

Neustadt in Holstein. „Bis zum heutigen Tag war es ein langer Weg“, mit diesen Worten begrüßte Dietmar Ulbrich, Landesvorsitzender des BUND Schleswig-Holsteins die zahlreichen Gäste und Beteiligten am vergangenen Dienstag am Neustädter Strand. Vor sieben Jahren beschloss der BUND das Projekt Neu- und Umbau des Umwelthauses in Angriff zu nehmen. Was dann folgte, war eine regelrechte Achterbahnfahrt, die ihren Tiefpunkt 2023 erreichte, als ein immenser Kostenanstieg von vier Millionen Euro das Projekt komplett zu kippen drohte (der reporter berichtete).
Doch jetzt steht dem Neu- und Umbau nichts mehr im Weg, nicht zuletzt wegen einer Spende in Höhe von 2,3 Millionen Euro über die GLS Treuhand sowie einer Umplanung und Reduktion der Gebäudequalität. Damit wurde die „Kostenbrücke“, wie Ulbrich es nannte, erfolgreich geschlossen und die Umsetzung kann endlich beginnen. Der Baufortschritt ist bereits sichtbar: Die Schalung steht und in den nächsten Tagen werden hier 350 Kubikmeter CO2 induzierter Beton hineingegeben, die das Fundament des großzügigen Anbaus bilden. Anschließend folgen die Hochbauarbeiten, für die unter anderem 250 Kubikmeter zertifiziertes Nadelholz verbaut werden. Zusammen mit dem sanierten Bestandsgebäude entsteht so Platz für zwei Schulklassen, Betreuungskräfte, eine Küche und Ausstellungsräume nach nachhaltigen Standards.
Am vergangenen Dienstag legten die Beteiligten nicht nur den Grundstein, sondern ließen auch eine Zeitkapsel in das Fundament ein, die von Ehrenvorsitzender Claudia Bielfeldt bestückt wurde. Darin befinden sich etliche Unterlagen, wie die der außerordentlichen Delegiertenversammlung, auf der die Umsetzung des Bauvorhabens beschlossen wurde, Verschiedene Förderbescheide, Architektenzeichnungen, aber auch eine Schwimmbrille, als Zeichen für die Neugier der Menschen die Ostsee zu erkunden.“ Das Umwelthaus wird mehr als ein Gebäude sein, es wird ein Ort der Bildung, der Begegnung und des Handelns sein“, erklärte die Ehrenvorsitzende.
Der stellvertretende Landesvorsitzende des BUND Jürgen Leicher legte den Finger direkt in die Wunde: „Wir stehen an einem Meer, dem die Luft ausgeht“, mahnte er, das verdeutliche die Wichtigkeit der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Auch Staatssekretärin Katja Günther machte deutlich, dass die Prioritäten für Naturschutz in der Politik in den vergangenen Jahren nachgelassen haben. Sie hoffe, dass die Umweltbildung mit diesem Haus weite Kreise ziehe. „Wir müssen es schaffen, das Thema immer weiter zu platzieren und dass faktenbasierte Diskussionen wieder die Oberhand gewinnen“, merkte sie an. Mit Bundestagsabgeordneter Bettina Hagedorn (SPD) hat das Projekt jedoch eine große Unterstützerin aus der Politik, sie habe sich laut Umwelthausleiter Dr. Andreas Schmidt maßgeblich dafür eingesetzt, dass die Gelder fließen konnten. Die Gesamtbaukosten von circa 11,3 Millionen Euro werden durch das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) und das Land Schleswig-Holstein mit rund 5,6 Millionen Euro gefördert. „Dieses Projekt ist bundesweit einmalig, die Bundesmittel sind mehr als gerechtfertigt“, sagte Hagedorn. Auch dankte sie der Stadt Neustadt, die dieses „Sahnegrundstück“ immer für die Umweltbildung freigehalten habe und dem BUND, dass er nicht aufgegeben habe.
Mit der Grundsteinlegung gebe man ein Versprechen, dass Umweltbildung ein zentraler Baustein des gesellschaftlichen Zusammenlebens ist, betonte Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Neustädter Stadtverordneter Sebastian Schmidt (CDU), der das Umwelthaus als Identifikationsobjekt bezeichnete. „Viele, die als Kind hier waren, kehren heute als Erwachsene zurück“, so Schmidt.
„Mit dem Wald im Rücken und der Ostsee vor der Nase ist hier genau der richtige Ort für die Umweltbildung“, bestätigte Lasse Petersdotter (Fraktionsvorsitzender der Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein). Er bezeichnete das Gebäude als einen Rückzugsort und Refugium für Naturschützer.
Der nächste Meilenstein steht dann im Frühjahr 2026 an, dann soll das Richtfest gefeiert werden. Bis zur Fertigstellung wird die Umweltbildung jedoch nicht still stehen. Allein in diesem Jahr konnten 1.400 Menschen die Bildungsangebote nutzen, wie Magdalena Gatta Rosemary vom Umwelthaus berichtete. „In Zukunft freuen wir uns darauf, alle Altersgruppen sowie Inklusionsgruppen im Umwelthaus begrüßen zu können“, betonte Dr. Andreas Schmidt. Er sei dankbar für die Förderungen und hoffe, den wartenden Schulen und Gruppen ab Sommer 2027 eine Zusage für Besuche im Umwelthaus geben zu können. (ko)



