

Neustadt in Holstein. Lange galt die Schulstraße als Gefahrenpunkt. Die kleine Sackgasse wird täglich hundertfach überquert: von Schul- und Kita-Kindern, von Jugendlichen, von Passanten, von Lehr- und Erziehungskräften. Ebenfalls allgegenwärtig: die zahlreichen Elterntaxis. Nach einer rund 13-monatigen Umbauphase erstrahlt die Schulstraße jetzt in neuem Glanz und bietet zugleich einen geschützten Raum für tobende Kinder.
Der ehemalige Wendehammer ist einer Aufenthaltsfläche mit Klettergerüst und modernen Sitzbereichen gewichen. Ein Fußweg schlängelt sich zwischen den Gebäuden. Auf dem westlich gelegenen Schulhof ist eine Wendeschleife mit „Kiss & Go-Zone“ entstanden, in der die Eltern ihre Kinder absetzen können. Ein Tempo 30-Schild zeigt an: Hier wird nicht gerast. Und hinterm Poller fängt die autofreie Zone an.
„Wenn man heute die Kinder auf den Spielgeräten anschaut, dann sieht man, dass sich diese Maßnahme wirklich gelohnt hat“, freute sich Bürgermeister Mirko Spieckermann am vergangenen Donnerstag im Rahmen eines Pressegesprächs mit dem reporter. Elementare Punkte sei die Verkehrssicherheit und das Zusammenwachsen der beiden Schulgebäude gewesen. Und das sei gelungen, betonte Spieckermann.
Doch Verkehrsplanung braucht Zeit: Die Jacob-Lienau-Gemeinschaftsschule ist seit ihrer Gründung im Jahr 2010 in zwei Gebäuden untergebracht, die durch die Schulstraße getrennt sind. Gleich nebenan befinden sich eine Außenstelle der Kindertagesstätte Am Wasserturm und die Kita Schatzinsel. „Mit den beiden Schulgebäuden, der Straße, den Kitas und den Parkplätzen für das Theater in der Stadt mussten hier sehr viel verschiedene Interessen berücksichtigt werden“, erklärte der stellvertretende Bauamtsleiter Conrad Rieger.
Um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, hatte Anfang 2019 ein Beteiligungs- und Planungsworkshop mit Politik, Schule und Verwaltung stattgefunden. Und auch die Schülervertretung, die Lehrerkonferenz, der Ausschuss für gesellschaftliche Angelegenheiten und das Kinder- und Jugendparlament wurden mit einbezogen. Neben der Verkehrsberuhigung und der Aufwertung des Schulhöfe sei es auch um den Fuß- und Radverkehr gegangen. „Die Schulstraße wird gern als Abkürzung genutzt, weil man sonst den Umweg über den Rosengarten nehmen müsste. Insofern war es auch ein Ziel, diese Wege-Achse zu ertüchtigen“, erklärte Conrad Rieger.
Geplant wurde die Umgestaltung von der Planungs- und Ingenieurgesellschaft Benthien. In den Herbstferien 2020 starteten die Bauarbeiten, ausgeführt durch die Strabag AG. Die Stadt habe großen Wert auf den präzisen Ablauf gelegt, wie Jens Rietschel, Abteilungsleiter Tiefbau erläuterte: „Die Baustellenzone und die Zone für die Kinder waren immer klar getrennt.“ Genau hier habe die Herausforderung gelegen, betonten Sven Gaffrey, Geschäftsführer des Planungsbüros Benthien und Olaf Wittkowski von der Strabag. Man habe eine relativ große Baustelle bei laufendem Schulbetrieb gehabt, doch letztlich alle Belange, Zeit und Qualität gut unter einen Hut bekommen.
Auch Yvonne Pohle zeigte sich begeistert. Sie ist seit August die neue Schulleiterin der Jacob-Lienau-Schule: „Ich war überrascht, in welcher Geschwindigkeit und wie geräuschlos die Bauarbeiten vonstatten gingen. Die Kinder und Jugendlichen nehmen die Anlage sehr gern an. Die Pyramide wurde schon vielfach für Klassenfotos genutzt und ist ein toller neuer Treffpunkt.“
Neben den Maßnahmen in der Schulstraße wurde auch die Bushaltestelle am Rettiner Weg neu gestaltet. Das veraltete Wartehäuschen ist moderner Stadtmöblierung gewichen. Geändert hat sich zudem die Parkplatzsituation: Einige Pkw-Stellplätze vor dem westlichen Schulgebäude sind wegfallen. Auf dem Areal der Kita Schatzinsel, die zurzeit in einem Container untergebracht ist, sollen nach deren Umzug in den Lübschen Mühlenberg aber wieder neue Parkplätze entstehen. (he)