Plöner Landfrauen feiern Jubiläum
Sasel (los). Mit einer zünftigen Jubiläumsfeier haben die Landfrauen Plön und Umgebung das 70-jährige Bestehen ihres Vereins mit derzeit 156 Mitgliedern (davon 31 Bäuerinnen - fünf „Aktive“ und 26 „Altenteiler“) gefeiert. Die Vorsitzende Antje Jandrey, Saseler Bäuerin im Ruhestand, hatte den runden „Geburtstag“ zum Anlass genommen, sich auf die Spuren der Vergangenheit zu begeben. Die dabei zutage geförderten Veränderungen im Vereinsleben spiegeln dabei den Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft einschließlich der Emanzipation der Frauen.
Zwar wurde der Verein in der Nachkriegszeit 1948 gegründet. Doch die Wurzeln der Landfrauenvereinigungen liegen im 19 Jahrhundert. Den entscheidenden Schritt unternahm demnach die ostpreußische Gutsfrau Elisabeth Boehm, die insbesondere der Mangel an (männlicher) Ankerkennung ihrer Arbeit auf dem Hof ärgerte. „Und auch, dass man damals in der ländlichen Hauswirtschaft ohne Ausbildung ins kalte Wasser geschubst wurde“, weiß Antje Jandrey. Als Ergebnis ihrer Überlegungen habe Elisabeth Boehm als erste Frau in Deutschland damit angefangen, hofeigene Überschüsse an Obst, Gemüse und Eiern – Produkte ihrer Arbeit – zum Verkauf anzubieten. Womit sie sich nicht nur Geld, sondern in der Folge auch Respekt und Ankerkennung innerhalb der familiär geprägten bäuerlichen Betriebsstruktur verdient habe. Die Idee zog Kreise. „Dafür wurden auch Seminare und Fortbildungen ins Leben gerufen“, erzählt Antje Jandrey.
Elisabeth Boehm gründete zudem 1898 den „Landwirtschaftlichen Hausfrauenverein“. Ausschließlich Bäuerinnen wurden hier Mitglieder. Es gab in der Folge zahlreiche Neugründungen. Bereits 14 Jahre später seien 31 Vereine gezählt worden, die sich stets in Stadtnähe befanden, wo die Frauen Verkaufsstellen zur gemeinsamen Vermarktung ihrer Waren organisierten.
Sowohl der Erste als auch der Zweite Weltkrieg rissen Lecks in die weitere Entwicklung, wenngleich die Vereinstätigkeit während der Weimarer Republik wieder aufgenommen worden war. Auch der Ausbildungsgang Ländliche Hauswirtschaft sei in dieser Zeit erstmals aufgetaucht. „1929 gabe es in Schleswig-Holstein 20 Landfrauenvereine“, weiß Antje Jandrey, „auch diese immer in Stadtnähe“. Zum Beispiel Plön. Doch lösten sich diese im Zuge des Nationalsozialismus 1934 in den „Reichsnährstand“ auf. „Erst 1947 begannen sich die Landfrauenvereine erneut zu gründen“.
Für die Plöner Landfrauen hatte Gräfin von Baudussin vom Hof Hohensasel 1948 die Federführung übernommen (der alte Meierhof des Gutes Rantzau fiel in den 1979-er Jahren dem Truppenübungsplatz zum Opfer und sei nach dem Verkauf an den Bund damals „warm abgerissen“ worden, erinnert sich Antje Jandrey). Nach dem gewählten Motto „Stadt und Land, Hand in Hand“ beschlossen die 15 Gründungsmitglieder (davon drei Plönerinnen), nun nicht mehr als rein bäuerlicher Verein aufzutreten, sondern gemäß dem Namenszusatz „Plön und Umgebung“ auch Frauen aus der Stadt aufzunehmen.
Am Fuße des Strohbergs, wo sich später die Eckkneipe „Nürnberger Trichter“ befand, richteten die Landfrauen ihre Plöner Verkaufsstelle ein. Diese ermöglichte die hier ansässige Familie Krützfeld, deren Geschäft „Krützfeld Landhandel“ sich in der angrenzenden Lübecker Straße befunden habe (dieser Altstadtbereich zwischen Bahnhof und Schwentine fiel Ende der 70-er Jahre den Baumaschinen zum Opfer).
Nicht nur Lebensmittel füllten die Landfrauen in die Regale, auch selbst genähte Kleidung und andere Kreationen wurden angeboten. In diesem Zusammenhang: „Modenschauen gehen bei uns immer“, sagt Anje Jandrey, daran habe sich bis heute nichts geändert.
Vereinsintern beschäftigten sich die Landfrauen regelmäßig mit den Neuerungen ihrer Zeit, nicht nur mit Mode. Themen der 50-er Jahre waren die Waschmaschine und „Schritt sparende Küchen“ für effektives Arbeiten. „In den 60-er Jahren kam Tupperware auf“, erinnert sich Antje Jandrey. Dazu wurde am 20. Februar 1969 eine Infoveranstaltung unter dem Aspekt Frischhalten und Gefrieren angeboten. Auch „Urlaub auf dem Bauernhof“ wurde in der Zeit modern und für die Bäuerinnen ein wirtschaftlicher Faktor. Der Dampfdrucktopf folgte in den 70-er Jahren, PC-Kurse in den 90-er Jahren.
Bildungsangebote nahmen zu: Landfrauen konnten im Winterhalbjahr Kurse in der Preetzer Landwirtschaftsschule in der Kührener Straße besuchen (, die Mitte der 90-er Jahre von der Landwirtschaftskammer geschlossen wurde).
Die Aufbewahrung von Lebensmitteln war in der Vergangenheit schwierig und aufwändig: „In den 50-er und 60-er Jahren gab es überall noch Kühlhäuser“, erzählt Antje Jandrey. „Dort hatten die Leute ein Fach, zum Beispiel um ein halbes Schwein einfrieren zu können“.
Bereits zu Elisabeth Boehms Zeiten setzten sich die Landfrauen mit Einweckmethoden von Obst, Gemüse und Fleisch auseinander und stellten Überlegungen zu abwechslungsreicheren Speiseplänen an.
Der Aspekt Gemeinschaftspflege wurde erst in den 60-er Jahren bei den Landfrauen populärer. Damals gab es noch viele Höfe. Die ersten Tagesfahrten wurden unternommen, meist in einem bestimmten Zeitfenster, um abends noch Tiere versorgen und liegen gebliebene Arbeiten verrichten zu können. Dennoch: „Man hatte jetzt mehr Zeit dafür“, sagt Antje Jandrey. Und auch das Bedürfnis, „mal rauszukommen“. „Ein Luxus im Leben der Bäuerinnen“.
Verbucht ist ein Flug der Plöner Landfrauen nach Berlin im März 1967 – der erste große Ausflug. Im Wortsinn. „Einschließlich zweier Übernachtungen und zwei warmen Mahlzeiten kostete dieser 190 Euro“, hat Antje Jandrey herausgefunden.
Darüber, inwieweit „mehr Zeit“ auch gesellschaftskritisch beäugt wurde, gibt die Vortragsveranstaltung vom 26. Januar 1972 Anhaltspunkte, zu der ein Referent der Inneren Mission geladen war. Sein Thema: „Die Familie vor dem Bildschirm – Nutzen und Verderb des Fernsehens“.
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