„Wann auch immer es losgeht, wir sind bereit!“

Reporter Eutin 434

Eutin (ed). Lockdown, alles ist zu, sogar die Kreisbibliothek – wer aber denkt, dass hinter den verschlossenen Türen alles ruht: Weit gefehlt. „Wir rödeln und wirbeln hier ganz schön herum“, lacht Büchereileiterin Beate Sieweke, „alles, wofür im normalen Betrieb selten Zeit ist, erledigen wir jetzt – neue Regale warten schon lang darauf, aufgestellt zu werden, die Statistik am Jahresanfang ist zu wuppen und ein ganz neuer Raum, unser Ambient Space, soll zur Wiedereröffnung fertiggestellt sein. Wann auch immer das sein mag.“ Bald, hofft das Team der Kreisbibliothek, denn so schön das auch ist, mal richtig was wegschaffen zu können, wofür sonst nie Zeit ist, so sehr fehlen ihnen auch ihre NutzerInnen, der Schnack bei der Ausleihe, die Fragen nach guten Büchern, Filmen, Lernmaterialien, das Leben im Haus, wenn die Kindergartengruppen kommen und die Bilderbücher wälzen, sich über Geschichten freuen, die kleinen und großen Menschen, die in normaleren Zeiten die Bücherei als zweites Lesezimmer nutzen und sich über die riesige Vielfalt, die Leseecken und gemütlichen Schmökerorte freuen, die sie ihnen bietet. Bis es soweit ist, dass die Kreisbibliothek wieder ganz normal ihre Türen öffnen kann, ist noch eine Menge zu tun – so wird gerade der Bestand auf Vordermann gebracht. Reiseführer zum Beispiel, die nicht mehr aktuell sind, kommen raus, Bilderbücher, Romane, Sachbücher, die sehr zerlesen sind, gehen in Rente. „Den bestand so an einem Stück mal durchzugehen“, sagt Simone Pooch aus dem Bibliotheks-Team, „das dauert. Und dafür ist normalerweise selten so richtig Zeit.“
Auf Beate Siewekes Tisch wächst derweil die Statistik des vergangenen Jahres – in normalen Zeiten kommt die Kreisbibliothek auf stattliche 1.700 Stunden Öffnungszeit. „Im letzten Jahr waren es trotz Lockdown und der um ein Drittel reduzierten Öffnungszeiten immerhin 1.100 Stunden“, freut sich die Chefin der Kreisbibliothek, „das ist eine ganze Menge für so verrückte Zeiten.“ So haben sich die Ausleihzahlen auch entsprechend „nur“ um ein Drittel verringert – dafür sind die Ausleihen bei den Digitalangeboten, bei den onleihe zwischen den Meeren und filmfreid, um zehn Prozent gestiegen. „Das gleicht natürlich nicht das Drittel weniger Ausleihen aus“, seufzt Beate Sieweke, „und auch nicht die gemütlichen Ausleihstunden, bei denen man entspannt nach Lesestoff suchen, ein bisschen schmökern kann – jeder Nutzer durfte ja nur 15 Minuten in der Bücherei verweilen. Aber unter diesen restriktiven Bedingungen haben wir wohl das Beste daraus gemacht.“ Denn nebenbei wurde ein Hygienekonzept erstellt, Körbe mussten immer wieder desinfiziert, breite Wege zum Abstandhalten gestaltet, Prozesse angepasst werden. „Da war nicht viel Zeit für anderes, vor allem nicht dafür, ganze Regale auszutauschen“, erzählt Beate Sieweke. „Denn dafür hätten Bücher ja zeitweise auf Tischen in den Gängen liegen müssen, das ging aber wegen des Platzes nicht, den wir für die Abstände zwischen den Nutzern auf den Laufflächen nicht verringern konnten.“ Aber jetzt: Denn die Regale im Obergeschoss der Kreisbibliothek haben zwar Charme, aber es ist der Charme der Siebziger, dunkel und so langsam ein bisschen aus der Zeit gefallen. Die wuchtigen Holzregale werden derzeit ersetzt durch luftige Regale aus Metall, die zudem ein bisschen weiter auseinander gestellt werden – „das ist natürlich ein bisschen schade um die alten Holzregale“, so Frank Benthien, der die neuen Regale zusammenbaut, „aber es ist schon jetzt viel heller und übersichtlicher.“
Und gleich gegenüber wird aus dem ebenfalls in die Jahre gekommenen Lesesaal ein „Ambient Space“ – ein Raum, der nicht nur Platz sondern auch die perfekte technische Ausstattung bietet für Workshops, Veranstaltungen oder Medienkompetenzschulungen für Jugendliche. Mehr aber wird noch nicht verraten, denn der „Ambient Space“ soll in nicht allzuferner Zukunft eröffnet werden.
Besonders freut sich das Team der Kreisbibliothek, dass ab sofort wenigstens wieder Tüten mit Wunschbüchern, -CDs, -Filmen und anderen Medien telefonisch oder per Email bestellt werden können, die dann kontaktlos und durch die „Bibliotheksschleuse“ übergeben werden. „Damit haben wir im letzten Lockdown ziemlich viele Menschen glücklich gemacht“, erinnert sich Beate Sieweke, „das war toll und hat super geklappt. Wir arbeiten daran, dass immerhin das wieder möglich ist. Und ansonsten bereiten wir alles für den Restart vor. Wann auch immer es wieder losgeht, wir sind bereit und freuen uns auf unsere NutzerInnen.“