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Reporter Eutin

LED-Ästhetik auf der Festspielbühne

Eutin (vg). Nicht nur der Tribünen-Neubau, der in Wahrheit ja fast ein völliger Neubau der gesamten Freilichtbühne im Schlossgarten ist, stellt die Eutiner Festspiele in dieser Saison vor große Herausforderungen. Auch in puncto Bühnenbild sprengen die Theatermacher den Rahmen des bisher Dagewesenen. „Technisch rüsten wir richtig auf“, sagt Geschäftsführer Falk Herzog. Die Kulissen für das Musical „Jesu Christ Superstar“ kommen in Handy-Ästhetik daher: Die Bühnenelemente stellen übergroße Smartphones dar, die allesamt mit unzähligen LED-Bildschirmen ausgestattet sind und multimedial eingesetzt werden.
Am Freitag stellten Regisseur Till Kleine-Möller und Bühnenbildner Jörg Brombacher ihre Ideen anhand eines Modells im Maßstab 1:25 erstmals der Öffentlichkeit vor. In handwerklicher Feinarbeit hat Brombacher die zeitgemäße Umsetzung des Stoffes von Andrew Lloyd Webber in Form gegossen. Die Künstler entführen das Publikum auch optisch in die digitale Welt. Auf die riesigen Display-Elemente werden teils vorproduzierter Content – dafür wurde ein Videokünstler aus Berlin gewonnen – sowie Livebilder von den Handykameras der Darsteller projiziert. Lichteffekte inklusive. Das erinnert an das Showspektakel eines Eurovision Songcontest oder die Bühnenmaschinerie heutiger Musik-Superstars.
Genau das ist beabsichtigt. „Es ist die moderne Übertragung des Stücks: Wir haben es mit einem Jesus 2.0 und seiner Followerschaft, der es bald nicht mehr um Inhalte geht, zu tun“, sagt Kleine-Möller. Er möchte zeigen, wie Jesus die Kontrolle über seine Botschaft entgleitet und deutlich machen, wohin mediale Überflutung führen kann. Was ist noch Realität in Zeiten künstlicher Intelligenz? Die Rockoper wird also starke Bilder erzeugen und das Publikum das Gefühl bekommen, ganz nah an den Darstellern zu sein.
Trotz der Größe der Bühnenelemente soll die Kulisse sehr flexibel sein, sodass die Akteure selbst die Podeste verschieben und drehen können. Das will natürlich alles koordiniert und geübt sein. Und funktioniert die Choreografie so, wie man sie sich ausgedacht hat? „Die Proben müssen überwiegend auf der fertigen Bühne stattfinden. Deshalb muss sie uns möglichst früh zur Verfügung stehen“, mahnt Falk Herzog. Das wird eng. Nach dem Zeitplan soll die Bühne ab dem 15. April gestellt werden. Probenbeginn ist der 22. Mai. Derzeit wird die Betonwanne für den Orchestergraben gegossen, der der Akustik wegen teilweise mit einem Betondeckel überdacht wird. Die Musiker werden weiterhin unverstärkt spielen – „ohne Playback, jeder Ton kommt aus dem Orchestergraben“, verspricht Herzog. Dass der Graben mit einer Fußbodenheizung ausgestattet wird, ist nicht dem Komfort für die Musiker geschuldet. Vielmehr geht es darum, dass die am Abend hereinziehende Kälte und Feuchtigkeit nicht zur Verstimmung der empfindlichen Instrumente führt.
Der Festspiel-Geschäftsführer will den Zeitplan mit der Stadt Eutin und dem Architekten noch punktgenauer abstimmen. „Am Ende müssen zum Start der Spielzeit die Tribüne und die Bühne unbedingt fertig sein“, betont Herzog. Auf den Ausbau der Toiletten und des Gastrobereiches könne zur Not verzichtet werden, macht er die Prioritäten der Theatermacher deutlich.
Das Bühnenbild für die zweite Produktion wird übrigens nicht auf den Musical-Kulissen aufbauen. Die Weber-Oper „Der Freischütz“ erhält eine eigene Optik, die aufwendigen Superstar-Kulissen werden dafür dann zwischendurch immer mal wieder – insgesamt neunmal – abgebaut. „In Theatern ist es gang und gäbe, dass das Bühnenbild auch mehrmals am Tag gewechselt wird. Wir haben für den Umbau einen ganzen Tag Zeit“, meint Regisseur Kleine-Möller.
Das Musical „Jesus Christ Superstar“ feiert am 5. Juli Premiere. Karten für die 15 geplanten Aufführungen gibt es online auf www.eutiner-festspiele.de oder in der Kartenzentrale unter Telefon 04521-80010.

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