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Marlies Henke

zeiTTor für Zuhause – Mit dem reporter auf Entdeckungsreise in die Geschichte

Neustadt. Im Zuge der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus kann das zeiTTor Museum momentan nicht besucht werden. Das bedeutet aber nicht, dass wir jetzt auf Wissenswertes aus der Vergangenheit verzichten müssen. Trotz geschlossener Museumstüren begeben wir uns in lockerer Folge mit Exponaten und kurzweiligen Geschichten auf kleine Zeitreisen. Im Fokus heute: das medizinische Metier.
 

Medizinische Sprechstunde beim Henker
Es klingt nach makabrer Ironie, dass sich Henker nicht nur als Vollstrecker von Todesurteilen verdingten, sondern auch als Mediziner. „Henker verfügten über ein breites anatomisches und chirurgisches Wissen und waren früher sozusagen die ‚Ärzte der armen Leute‘“, erzählt Museumsleiter Dr. Frank Wilschewski im Gespräch mit dem reporter.
Henker führten im Mittelalter auch sogenannte sprechende Strafen aus, bei denen die Bestraften gebrandmarkt wurden, entweder als Lebende oder auch als Tote. Wer zum Beispiel Verrat begangen hatte, dem wurde die Zunge herausgeschnitten. Wer geklaut hatte, dem schlug der Henker die rechte Hand ab. „Anhand der Bestrafung konnte man sehen, welches Verbrechen begangen wurde. Das diente der Strafe von Beschuldigten und als Abschreckung für andere,“ so Wilschewski. Auch Neustadt hatte einen Henker. Ob er auch als Arzt tätig war, ist nicht bekannt. Überliefert ist aber, dass sich seine Dienstwohnung in der Straße Grüner Gang befand. Im zeiTTor zeugt ein Halseisen von der Existenz des Henkers.
 
Der Zahnbohrer des Herrn Axt
Wer die Zahnarztpraxis von Günther Axt aus Kellenhusen betritt, geht auf eine völlig angstfreie Zeitreise. Viele Originalgegenstände aus dem Sprechzimmer befinden sich heute im zeiTTor. Ein mit rotem Samt bezogener Behandlungsstuhl, Zangen, Mundsperrer, Abdrucklöffel und andere zahnmedizinische Instrumente sowie Gipsabdrücke und Lehrbücher vermitteln einen lebhaften Eindruck aus der Geschichte der Zahnheilkunde. Auch ein etwas martialisch anmutender Zahnbohrer gehört zu der Sammlung. Die Rotation des Bohrers wurde ohne Strom per Fußpedale angetrieben. „Um 1900 war das hochmodern. Mit diesem Bohrer hatte man erstmals die Chance einen schadhaften Zahn zu reparieren, statt ihn zu ziehen“, erklärt Dr. Frank Wilschewski. Das Instrument soll noch bis in die 1920er Jahre in Betrieb gewesen sein.
In unserer nächsten Folge „zeiTTor für Zuhause“ geht es unter anderem um Sex im Mittelalter und ein mysteriöses Schwert aus dem Süseler Moor. (he)


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