

Der Saal im Dörfergemeinschaftshaus in Meeschendorf war bis auf dem letzten
Platz gefüllt, so sehr waren Fehmaraner und einige Festländer am aktuellen Thema
Flüchtlingszuwanderung interessiert. Der LandFrauenVerein hatte mit dem Vortrag
des Referenten Reinhard Pohl (Journalist) den richtigen Nerv getroffen. Inke
Weilandt begrüßte im Namen des Vereins die zahlreichen Zuhörer, den Referenten
sowie unseren Bürgermeister Herrn Weber und die neue Integrationsbeauftragte
Frau Vahlenkamp herzlich.
Ohne Umschweife kam Herr Pohl ausführlich auf die beiden Länder zu sprechen
und die absolute Stille im Raum zeigte die Konzentration und tiefe Betroffenheit
der Zuschauer über die grausamen Zustände in den diktatorischen Staaten. Aus
Syrien kommt die Hälfte aller Flüchtlinge in Deutschland. Von 20 Mill.
Einwohnern sind ca. 10 Mill. im Land selbst vor dem 4-jährigen Bürgerkrieg und
der seit 1970 andauernden Assad-Diktatur auf der Flucht. Es wurden allein 2014
74.000 Zivilisten von dem Regime ermordet. Die Armee ist inzwischen geschwächt
und wird nun durch die russische Luftwaffe unterstützt, die in verlassenen
Städten Vakuumbomben testet. Die oppositionellen Gruppen sind untereinander auch
verfeindet, haben aber zum Teil genug Geld und Waffen wie IS und Nusra-Front.
Ein Ende dieses Bürgerkriegs ist so schnell nicht in Sicht.
Die Städte sind zum Teil völlig zerstört. Die Syrer fliehen zunächst in
Nachbarstaaten, um in Friedenszeiten schnell wieder in ihre Heimat zurückkehren
zu können. Wenn sie erst in Europa sind und schulpflichtige Kinder haben,
möchten sie dort bleiben, um den Kindern eine abgeschlossene Schulbildung zu
ermöglichen. 90% der Flüchtlinge erhalten in Deutschland Bleiberecht, die
Asylanträge ziehen sich bis zu einem Jahr hin. In Schweden wird darüber
inzwischen innerhalb einer Viertelstunde entschieden.
Eritrea ist sechsmal so groß wie Schleswig-Holstein. Es leben dort 50 %
Muslime und 50 % koptische Christen. Regiert wird der Staat von einer Ein
Mann-Diktatur, die alles reglementiert. Journalisten erhalten nur sehr selten
ein Visum, die Medien werden von der Regierung gesteuert, ab 18 Jahre gilt für
Männer und Frauen die Wehrpflicht und eine Staatsdienstverpflichtung bis 54
Jahre bei Männern und 47 Jahre bei Frauen (es sei denn, die Frauen bekommen ein
Kind). Mit 16 Jahren kommen die Jugendlichen in eine Kasernenschule (Internat
und Gefängnis). Wer älter als 4 Jahre ist, braucht ein staatliches
Ausreisevisum, das nur selten genehmigt wird, um das Land legal zu verlassen. 60
% der Bevölkerung sind unterernährt.
Seit 2013 kommen vermehrt Flüchtlinge aus Eritrea, weil sie nach dem Ende des
Bürgerkrieges in Libyen keine Arbeit mehr erhalten. Aus Eritrea ist die Flucht
besonders gefährlich, sie führt über weite Strecken durch gefährliche
Nachbarländer und übers Mittelmeer, bevor die Flüchtlinge in Europa ankommen,
und das Militär verfolgt sie gnadenlos. Wenn Eritreer auf Fotos im Internet
erkannt werden, leidet die Familie zu Hause darunter und muss viel Geld
bezahlen. Bei diesen Flüchtlingen dauert die Bearbeitung von Asylanträgen ca. 2
Jahre. Viel zu lange! Das hängt auch mit der schwierigen Übersetzung von
Tigrinya ins Deutsche zusammen, da es zu wenige gute Übersetzer in
Norddeutschland gibt. Die überwiegend jungen Männer (die jungen Frauen werden
aus Angst vor Gewalt nicht aus der Obhut ihrer Familie „entlassen“) sollten hier
am besten zeitnah Arbeitsmöglichkeiten erhalten, um sich schnell einzuleben.
55 % der Asylsuchenden erhalten in Deutschland Bleiberecht. In Putlos gibt es
ein Erstaufnahmelager und demnächst kommen ca. 100 Flüchtlinge nach Fehmarn.
Herr Pohl erzählte auch eine positive Geschichte über die Integration: Ein
syrisches Kind kam in den Kindergarten und die Erzieherin berichtete den
einheimischen Eltern, dass es sich schon mit einem deutschen Kind unterhalten
kann. Als das deutsche Kind abgeholt wurde, hörten die Eltern ihr Kind und das
syrische Kind arabisch sprechen. Am Ausgang spendeten die Zuhörer Geld, das die
LandFrauen für eine bessere Ausstattung eines Kinderspielraumes in Putlos
verwenden möchten.