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Die Gebührenerhöhung - Zu den Hintergründen

Trotz Sparzwang will Bürgermeister Andreas Zimmermann nicht mit dem Förderverein „AhrensBook“ brechen (hier bei der Gründung im November).

Trotz Sparzwang will Bürgermeister Andreas Zimmermann nicht mit dem Förderverein „AhrensBook“ brechen (hier bei der Gründung im November).

Bild: Rambow

Ahrensbök (jr). Die Anhebung der Jahresgebühr für die Gemeindebücherei auf 60 Euro pro erwachsener Person (ab 18 Jahren) hat in Ahrensbök die Wogen hochschlagen lassen (der reporter berichtete). Unmittelbar nach den wertschätzenden Signalen aus Politik und Verwaltung zur Gründung eines Fördervereins für die Ahrensböker Gemeindebücherei wirkten die ursprünglichen Pläne für eine Verfünf- bis Versechsfachung der Jahresgebühr irritierend. Die Vereinsvorsitzende Penz formulierte es so: „Wir wollen mit der Gemeinde an Lösungen arbeiten. Eine derart drastische Vorlage gleich zu Beginn schreckt eher ab, als dass sie trägt.“ Der Förderverein veröffentlichte daraufhin eine öffentliche Mitteilung: Lesen müsse bezahlbar bleiben; gefordert wurde eine sozialverträgliche, moderate Anpassung statt eines sprunghaften Preissprungs.

Zur Einordnung: Die derzeit gültige Gebührenordnung stammt aus dem Jahr 2019. Erwachsene zahlen 20 Euro pro Jahr; ein Familientarif ist bislang nicht vorgesehen. In Gesprächen, so die Einschätzung von Klaus-Dieter Gruber, stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Hauptausschusses, zeichnete sich durchaus die Bereitschaft ab, einen spürbar höheren Jahresbeitrag zu tragen, etwa bis 50 Euro. Genau über diese Größenordnung wird nun politisch gesprochen.

Aus den Fraktionen wurden erste Richtwerte genannt: Die SPD war für 30 Euro für Erwachsene, 42 Euro für Familien und Kinder frei. Die FDP plädierte für 48 Euro, 20 Euro Ermäßigung für Auszubildende und Studierende und Kinder frei. Die CDU setzte 72 Euro an, Schüler und Auszubildende frei. Zudem ging eine Einladung an den Förderverein zum Gespräch 

Parallel lief die öffentliche Debatte heiß. In lokalen Facebook-Gruppen wie „Rund um Ahrensbök“ und „Was ist los in und um Ahrensbök“ entstand binnen kurzer Zeit eine breite Diskussion. Wiederkehrende Fragen standen sinnbildlich für die aufgeheizte Stimmung. Auch die Grünen Ahrensbök positionierten sich öffentlich und sagten dem Förderverein Unterstützung zu.

Im Gespräch mit dem reporter legten Bürgermeister Andreas Zimmermann und Ole Jönsson (Teamleiter Soziales) ihren Standpunkt und die Hintergründe dar. Dabei stand die Haushaltslage im Mittelpunkt. Zimmermann sprach von Defiziten „auf historischem Niveau“. Die Kommunalaufsicht verlange ein Konsolidierungskonzept; Einnahmen müssten erhöht, Zuschüsse reduziert werden, um das schwindende Eigenkapital zu stabilisieren. Zur Bücherei betonte er zweierlei: Ihr Erhalt sei politisch gewollt, zugleich bleibe sie ein Zuschussbetrieb. 

Nach Angaben der Gemeinde liegt das jährliche Minus – trotz Einnahmen und externer Förderungen – bei rund 100.000 Euro. Aufgabe der Konsolidierung sei es, diesen Zuschuss zu senken, nicht die Einrichtung in Frage zu stellen. Denkbar seien sozial gestaffelte Beiträge (z. B. Kinder frei, Ermäßigungen), konkrete Zahlen lägen in der Verantwortung der Fraktionen. Warum kam der Gebührenentwurf unmittelbar nach der Vereinsgründung? Zimmermann und Jönsson verweisen auf den laufenden Konsolidierungsfahrplan und die Taktung der Gremienarbeit. Die Vorlage sei Teil eines Maßnahmenpakets gewesen und zur Beratung in den zuständigen Ausschuss eingebracht worden; eine Vorfestlegung habe nicht bestanden. Man nehme wahr, dass der zeitliche Ablauf als unglücklich empfunden wurde. Ein Bruch mit dem Förderverein sei nicht beabsichtigt.

Zur Kommunikation sagen beide, Gespräche mit dem Verein seien sinnvoll und erwünscht, müssten aber im Rahmen der Gremien und Fraktionen stattfinden. Andrea Penz und Peter Vergin nahmen als Zuhörende an der betreffenden Ausschusssitzung teil und nutzten die Einwohnerfragestunde; die Vorlage wurde anschließend zur weiteren Beratung in die Fraktionen verwiesen.

Zimmermann ordnet die Debatte in den Gesamtetat ein: Auch andere freiwillige Leistungen stünden auf dem Prüfstand; zusätzliche Vereins- oder Übungsleiterzuschüsse könne die Gemeinde derzeit nicht ausweiten. Priorität habe, Pflichtaufgaben zu sichern und freiwillige Bereiche tragfähiger aufzustellen. Für die Bücherei nennt er neben einer sozialverträglichen Gebühr mögliche Synergien (z. B. stärkere Verzahnung mit der Schulbücherei) und die Einbindung von Ehrenamt gemeinsam mit dem Förderverein.


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