Rund um Kompost, Mulch und Mist

Reporter Eutin 163
Für Gemüsekulturen hat sich der Anbau in Reihen bewährt. Pflegepfade im Meter-Abstand erleichtern die Gartenarbeiten.

Für Gemüsekulturen hat sich der Anbau in Reihen bewährt. Pflegepfade im Meter-Abstand erleichtern die Gartenarbeiten.

Vierhusen (los). Nicht erst seit dem Lockdown zieht es immer mehr Menschen zurück zu den Wurzeln. In Gärten werden Kräuter gesät, Gemüse geerntet und Duft- und Insektengärten gestaltet, wächst das Natur- und Umweltbewusstsein. In der vergangenen Woche haben wir über den Neustart der grünen Branche nach dem Lockdown berichtet. Lesen Sie in dieser Ausgabe, was bei der Gartenvorbereitung zum Beginn der Vegetationszeit für ein gutes Gelingen zu beachten ist.
„2020 haben sich die Leute intensiv mit dem Garten beschäftigt“, erzählt Gärtnermeister Torsten Hennings, Vierhusen. „Viele sind als Selbstversorger unterwegs gewesen, oft auch, um die Kinder zu beschäftigen und ein Programm zu machen, das sie weg von den Medien führt – und dabei ist der Garten ganz vorne gelandet.“ Angesichts des überraschenden Runs auf die Waren, leerten sich die Glashäuser zügig: „Die Gemüsejungpflanzen waren sehr schnell vergriffen“, blickt Hennings zurück. Auch 2021 rechneten die Produzenten mit mehr Nachfrage, in der Hoffnung, dass die im Corona-Jahr zutage getretene Begeisterung für das grüne Hobby im Sommer auch Erfolge eingefahren hat. Der Pflanzenhandel hat sich darauf eingestellt: „Viele Betriebe, die lange kein Gemüse produziert haben, haben jetzt wieder damit angefangen“, weiß Torsten Hennings. „Saaten und Jungpflanzen wurden verkauft wie noch nie.“ Unter Glas, also bestmöglichem Lichtangebot samt ausgeklügelter Kultursteuerung, die für ein pflanzenspezifisch optimales Klima sorgt, können die Betriebe die Sämlinge vorziehen. Zuhause ist es jedoch nicht so einfach, seine eigenen Gewächse weiterzukultivieren: Sind viele Gemüsearten wie Tomaten, Paprika, Chili oder Auberginen wärmebedürftig, steht diesem Bedürfnis ein entsprechender Lichtbedarf gegenüber. Zumal die nachfolgende lange Entwicklungszeit die Aussaat schon Ende Februar und im März notwendig macht. Doch die Tage sind zu dieser Jahreszeit auf hiesigem Breitengrad noch relativ lichtarm. Sind die Saaten gekeimt, neigen sie häufig zu unnatürlichem Längenwachstum, welches ein Mangel an Sonnenintensität verursacht – selbst auf dem Fensterbrett. Diese Streckung geht zu Lasten von Stabilität und Robustheit. Wer die Kisten nach dem Auflaufen der Pflänzchen an einem kühleren Ort, möglichst vor einem Südfenster und bei mäßiger Bewässerung unterbringt, verlangsamt deren Entwicklung zunächst und erhält etwas vitalere Ergebnisse. Und die müssen vor dem Auspflanzen noch mit aller Sorgfalt abgehärtet werden. Im Vergleich zu uns: Viele leiden schnell unter Sonnenbrand und frösteln, wenn sie als „Couchpotato“ plötzlich viel und lange draußen sind. Ein solcher Klimaschock ist für die „Vorgezogenen“ also nichts. Schwache Pflanzen mickern, statt loszulegen. „Ein Küchenfenster ist eben kein Gewächshaus“, sagt Torsten Hennings. Und: „Je weniger Störungen eine Pflanze hat, desto besser ist der Start in die Entwicklung.“
