Reporter Eutin
Eine besondere Ehrung für den Erhalt historischer Gebäude
Plön (los). Der Kreis Plön hat im Herbst 2023 den Kulturpreis in der Fachrichtung Baudenkmalpflege verliehen. Den mit 2000 Euro dotierten Anerkennungs- und Förderpreis teilen sich die Familie Reher und Familie Bern. Im Rahmen einer Feierstunde im Prinzenhaus im Plöner Schlossgebiet würdigten die Jurymitglieder Dr. Nils Kagel und Edgar Schwinghammer das besondere Engagement der Preisträger, Familie Bern aus Fiefbergen, und Familie Reher aus Schönweide, Gemeinde Grebin, für den Erhalt ihrer historischen Häuser. Die Preisverleihung übernahm Kreispräsidentin Hildegard Mersmann.
In dieser Ausgabe lesen Sie über die Fiefbergener Hofstelle, die Edgar Schwinghammer in seiner Laudatio vorgestellt hat. Über das gutsherrliche Forsthaus „Liebeseele“ des ehemaligen Gutes Schönweide und den geretteten Schafstall berichten wir in der kommenden Woche.
Es wird als „Niederdeutsches Hallenhaus“ bezeichnet, das Schmuckstück der Familie Bern in Fiefbergen, umgeben von alten Birnbäumen und Linden. Es befindet sich auf der Hufe 8, der heutigen Dorfstraße 12. Errichtet wurde es gemäß einer Inschrift am Wirtschaftsgiebel über der „Groot-Döör“ im Jahr 1792, verriet Edgar Schwinghammer in seiner Laudatio. „Unsere Häuser überdauern uns - aber eben auch nur, wenn sie entsprechend gepflegt und instandgehalten werden, wenn sie es uns wert sind.“
Dass dieses Denken nicht immer bestimmend war, deuten die ersten in den 1970er Jahren gegründeten bürgerschaftlichen Initiativen an. Zu ihnen zähle etwa die Interessengemeinschaft Bauernhaus, die heute 6.000 Mitglieder umfasse und 150 Beratungs- und Kontaktstellen in der gesamten Bundesrepublik unterhalte, so Schwinghammer.
In den 1980er Jahren habe die Familie Bern den Kontakt zur Interessengemeinschaft Bauernhaus aufgenommen, „zu einer Zeit, als ihr Gebäude 1979 erstmalig von den Denkmalschutzbehörden erfasst wurde.“ Die Beschäftigung mit Denkmalpflege verband sich mit Informationen über das Haus, über Baustoffe und die Besonderheiten von Haus und Hof. „Am 10. Januar 1989 wurde das Bauernhaus dann rechtskräftig unter Denkmalschutz gestellt.“
Das Niederdeutsche Hallenhaus gilt als typisch für die vorindustrielle Zeit und vereint Wohnung, Stallraum und Erntelager in einem. Der Fachwerkbau sei von Schleswig-Holstein bis nach Nordrhein-Westfalen sowie von den Niederlanden bis in das westliche Polen verbreitet, so Schwinghammer. „Diese Bauweise fand Anwendung vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.“ Sie präge noch heute diese Kulturlandschaft in besonderem Maße.
Das „Einhaus“ der ehemaligen Hufe 8 – heute ist es je zur Hälfte in Wohn- und Wirtschaftsteil unterteilt - weist zahlreiche Besonderheiten auf. Errichtet auf einer 14 mal 32 Meter großen Grundfläche, habe es ursprünglich zu einer als Rundlingsdorf angelegten Siedlung (zwischen Probsteierhagen und Schönberg) gehört. Neben der imposant großen Wirtschaftsdiele seien Gesellschaftsräume erhalten, darunter eine getäfelte Probsteier Bauernstube. Ungewöhnlich auch: zwei wandfeste handbemalte Tapetenflächen. Sie stammten aus der Zeit um 1850 und seien von Wandermalern gegen Austausch von Kost und Logis angefertigt worden.
