelt werden müssen oder dort Konfliktmanagement gefragt ist.
Und so liegen Aufbruchstimmung und der Rückblick im Abschiedsmoment dicht beieinander. Im Rheinland aufgewachsen wechselte der gebürtige Bonner – Jahrgang ’71, verheiratet, ein (erwachsener) Sohn – während des Physikstudiums gen Norden. Das anschließende Theologiestudium schloss der Diplomphysiker ebenfalls in Hamburg ab.
Die Hinwendung zur Theologie sei in der christlichen Jugendarbeit verwurzelt, die er bereits in Bonn aber auch später in der Gemeinde in Geesthacht übernommen hatte, berichtet er. Nach dem Vikariat in Eimsbüttel arbeitete Lutz Thiele als Pastor zur Anstellung (PZA) in einer Lübecker Gemeinde, bevor er die Einzelpfarrstelle von Sterley am Ratzeburger See übernahm. Danach trat er die vakante Plöner Pastorenstelle an.
Hinter sich lässt Lutz Thiele kirchliche Angebote wie Männer- und Tanzabende, letztere als speziell gestaltete Form der Bibelauslegung, sowie Krippenspiele und Pilgertouren. Kurze und lange Pfade wurden beschritten, um der unterschiedlichen Belastbarkeit der Pilger Rechnung zu tragen. Auch wetterbedingt nahmen mal nur eine hartgesottene Handvoll, manchmal aber auch rund dreißig Leute teil. Es gab etliche Pilgerreisen, um in Gemeinschaft Gottes Wege zu ergründen.
Es war ein Angebot für jenen Kreis, der typischerweise kein Kirchgänger, aber durchaus für die Andacht in der freien Natur empfänglich ist. „Es waren viele schöne Begegnungen“, fasst er zusammen, und es klingt ein bisschen Wehmut mit.
Anspruchsvolle Aufgaben sind mit Thieles Plöner Zeit verbunden. Die „Großbaustellen“ Gemeindehaus und die sanierungsbedürftige Nikolaikirche (Hintergrundinfos: https://www.der-reporter.de/ploenpreetz/artikel/sos-fuers-kirchenschiff-tonne-drueckt-st-nikolai-entzwei ; https://www.der-reporter.de/timeline/ploenpreetz/artikel/finanzspritze-von-30000-euro-bringt-sanierung-in-schwung) sowie die Anforderungen an die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden von Ascheberg und Lebrade als Regionalisierungsprojekt – alles zusätzlich zu den Kernaufgaben. „Ich habe gemerkt, dass diese inhaltlichen Sachen zurückgeblieben sind, weil einfach die Kraft fehlte.“
Vielleicht, sagt er, tue aber auch einer Gemeinde grundsätzlich nach längerer Zeit ein Wechsel und ein frischer Wind ganz gut.
Frischen Wind verspricht ihm in jedem Fall der Wohnortwechsel nach Borby in Eckernförde an der Ostsee. Ebenso die beruflich neuen Anforderungen. Frischen Wind atmet der Sportler fast jeden Morgen beim Dauerlauf. Buchstäblich in aller Herrgottsfrühe ist Zeit für diesen so wichtigen Ausgleich. Ein Ausgleich, der einerseits kräftezehrend, andererseits zugleich kräftigend und der kreativen Kopfarbeit förderlich wirkt. Denn anders als abends seien um halb sechs die Energiespeicher noch voll, sagt Thiele. Vergangenes Jahr habe es knapp für den Flensburg Marathon gereicht. Es sei aber ein gewisser Abbau spürbar, findet er. Allen Lauf-Affinen sei geraten, sich „gewisse Trainingsziele“, die erreichbar sind, zu stecken, die als Ansporn dienen – Fitness fällt nicht vom Himmel, ist vielmehr das Ergebnis eines planvollen Trainings. Gut sei ein „Spagat aus entspannter Herangehensweise und etwas Druck“, sagt er.
2015 hat Pastor Lutz Thiele in der Plöner Kirchengemeinde die Fäden aufgenommen. Jetzt gibt er sie aus der Hand, alles hat seine Zeit. Zeit ist es nun, „Tschüss“ zu sagen: Treffpunkt Nikolaikirche am kommenden Sonntag.