

Eutin. Wie tibetanische Gebets-Fahnen hängen große gelbe Zettel von der Decke des Seminar-Raums. Darauf stehen deutsche Grammatikregeln, die vier Fälle für alle Fälle, Partikelwörter wie "dann, danach, plötzlich", Konjugationen, Deklinationen, Redewendungen: Merkhilfen, mit denen der Sprachlehrer Glenn Green seinen Unterricht visuell unterstützt. Der mehrere Sprachen, also auch Deutsch, ausgezeichnet sprechende Pädagoge aus England ist für seine Schüler "ein super Lehrer". Sie haben mit seiner Hilfe in dem Malenter Standort der CJD Eutin (Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e.V.) sechs Monate lang Deutsch gebüffelt und den Sprach-Test für Zuwanderer bestanden. Jetzt haben die 19 jungen und auch etwas älteren Menschen ein Zertifikat erhalten, welches für sie ein wichtiger Schritt in Richtung Integration bedeutet und u.a. ein Kriterium für die Einbürgerung darstellt. Sie kommen aus Syrien, Ungarn, Polen, Armenien, Philippinen, Kosovo, Rumänien, USA und Eritrea. Sie sind MigrantenInnen mit einem auf Dauer angelegten Aufenthaltsstatus. Das gab ihnen das Recht, an einem staatlichen Integrationskurs teilzunehmen. Das CJD Eutin darf solche vom Bundesamt für Integration (BAMF) bezahlte Kurse seit Anfang dieses Jahres durchführen. Bevor die TeilnehmerInnen dieses ersten CJD-Integrationskurses ihre Zeugnisse strahlend aus der Hand von der Kurs-Koordinatorin Katarina Cernik in Empfang nehmen durften, hatten sie seit April 2015 eine lange Lernstrecke von 25 Unterrichtsstunden pro Woche in deutscher Sprache und Orientierungshilfe zurückzulegen, bevor es dann die Prüfsteine "Hörverständnis, Lesen, Schreiben und Sprechen" zu überwinden galt. Ein Blick auf die Lernziele zeigt, wofür sich 15 der Teilnehmer durch Erreichen des Zertifikats B1 qualifiziert haben: Sie können in Alltagssituationen wichtige Informationen aus Gesprächen, öffentlichen Durchsagen und Radiomeldungen auch im Detail verstehen; wichtige Informationen aus Zeitungstexten, Statistiken und alltagsbezogenen Beschreibungen auch im Detail entnehmen; zusammenhängende private oder halbformelle Mitteilungen schreiben, wie Briefe oder E-Mails; ein einfaches, direktes Gespräch über Themen führen, die im eigenen Interessengebiet liegen, kurz ihre Meinung dazu äußern und angemessen auf die Meinung ihrer Gesprächspartner reagieren; in Alltagssituationen über etwas berichten, etwas vorschlagen oder etwas vereinbaren. Vier der TeilnehmerInnen haben zunächst die niedrigere Stufe A2 erreicht, können aber auf Antrag weitere 300 Unterrichtsstunden erhalten und so doch noch die Stufe B1 erklimmen. Die Prüfungen werden zentral erstellt und nach einheitlichen Bestimmungen durchgeführt und ausgewertet. Der Deutsch-Test für Zuwanderer wurde im Auftrag des BAMF vom Goethe-Institut entwickelt. (Na, wenn Goethe da draufsteht, muss ja wohl Qualität drin sein....)