Die Hofzufahrt ist von alten Birnbäumen alleeartig gesäumt, der Hof mit Kopfsteinen gepflastert, was als Außenanlage gesondert unter Denkmalschutz gestellt worden sei. „Das war keineswegs die übliche Praxis bei denkmalrechtlichen Unterschutzstellungen zu jener Zeit und betont dadurch den hohen kulturhistorischen Wert dieser insgesamt so malerischen Hofanlage“, erläuterte Edgar Schwinghammer. Erst seit der Einführung des aktuellen Denkmalschutzgesetzes 2015 sei eine derartige Eintragung als sogenannte „Sachgesamtheit“ üblich. Das Fiefbergener Ensemble hat daher eine ganz besondere Wertigkeit, hob Schwinghammer hervor. „Die Gesamtanlage ist neben ihrer ortsprägenden Wirkung für Fiefbergen auch ein Vorbild für den Erhalt der Kulturlandschaft der Probstei insgesamt.“ Die Landwirtschaft wurde vor fünf Jahren aufgegeben – als letzter landwirtschaftlicher Betrieb in Fiefbergen.
Die Hofstelle „Hufe 8“ ist seit Generationen im Familienbesitz und zähle somit zu den traditionsreichen Bauernhöfen in der Probstei. „Die Besitzer können bis in das Jahr 1608 zurückverfolgt werden“, so Schwinghammer. Hans-Richard Bern sei hier vor fast 70 Jahren geboren und aufgewachsen. Er übernahm nach dem Studium der Landwirtschaft 1979 nach dem Tod seinen Vaters den Betrieb, lernte seine Frau Anke kennen und sie heirateten.
Familie Bern schulterte den kostspieligen Erhaltungsaufwand des Hofs immer mit dem denkmalgerechten Anspruch: Erhalt und Reparatur vor Erneuerung. So seien in den 80er Jahren im Wohnteil Fundamente und Fachwerk instandgesetzt, die Schornsteinköpfe erneuert und die vorhandenen Kachelöfen neu aufgesetzt worden. 1985 erfolgte die Teilnahme an einem Lehmbauseminar der IG Bauernhaus. Zwischen 1986 bis 89 habe Familie Bern im Zuge des Dorferneuerungsprogramms Dreiviertel der Dachflächen neu mit Reet eindecken lassen; 1996 folgte das letzte Viertel. Die 1978 eingebauten Kunststofffenster wurden 2021 durch denkmalgerechte Holzfenster ersetzt. 2022 ließ Familie Bern die bemalten Tapeten restaurieren. Zuzüglich zu den großen Projekten wurden die Lehmdiele im Hallenhaus sowie die Gartenanlage instandgesetzt und Baumpflege betrieben.
„Im Vergleich mit der allgemeinen baulichen Entwicklung in gesellschaftlichen Diskurs muss man feststellen, das aktuelle Kriterien oder Eigenschaften wie Schadstofffreiheit, ökologische Bauweisen, Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit diese Gebäude schon seit Jahrhunderten mitbringen“, warf Edgar Schwinghammer einen Blick über den Tellerrand. „Auch diese Tatsache spricht für die weitere Erhaltung und Pflege unserer Kulturdenkmäler.“
In dieser Ausgabe lesen Sie über die Fiefbergener Hofstelle, die Edgar Schwinghammer in seiner Laudatio vorgestellt hat. Über das gutsherrliche Forsthaus „Liebeseele“ des ehemaligen Gutes Schönweide und den geretteten Schafstall berichten wir in der kommenden Woche.
Es wird als „Niederdeutsches Hallenhaus“ bezeichnet, das Schmuckstück der Familie Bern in Fiefbergen, umgeben von alten Birnbäumen und Linden. Es befindet sich auf der Hufe 8, der heutigen Dorfstraße 12. Errichtet wurde es gemäß einer Inschrift am Wirtschaftsgiebel über der „Groot-Döör“ im Jahr 1792, verriet Edgar Schwinghammer in seiner Laudatio. „Unsere Häuser überdauern uns - aber eben auch nur, wenn sie entsprechend gepflegt und instandgehalten werden, wenn sie es uns wert sind.“
Dass dieses Denken nicht immer bestimmend war, deuten die ersten in den 1970er Jahren gegründeten bürgerschaftlichen Initiativen an. Zu ihnen zähle etwa die Interessengemeinschaft Bauernhaus, die heute 6.000 Mitglieder umfasse und 150 Beratungs- und Kontaktstellen in der gesamten Bundesrepublik unterhalte, so Schwinghammer.
