Kunst als verbindendes Element - Meisterwerke von Außenseitern im Hans-Ralfs-Haus
Das Hans-Ralfs-Haus für Kunst und Kultur ist nicht nur ein Ort für Ausstellungen. Für einige Künstler bietet es die einzige Möglichkeit, sich überhaupt auszudrücken und zu präsentieren. Außenseiter bekommen hier eine Lobby und ihre Kunst einen würdigen Rahmen.
Neustadt. Am vergangenen Sonntag feierte das Hans-Ralfs-Haus sein 15-jähriges Bestehen. Im Fokus: die Ausstellung „Kunst von Außenseitern“ mit 45 Meisterwerken von internationalen Künstlern aus der Sammlung des Neurochirurgen Dr. Turhan Demirel.
Gezeigt werden unter anderem Bilder von August Walla (Haus der Künstler, Gugging/Wien), Uwe Bender (Die Schlumper, Hamburg) und Friedrich Schröder-Sonnenstern (Berlin). Sie sind der sogenannten Outsider Art zugeordnet, einer Kunst jenseits der etablierten Formen und Strömungen, beispielsweise von Menschen mit geistiger Behinderung, psychischer Erkrankung oder Psychiatrieerfahrung. „Diesen Künstlern fehlt es bis heute an Gleichbehandlung in der Kunstwelt“, sagte Dr. Turhan Demirel. Dabei würden in den Werken oft mehr Fantasie und Originalität stecken, als in den Bildern mancher Berufskünstler.
Der Sammler, der über 700 Werke der Outsider Art besitzt, betonte in seiner Einführung am Sonntag, dass es zwischen psychischer Krankheit und Kunstfähigkeit nicht automatisch einen Zusammenhang geben müsse und führte als prominentes Beispiel van Gogh an. „Für mich ist ein Kunstwerk ein Kunstwerk, unabhängig davon, ob sein Schöpfer krank oder gesund ist, ob er als integrales Mitglied der Gesellschaft gilt oder nicht.“
Anke Kessenich, Leiterin des Hans-Ralfs-Hauses, freute sich über die hochkarätige Veranstaltung. „Nach inzwischen über 100 Ausstellungen jeglicher Couleur war und ist es uns immer wichtig, gerade auch Künstler zu zeigen, die jenseits des Kunstbetriebes stehen und nicht immer aus eigenem Antrieb die Möglichkeit haben, mit ihrer Kunst an die Öffentlichkeit zu treten. Diese Ausstellung stellt in diesem Reigen den absoluten Höhepunkt dar.“
Die Ausstellung „Kunst von Außenseitern“ im Hans-Ralfs-Haus auf dem Areal der Ameos Einrichtungen, Wiesenhof, kann noch bis zum 28. September montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags von 9 bis 14.30 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel. 04561/6114425) besucht werden.
15 Jahre Hans-Ralfs-Haus für Kunst und Kultur
2003 wurde das Hans Ralfs-Haus in einem historischen Gebäude auf dem Areal der heutigen Ameos-Einrichtung eröffnet. „Die Idee war, einen Ort zu schaffen, in dem die Kunst Begegnungen ermöglichen sollte. Begegnungen zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen, zwischen Kunstinteressierten und Laien, zwischen Besuchern, Gästen und den Menschen, die hier wohnen und arbeiten. Das Hans-Ralfs-Haus sollte ein Ort zwischen drinnen und draußen werden, in dem die Kunst verbindendes Element ist“, so Michael Dieckmann vom Vorstand der Ameos Gruppe.
Heute stehen auf insgesamt 700 Quadratmetern mehrere Arbeitsräume für kunsttherapeutische Förderung und ergotherapeutische Beschäftigung zur Verfügung. Darüber hinaus bietet ein 170 Quadratmeter großes Atrium Kulturschaffenden jeder Art die Gelegenheit für Ausstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen.
Namensgeber für das Kulturhaus war der ehemalige Patient Hans Ralfs, ein expressionistischer Maler und Grafiker. „Er war in Krisenzeiten in hohem Maße von Selbstzweifeln und Ohnmachtsgefühlen betroffen, berichtete Dieckmann „aber sein künstlerisches Schaffen half ihm dabei, Brücken zwischen ihm und den Anderen zu bauen.“ (he)