

Neustadt. Laut Auskunft der Betreuungsbehörde wurden Ende
September 4.535 gesetzliche Betreuungen im Kreis Ostholstein geführt – Tendenz
steigend. Propst Dirk Süssenbach erkannte diesen steigenden Bedarf nach seiner
Amtseinführung im letzten Jahr schnell. „Es ist klar, dass ein kommunaler Kreis
mit Facheinrichtungen wie den Ameos-Kliniken einen erhöhten Betreuungsbedarf
hat. Als ich mich weiter mit dem demografischen Wandel hier im Kreis beschäftigt
habe, ist mir klar geworden, dass das ein zunehmendes Zukunftsthema sein wird“,
erklärte Dirk Süssenbach. Zudem seien Angehörige oft nicht in der Lage, eine
Betreuung selbst zu übernehmen oder sie stoßen schnell an ihre Grenzen.
Im September 2014 beauftragte der Propst deshalb Heiner Backer mit der
Etablierung eines Betreuungsvereins, der in enger Verbindung zum Kirchenkreis
Ostholstein stehen, aber völlig selbstständig agieren soll. Offiziell wurde der
Verein „Nah dran“ letztlich im April 2015 gegründet, die Anerkennung und
Eintragung als gemeinnützig tätiger, eingetragener Verein erfolgte im September.
Am vergangenen Samstag überreichte Landrat Reinhard Sager den
Anerkennungsbescheid an den 1. Vorsitzenden Pastor Stefan Kramer, der in
Neustadt als Seelsorger in der Ameos-Klinik tätig ist und künftig die Geschicke
des Vereins leiten wird. Als 2. Vorsitzender und fachlich-wirtschaftlicher
Leiter steht ihm dabei Heiner Backer zur Seite.
Landrat Reinhard Sager dankte den Vereinsgründern bei der Übergabe der
Urkunde: „Wir sind froh beim Kreis, dass wir den Betreuungsverein ‚Nah dran‘
konstituieren konnten und dass der Kirchenkreis die Initiative ergriffen hat,
sodass auch der Nordkreis jetzt besser abgedeckt ist. Betreuungsvereine sind
dringend notwendig, da es ständig an Betreuungen fehlt. Insofern ist diese
Gründung ein ganz wichtiger Schritt.“ Ein Großteil der Betreuungen im Kreis
werde durch ehrenamtliche Betreuer geleistet. Der Verein „Nah dran“ steht diesen
Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit zukünftig mit Rat und Tat sowie mit Aus- und
Fortbildung zur Seite.
Aber auch die Vermeidung von Betreuungen sei dem Verein sehr wichtig,
erläuterte Heiner Backer. Deshalb gehöre zu den Kernaufgaben des Vereins auch
die kostenfreie Beratung unter anderem für Vorsorgevollmachten und
Patientenverfügungen. „Wir werden versuchen, stetig ganz nah dran zu sein mit
unseren vielfältigen Informationen zur Vorsorgevollmacht wie aber auch zum
Betreuungswesen insgesamt“, so der fachlich-wirtschaftliche Leiter des Vereins.
„Nah dran heißt für uns, nicht zu warten, bis jemand zu uns in die
Geschäftsstelle kommt“, erklärte Heiner Backer das Konzept des Vereins, welches
vorsieht, insbesondere im Norden sowie aber auch im Süden Ostholsteins
regelmäßige Beratungszeiten vor Ort anzubieten. Hierbei sollen auch die
Standorte der Fachkliniken nicht unbedacht bleiben. Dem Verein schwebe gemäß
seinem Motto „Nah dran“ auch vor, zukünftig ein Beratungsmobil zur besseren
Versorgung neben der Präsenz in der Geschäftsstelle, die in Lensahn in der
Eutiner Straße 6 ansässig ist, einzusetzen.
Neben diesen sogenannten Querschnittsaufgaben, die eine Förderung durch Kreis
und Land erfahren, führt der Betreuungsverein auch eine Vielzahl hauptamtlich
geführter gesetzlicher Betreuungen selber durch. Über diese Aufgaben hinaus ist
es ihm aber auch wichtig, jederzeit auch diakonisch handeln zu können, um
beispielsweise Wohnraum für sozial benachteiligte Menschen sicherzustellen.
Außerdem erhoffe sich der Verein auch Synergieeffekte aus der anlaufenden
Zusammenarbeit mit dem bereits bestehenden Betreuungsverein des Deutschen Roten
Kreuzes in Ostholstein, um für die Herausforderungen des Betreuungswesens noch
besser gewappnet zu sein.
Weitere Informationen zum Verein sowie Öffnungszeiten der Büros in Lensahn,
Neustadt und Heiligenhafen gibt es unter www.btv-nah-dran.org. (kp/red)