Sepsis - eine oft unterschätzte Gefahr
Die sogenannte „Blutvergiftung“ ist keine Vergiftung im herkömmlichen Sinn, sondern die schwerste Verlaufsform einer Infektion. Sie entsteht, wenn die körpereigene Immunabwehr außer Kontrolle gerät und damit beginnt, die eigenen Organe zu schädigen. Nicht nur Bakterien, auch Virusinfektionen der Atemwege und anderer Organe können zu einer Sepsis führen, etwa bei COVID-19, Lungenentzündung oder Grippe sowie bei Entzündungen der Harnwege. Infizierte Wunden wie Schnittverletzungen oder Insektenstiche sind also nicht die häufigste Ursache einer Sepsis. Unbehandelt ist die „Blutvergiftung“ immer tödlich. Jede Verzögerung verschlimmert die Langzeitfolgen und verringert die Überlebenschancen. Etwa 75 Prozent der Sepsis-Überlebenden leiden an Langzeitfolgen. Diese können unter anderem zu Konzentrationsschwächen, Depressionen und chronischen Schmerzen bis zur Amputation von Gliedmaßen, eingeschränkter Leistungsfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit führen.
Kommen zu den Anzeichen einer akuten Infektion noch Fieber, Schüttelfrost, erhöhter Puls, erschwerte Atmung oder ein starkes Krankheitsgefühl hinzu, sind das Warnzeichen für eine mögliche Sepsis. „Wichtig ist eine schnelle und frühzeitige Behandlung. Wer bei einer akuten Infektion zusätzlich eines dieser Anzeichen bemerkt, sollte sicherheitshalber den ärztlichen Notdienst anrufen“, sagt Wunsch.
Um sich vor einer Sepsis und ihren Folgen zu schützen, sind Hygiene, eine gute Wunddesinfektion und -pflege sowie eine konsequente Behandlung wichtig. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt zudem Schutzimpfungen. Alle zugelassenen Impfstoffe sind vielfach geprüft, sicher und wirksam. Impfen lassen sollten sich vor allem Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, an einer Infektion schwer zu erkranken (zum Beispiel ältere Menschen, Kleinkinder oder Menschen mit Vorerkrankungen oder einem schwachen Immunsystem).
Hintergrund:
Nach aktuellen Schätzungen der Sepsis-Stiftung erleiden bundesweit etwa eine halbe Million Menschen eine Sepsis mit mehr als 140.000 Todesfällen allein im Krankenhaus. Über 270.000 der Überlebenden leiden an Langzeitfolgen. (red)