Mit allen Höhen und Tiefen, Überraschungen und Erfolgen, die das Thema Aussaat beinhaltet, macht es durchaus Spaß, den eigenen Erfahrungsschatz durch derlei Aktivitäten reicher und den grünen Daumen sensibler zu machen. Und ein bisschen der spannenden Kulturgeschichte der Menschheit nachzuspüren, deren Sesshaftwerdung eben mit Gartenbau begann. Wer nimmt Gewächse noch als Lebewesen wahr?
Für experimentell Veranlagte können Frühbeetkästen nützlich sein, den „tiefer gelegten“ Beeten mit Glasdeckel. Deren Innenleben aus Kompost, Mulch und Mist erzeugt während der Umsetzung durch die Mikroorganismen eine für Jungpflanzen komfortable Wärme zusätzlich zum „Treibhauseffekt“ durch die transparente Abdeckung. Ähnlich kann ein Hochbeet genutzt werden. „Das lässt eine Verfrühung zu“, zieht Hennings den Vergleich zum Fensterbrett. Jedoch wetterabhängig: Haben sich ständige Nachtfröste eingependelt, können diese zum Begrenzungsfaktor werden, jedenfalls für die sehr Wärmebedürftigen unter den Nutzpflanzen. Anders sieht es mit typischem Wintergemüse aus, das Kälte standzuhalten vermag und häufig von Anfang an unter freiem Himmel wächst. Unter „Wintersalate“ fallen bestimmte Sorten, die im Herbst gesät, als kleine Pflanzen mit etwas Schutz im Freien überwintert und im Frühling geerntet werden können. Im April können frühe Radieschen oder Zuckererbsen in die Erde, die mit Kälte zurechtkommen. Deshalb ist jetzt die Zeit, den Garten vorzubereiten. „Dazu zählt Kompost sieben und als Bodenverbesserer aufzubringen“, erklärt Torsten Hennings. Auch Beete mit Stauden und Gehölzen profitierten davon: Sie müssten auch nur grob von Laub befreit werden. Denn dieses werde in den Nährstoffkreislauf zurückgeführt, erklärt Hennings, „es ist gut fürs Bodenleben“.
Gemüsebeete werden im März umgegraben. Danach sollte man sie 14 Tage ruhen lassen, rät er. Durch die folgende Entwicklung des Bodenlebens werde der Boden feinkrümeliger. „Wo Kartoffeln sind, grabe ich Kompost unter, wo Stauden wachsen, lege ich ihn als Mulchlage obenauf ohne ihn einzuarbeiten“, beschreibt Hennings die nächsten Schritte. Stauden durchwachsen die Schicht. Sie können vorher noch ausgegraben, geteilt und so verjüngt werden.
Wird Kompost anderweitig besorgt, „sollte es zertifizierte Ware“ sein, die aus der Heißrotte stammt“, lautet Torsten Hennings Tipp. Dieses Material sei gut verrottet und zudem fast keimfrei. Wer keinen Kompost hat, sollte wenigstens Bodenaktivatoren einsetzen, um das Bodenleben anzuregen, rät er. Neben den für Pflanzen wichtigen Hauptnährstoffen Stickstoff, Kalium und Phosphor seien bestimmte Enzyme beigemischt, die das Bodenlebewesen förderten. Vergessen werde häufig, dass ein Nutz- und Ziergarten alle drei, vier Jahre eine Kalkgabe benötige, unter anderem, um einem Absinken des PH Werts (saure Bodenreaktion) entgegenzuwirken. Eine Düngung erfolgt nicht gleichzeitig: „Das sollte man separat machen“, erklärt Torsten Hennings.
Die Kalkgabe wirke sich günstig auf die Bodenstruktur und Bodenleben aus, auch im Rasen. Empfehlenswert sei der pflanzenverträgliche kohlensaure Kalk (Calciumcarbonat), „damit kann man nichts falsch machen“, zieht Hennings den Vergleich mit Branntkalk (Calciumoxid). „Der könnte Schäden verursachen, kohlensaurer Kalk nicht.“ Auf diese Weise rundum versorgte Gartenflächen bieten die besten Voraussetzungen für einen guten Wachstumsstart – mit sichtbaren Erfolgsaussichten und leckeren Ergebnissen. Mehr über Garten- und Rasenpflege lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben.