Integration hat viele Gesichter

Reporter Eutin 511

Lütjenburg (los). Wo gehobelt wird, fallen Späne. Das gilt auch für den Werkraum des Lütjenburger Schulzentrums. Hier agiert derzeit die Integrations-AG im Rahmen eines Kunstprojekts. Allerdings sind Hartschaum- statt Holzblöcke das Mittel der Wahl. Derzeit haben Amir und Marten, Celino und Mustafa alle Hände voll zu tun, ihre Objekte in Form zu bringen. Unter der künstlerisch-fachlichen Anleitung von Kursleiterin Renate Knauer und Ehemann Mathias Wolf sind die Fünftklässler mit Feile, Säge und Messer beschäftigt, menschliche Gestalten aus dem Material herauszuarbeiten. Dabei erweisen sich die vier als kreative Nachwuchskünstler mit einem Händchen fürs Gestalten. Das bewies der zeichnerische Einstieg zu Beginn des Schuljahrs nach den Sommerferien: „Wir haben die schematische Einteilung des Kopfes geübt“, erzählt Renate Knauer mit Blick auf die Schwierigkeit, die Proportionsverhältnisse der verschiedenen Bereiche zueinander zu beachten. Mustafa glückte dies auf Anhieb. „Sonst zeichne ich nie“, sagt er. Auch die Studien der anderen sind gut gelungen, und Amir ist sogar auf Anhieb zu erkennen. Renate Knauer präsentiert als Beweis gleich eine Reihe von Bildern, die das verdeutlichen.
In der Königsdisziplin sollen diese Kenntnisse auf die dreidimensionalen Arbeiten angewendet werden. Skizzen auf den Hartschaumblöcken helfen, die Schneidwerkzeuge an den richtigen Stellen anzusetzen, um zunächst ein grobes Modell zu erschaffen. Ist dies geglückt, folgt ein schärferes Körperprofil und schließlich die Details. „Jeder macht eine Figur, die ihm selbst entspricht“, verdeutlicht Renate Knauer.
Alle vier Schüler gehen in eine Klasse und kannten sich bereits, erzählt Renate Knauer. Herkunftsländer wie Irak und Afghanistan beziehungsweise die Zugehörigkeit zur Minderheitengruppe der Sinti und nicht zuletzt auch zum Wohnort Krokau bilden hintergründig den multikulturellen Rahmen der Integrations-AG ab. Auch im Motto des Projekts „Wir bauen uns ein Boot“ klingt das Flüchtlingsthema leise aber nachhaltig an. Denn die Figuren sollen nach Fertigstellung irgendwann in einem Dingi platziert werden. Das Boot ist eine Spende, „die wie schon repariert und seetüchtig gemacht haben“, erzählt Renate Knauer. „Es ähnelt in vielen Teilen solchen, mit denen die Menschen übers Mittelmeer flüchten.“ Die Künstlerin hofft, dass die Werkstücke noch in diesem Semester ihren letzten Schliff erhalten und versiegelt werden können. Wenn alles klappt, könnte das Kunstprojekt irgendwann der Öffentlichkeit präsentiert werden – vielleicht auf dem Lütjenburger Stadtteich.