In den 1980er Jahren habe die Familie Bern den Kontakt zur Interessengemeinschaft Bauernhaus aufgenommen, „zu einer Zeit, als ihr Gebäude 1979 erstmalig von den Denkmalschutzbehörden erfasst wurde.“ Die Beschäftigung mit Denkmalpflege verband sich mit Informationen über das Haus, über Baustoffe und die Besonderheiten von Haus und Hof. „Am 10. Januar 1989 wurde das Bauernhaus dann rechtskräftig unter Denkmalschutz gestellt.“
Das Niederdeutsche Hallenhaus gilt als typisch für die vorindustrielle Zeit und vereint Wohnung, Stallraum und Erntelager in einem. Der Fachwerkbau sei von Schleswig-Holstein bis nach Nordrhein-Westfalen sowie von den Niederlanden bis in das westliche Polen verbreitet, so Schwinghammer. „Diese Bauweise fand Anwendung vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.“ Sie präge noch heute diese Kulturlandschaft in besonderem Maße.
Das „Einhaus“ der ehemaligen Hufe 8 – heute ist es je zur Hälfte in Wohn- und Wirtschaftsteil unterteilt - weist zahlreiche Besonderheiten auf. Errichtet auf einer 14 mal 32 Meter großen Grundfläche, habe es ursprünglich zu einer als Rundlingsdorf angelegten Siedlung (zwischen Probsteierhagen und Schönberg) gehört. Neben der imposant großen Wirtschaftsdiele seien Gesellschaftsräume erhalten, darunter eine getäfelte Probsteier Bauernstube. Ungewöhnlich auch: zwei wandfeste handbemalte Tapetenflächen. Sie stammten aus der Zeit um 1850 und seien von Wandermalern gegen Austausch von Kost und Logis angefertigt worden.
Die Hofzufahrt ist von alten Birnbäumen alleeartig gesäumt, der Hof mit Kopfsteinen gepflastert, was als Außenanlage gesondert unter Denkmalschutz gestellt worden sei. „Das war keineswegs die übliche Praxis bei denkmalrechtlichen Unterschutzstellungen zu jener Zeit und betont dadurch den hohen kulturhistorischen Wert dieser insgesamt so malerischen Hofanlage“, erläuterte Edgar Schwinghammer. Erst seit der Einführung des aktuellen Denkmalschutzgesetzes 2015 sei eine derartige Eintragung als sogenannte „Sachgesamtheit“ üblich. Das Fiefbergener Ensemble hat daher eine ganz besondere Wertigkeit, hob Schwinghammer hervor. „Die Gesamtanlage ist neben ihrer ortsprägenden Wirkung für Fiefbergen auch ein Vorbild für den Erhalt der Kulturlandschaft der Probstei insgesamt.“ Die Landwirtschaft wurde vor fünf Jahren aufgegeben – als letzter landwirtschaftlicher Betrieb in Fiefbergen.
Die Hofstelle „Hufe 8“ ist seit Generationen im Familienbesitz und zähle somit zu den traditionsreichen Bauernhöfen in der Probstei. „Die Besitzer können bis in das Jahr 1608 zurückverfolgt werden“, so Schwinghammer. Hans-Richard Bern sei hier vor fast 70 Jahren geboren und aufgewachsen. Er übernahm nach dem Studium der Landwirtschaft 1979 nach dem Tod seinen Vaters den Betrieb, lernte seine Frau Anke kennen und sie heirateten.
Familie Bern schulterte den kostspieligen Erhaltungsaufwand des Hofs immer mit dem denkmalgerechten Anspruch: Erhalt und Reparatur vor Erneuerung. So seien in den 80er Jahren im Wohnteil Fundamente und Fachwerk instandgesetzt, die Schornsteinköpfe erneuert und die vorhandenen Kachelöfen neu aufgesetzt worden. 1985 erfolgte die Teilnahme an einem Lehmbauseminar der IG Bauernhaus. Zwischen 1986 bis 89 habe Familie Bern im Zuge des Dorferneuerungsprogramms Dreiviertel der Dachflächen neu mit Reet eindecken lassen; 1996 folgte das letzte Viertel. Die 1978 eingebauten Kunststofffenster wurden 2021 durch denkmalgerechte Holzfenster ersetzt. 2022 ließ Familie Bern die bemalten Tapeten restaurieren. Zuzüglich zu den großen Projekten wurden die Lehmdiele im Hallenhaus sowie die Gartenanlage instandgesetzt und Baumpflege betrieben.
„Im Vergleich mit der allgemeinen baulichen Entwicklung in gesellschaftlichen Diskurs muss man feststellen, das aktuelle Kriterien oder Eigenschaften wie Schadstofffreiheit, ökologische Bauweisen, Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit diese Gebäude schon seit Jahrhunderten mitbringen“, warf Edgar Schwinghammer einen Blick über den Tellerrand. „Auch diese Tatsache spricht für die weitere Erhaltung und Pflege unserer Kulturdenkmäler.“
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