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Marco Gruemmer

Aus für das Sozialkaufhaus Lensahn - Schließung voraussichtlich zum 30. Juni

Das Sozialkaufhaus in Lensahn, Hohenkrogstraße 9 schließt zum Ende des Monats seine Türen.

Das Sozialkaufhaus in Lensahn, Hohenkrogstraße 9 schließt zum Ende des Monats seine Türen.

Lensahn. Trübe Stimmung bei den Mitarbeitern des Sozialkaufhauses in Lensahn. Wie auf einem Hinweisschild am Fenster des Gebäudes geschrieben steht, wird die Einrichtung zum 30. Juni geschlossen. Es heißt, der Komplex wird abgerissen und auf dem Grundstück entstehen Wohnhäuser. Betreiber des Sozialkaufhauses in Lensahn ist die Perspektive Bildung - Ausbildungsverbund Stormarn-Lauenburg. Für eine alternative Lösung wie den Umzug an einen anderen Standort innerhalb Lensahns (AK-Halle?) sieht dessen Geschäftsführer Reinhard Arens keine Möglichkeit. Zwar habe es Gespräche mit Bürgermeister Klaus Winter gegeben, diese blieben jedoch ergebnislos.
 
Der reporter traf sich mit Sabine Walther. Sie ist ehrenamtliche Mitarbeiterin im Sozialkaufhaus und kann vor allem das aufkeimende Argument der fehlenden Wirtschaftlichkeit nicht nachvollziehen. „Am 17. März mussten wir aufgrund der Corona-Krise schließen. Seit der Wiederöffnung ist das Kaufhaus stark frequentiert und der Umsatz sprunghaft gestiegen. Eine Schließung gerade jetzt, wo viele Menschen ihre Arbeit verloren haben und in Existenznot geraten sind, halte ich für einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt“, erklärt Sabine Walther, die zudem das Verhalten der Geschäftsführung gegenüber den Mitarbeitern kritisiert. „Hier hätte ich mir einen offenen Umgang, ein klärendes Gespräch gewünscht. Stattdessen wurden die Mitarbeiter lange im Unklaren gelassen“, erzählt Sabine Walther.
 
Neben enttäuschten Mitarbeitern sind es vor allem auch die Kunden, die mit großem Unverständnis und Wut auf die bevorstehende Schließung reagieren. „Hier hat sich im Laufe der Jahre eine sehr persönliche Beziehung zwischen Kunden und Mitarbeitern aufgebaut. In einigen Fällen ist es sogar zu Tränen gekommen“, berichtet Sabine Walther.
 
Zu den Vorwürfen äußert sich Reinhard Arens wie folgt: „Im Auftrage des Jobcenters Ostholstein bieten wir im Sozialkaufhaus Lensahn Arbeitsplätze für Arbeitsgelegenheiten und nach 16iSGBII an. Nach dem der Mietvertrag gekündigt wurde, gingen wir in einen Austausch mit dem Jobcenter hinsichtlich zukünftiger Bedarfe. In den Gesprächen wurde festgestellt, dass es keinen ausreichenden Bedarf mehr für die Schaffung von Arbeitsplätzen für Arbeitsgelegenheiten mehr gibt. Des weiteren sieht die gesetzliche Regelung nach 16iSGBII vor, dass gestaffelt absenkend die Lohnkosten erwirtschaftet werden müssen. Vor diesem Hintergrund, einerseits des fehlenden Bedarfs in Lensahn und der Feststellung, dass die Umsätze nicht ausreichen, um die Lohnkosten zu erwirtschaften, haben wir uns leider für die Schließung des Sozialkaufhauses entscheiden müssen, was wir nach so langem Engagement vor Ort sehr bedauern. Am 30. März und 1. April wurden die Mitarbeitenden informiert. Auf Grund des Betretungsverbotes wegen der Corona-Pandemie für Kunden und Ehrenamtliche ist es hier bedauerlicherweise zu einem Informationsbruch gekommen.“
 Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation nimmt des Sozialkaufhaus keine Spenden mehr an. Momentan wird versucht, die noch vorhandenen Gegenstände zu verkaufen. Das Prinzip des Sozialkaufhauses war es, gespendete, gut erhaltene Sachen von Möbeln bis über Geschirr, Bücher, Kleidung und Geschenkartikel preisgünstig abzugeben. Auf der 600 Quadratmeter großen Verkaufsfläche war seit der Eröffnung 2008 fast alles bis auf Lebensmittel und Drogerieartikel erhältlich. (mg)


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