Reporter Eutin

Beste Verpflegung mit Schokopudding bei 12 Mark Vollpension

Karpe/ Dörnick (los). Die Mahlzeiten müssen eingehalten werden. Das ist eine der ältesten Erinnerungen an die Ferienzeit, aber es gibt viele: Sabine Bauer aus Erlangen, Bayern, macht seit sechzig Jahren Urlaub auf dem Bauernhof der Familie Hoeft, Gemeinde Dörnick. Jedes Jahr kehrt sie zurück und genießt die Tage. Und so bekommt die klassische Empfehlung „Karpe diem“ erst an diesem Ort ihren ganz speziellen Dreh ...

Der reporter beschreibt in diesem Mehrteiler den Wandel der Zeit aus Urlauber- und Kinderperspektive. Viel haben Marmelade und Milchreis, ein VW Käfer und die Schwentine damit zu tun. Mehr dazu lesen Sie auch in unserer nächsten Ausgabe.

Während die goldrot gestreifte Hof-Mieze alle begrüßt und freundlich um die Beine streicht, überreicht Bürgermeister Henning Jalas ein kleines Jubiläumspräsent an Sabine Bauer. Die Tür zu ihrer Ferienwohnung schmückt bereits eine selbst gewickelte und geschmückte Girlande. Vermieterin Martina Hoeft hat sie in Eigenregie gebastelt und dorthin gezaubert, bunt bestückt mit den Souvenirs der Holsteinischen Schweiz. Die ganze Aktion hat ihren guten Grund: Denn sechs Jahrzehnte treue Gäste auf dem Hof willkommen zu heißen, sagt sie und öffnet für die kleine interne Hoffeierstunde eine Sektflasche, das sei eben etwas ganz Besonderes.

Eigentlich war das Binnenland als Reiseziel damals in den 1960ern, als der erste Urlaub gebucht werden sollte, nur die zweite Wahl nach der Ostsee gewesen, erzählt die Vorruheständlerin Sabine Bauer bei der kleinen Feierstunde. Später ist sie auf allen Kontinenten weit herumgekommen.

Sie arbeitete für eine Firma, deren Markenzeichen drei sportlich-parallele Streifen sind, lernte die turbulente Welt kennen, mitunter auch auf Urlaubsreisen.

Vielleicht erwuchs daraus der Wunsch, an ihren Lieblingsplatz immer wieder zurückzukehren: Ein simpler Steg an der Schwentine, die Natur und die Abendsonne – schon ist die sprichwörtliche Wiese grün, die es braucht, um innerlich herunterzufahren. Ein Kontrast. Generationen pflegten hier zudem die gute Gastlichkeit, das ist es, was sie mit dem Karper Hof so eng verbinde, beschreibt Sabine Bauer die fast familiäre Beziehung, die sich zur Familie Maurischat beziehungsweise Hoeft entwickelt hat. „Einmal im Jahr ist gesetzt“, sagt sie. Und häufig waren es sogar mehrere Urlaube, die sie jährlich nach Karpe führten.

Alles begann im Jahr 1965. Ein VW Käfer, Vertreter der unverwüstlichsten Typen unter den Fahrzeugen, brachte die Familie mit drei Kindern gemächlich tuckernd in den Norden.

Natürlich spielten Reisen und Familienurlaube in den 1960er Jahren in einer anderen Liga, einer anderen Welt als heute. Eine wertgeschätzte Zeit, der Urlaub: Die Touren und Ferien waren sorgfältig vorbereitet. „Eigentlich wollten die Eltern an die Ostsee“, erzählt Sabine Bauer, denn es hatte früher Beziehungen nach Hiddensee gegeben; zumal die Familie ihre Wurzeln in Berlin hatte. So blieb die Ostsee das anvisierte Wunschziel. Doch die begehrten Küsten-Quartiere erwiesen sich als unerschwinglich für die fünfköpfige Familie, wie sich herausstellte.

Dann kam es berufsbedingt zum Umzug nach Erlangen in Bayern, wohin die Firma Siemens, des Vaters Arbeitgeber, wechselte. Das war im Oktober 1963. Sabine Bauer war damals neun Monate alt. In Erlangen also begann nun abermals die Suche nach einem geeigneten Urlaubsort für eine Familie mit drei kleinen Kindern.

Mit Kollegen tauschte man sich aus, auch über mögliche Reiseziele. Der Blick rückte von der Ostsee ins Binnenland. „Fast wären wir in Schmalensee gelandet.“ Es war dann vielleicht Zufall, dass einem solchen Gespräch jemand aus dem Kreis Plön beiwohnte und obendrein über die Gästevermietung bei Familie Maurischat auf dem Karper Hof Bescheid wusste: „Die Schwiegermutter eines Kollegen meines Vaters“, erzählt Sabine Bauer. Sie kam aus Ascheberg.

So kam es zum Urlaub in Karpe: Übernachtung mit Vollpension, einschließlich Frühstück, Mittag- und Abendessen. Das kostete Erwachsene 1965 zwölf Deutsche Mark pro Tag, Kinder die Hälfte, entnimmt Sabine Bauer einem alten Eintrag ihrer Mutter. Ihre eigenen Karper Urlaubserinnerungen aus Kindheitstagen nehmen erst später Kontur an, schließlich war sie 1965 erst zweieinhalb Jahre alt. Doch es gibt eine Ausnahme: „Den Schokoladenpudding, den es immer gegeben hat.“ Aus Kleinkindersicht der vielleicht wichtigste Aspekt der Reise...


Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen