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Nächster Halt: Kulturbahnhof

Eutin (aj). Egal, was vorher war – der Vertrag zur leihweisen Nutzung des rechten Flügels des Eutiner Bahnhofes liegt vor und mit der Unterschrift wird der Eutiner Kreis der Künste e.V. für zwei Jahre nicht nur Nutzer der Räumlichkeiten. Auch die Koordination der Belegung liegt in den Händen des Vereins. Damit wird aus einem Fragezeichen hinter der Zukunft des Projektes „Kulturbahnhof“ ein Doppelpunkt und diese – wenn zunächst auch zeitlich begrenzte – Sicherheit verleiht allen Beteiligten sichtlich Schwung. Mindestens 200 Arbeitsstunden stecken in der Renovierung der Location: „Wir haben gestrichen, geputzt, Leuchtmittel getauscht“, berichtet Andrea Stehr. Die Aufgabe „Kulturbahnhof“ entpuppte sich für die Vorsitzende des Kunstkreises als Fulltime-Job. Sie hielt den Kontakt in die Verwaltung, spann ein Netzwerk, akquirierte Spenden und ließ den Mut nicht sinken, als es nicht so lief, wie erhofft. Ihren Kunstkreis wusste sie dabei immer an ihrer Seite und die Liste derer, denen ihr Dank gilt, ist lang. Wahr ist aber auch, dass es für ein solches Vorhaben ein Kraftzentrum braucht. Oder wie es Christian Trabandt formuliert: „Wenn wir ein Orchester sind, ist Andrea die Dirigentin!“ Charakteristisch für dieses Orchester ist ein Grundton der Harmonie: „Alle bringen sich mit ihren Fähigkeiten ein“, so beschreibt es Angela Warnecke-Trabandt. Dem Verein hat der Kraftakt gutgetan. Die Mitgliederzahl ist auf 54 angewachsen, 32 von ihnen zeigen derzeit in der Adventsausstellung, welche Vielfalt sich hinter dieser Zahl verbirgt: „Eingetreten sind auch Menschen, die nicht der Bildenden Kunst nachgehen wie die Tänzerin Angelika Neumann oder der Singer-Songwriter Dr. Ludger Iske. 

Um den Bahnhof zu nutzen, muss man allerdings nicht dem Kunstkreis angehören: „Wir wollen die Idee eines kulturellen Treffs verwirklichen, sind für alle offen“, sagt Andrea Stehr. Viele Anfragen liegen bereits vor: „Und wir hoffen auf weitere Ideen und Interessierte.“ Die Stadt ermöglicht dem Kunstkreis eine mietfreie Nutzung, die monatlichen Betriebskosten müssen allerdings erwirtschaftet werden.

Bürgermeister Sven Radestock zeigte sich beim Ortstermin beeindruckt: „Ich bin begeistert von der Dynamik, die dahinter steckt“, meinte der Verwaltungschef, der von Anfang an Fürsprecher der Idee „Kulturbahnhof“ war: „Mich erinnert das ein wenig an das Riemannhaus, das bis heute so gut funktioniert“, meint er. Eutin habe darauf gewartet, dass sich im Bahnhof etwas tue. 

Jahrelang hat der Trakt leergestanden, war vorübergehend als Impfzentrum eingerichtet worden. Nun steht die Jahresplanung des Kunstkreises, Ausstellungen werden konzipiert. „Wir wollen auch anderen Künstlern und Kulturschaffenden einen Raum für musikalische Auftritte, Lesungen, Kurse und alle möglichen Veranstaltungen im künstlerischen Bereich bieten“, unterstreicht Andrea Stehr. An jedem ersten Donnerstag im Monat soll eine Überraschungsveranstaltung Neugierige anziehen – eine Schulband tritt auf, der Shanty-Chor singt, eine Gruppe lädt zum Mitsingen ein, ein Buch wird vorgestellt: „Wir hoffen auf weitere Impulse“, lädt die umtriebige Wahl-Eutinerin ein.

Sie hat die Stadt in den letzten Monaten gründlich kennengelernt, viele Mitstreiter*innen in verschiedenen Bereichen und Institutionen gewonnen und einen permanenten Crash-Kurs in Sachen Vorschriften und Bürokratie absolviert. Ihre Antwort ist Dank und die Liste fällt lang aus. Ein Name aber sticht heraus: „Ohne Michael Kasch wäre all dies nicht möglich gewesen, er hat das Projekt ins Leben gerufen und viel Freizeit dafür investiert“, betont Andrea Stehr. Für sie ist der „Kubah“ nicht nur ein Veranstaltungsort mit Charme und reichlich Potential: „Es ist auch ein Zeichen für Demokratie: Dinge funktionieren, wenn man selber anpackt!“

Die Adventsausstellung ist Freitag, Sonnabend und Sonntag jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet.


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