

Plön (los). Sie wiegt stattliche 100 Kilogramm, ist sechs Meter hoch und steht seit 50 Jahren auf der Spitze. Das blieb nicht folgenlos: Plöns größte Pfeife musste für eine buchstäbliche Instandsetzung aus dem Orgelgehäuse der Nikolaikirche gehoben werden. Die Königin der Instrumente wird derzeit von Grund auf geprüft und gereinigt, repariert und modernisiert. Mit dieser achtwöchigen Mammutaufgabe sind die Orgelbauer Anja Sattler, Jan Martensen und Siegmund Teßmer von der Firma Rudolph von Beckerath aus Hamburg beschäftigt. Die drei Spezialisten sind weltweit unterwegs, meist um Orgeln zu sanieren, mitunter auch, um neue zu bauen. Die ausgebaute 16 Fuß lange Basspfeife zeigte, dass die Nahtstelle am Übergang zur Spitze der Belastung nicht mehr lange standgehalten hätte: „Irgendwann wäre aus dem kleinen Knick eine größere Bruchstelle entstanden“, erklärt Anja Sattler mit Blick auf den bereits deutlich erkennbaren Riss. Im Gegensatz zu den kleineren Klangkörpern, die wie die sprichwörtlichen Orgelpfeifen für die Reinigung mit Pressluft, Staubsauger und feuchten Lederlappen aufgereiht auf der Empore stehen, würden große Basspfeifen nur im Falle einer Reparatur aus dem Prospekt ausgebaut und auf der Werkbank liegend bearbeitet. Und das möglichst zügig. Noch am gleichen Tag soll die Pfeife wieder an ihren Platz zurück. „Die Rohre würden sich flach legen“, weiß Sattler. Verantwortlich dafür sei das hohe Eigengewicht bei einem vergleichsweise weichen Material aus Zinn mit einem Anteil von 25 Prozent Blei. Insgesamt ist das Instrument mit 2654 Pfeifen sämtlicher Tonhöhen und Klangfarben ausgestattet. „Soweit möglich haben wir alle Pfeifen ausgebaut“, berichtet Anja Sattler. Wie in vielen Kirchen sei Schimmelbildung aufgrund zu geringen Luftaustauschs ein Problem, das auch die 1968 erbaute Plöner Orgel betreffe. Graue, fleckige Punkte am Holz legten davon Zeugnis ab. „Teilweise war sogar richtiger Schimmelrasen zu sehen.“ Und das nicht nur am Gehäuse, sondern auch an den Holzpfeifen und der Spieltraktur. Die unerwünschte Beschichtung wirke sich auch negativ auf Klang und Spielbarkeit aus: „Alle beweglichen Teile laufen schwerer, wenn diese mit einem solchen Pelz belastet sind“, erklärt Anja Sattler. Der Pilz werde zunächst mit Isopropanol-Alkohol abgetötet, doch um einem erneuten Befall langfristig vorzubeugen, seien weitere Schritte nötig. „Wenn alles fertig ist, werden wir eine komplette Belüftungsanlage einbauen“, beschreibt Anja Sattler die wichtigste Neuerung. Des Nachts sorge das Gerät dann künftig für eine stetige Zirkulation im Orgelgehäuse, sauge die Luft an und reinige sie durch einen Filter. „Wenn wir das nächste Mal zum Stimmen kommen, tauschen wir diesen aus.“ Das solle ab 2018 jährlich geschehen. Neben der Schimmelbekämpfung und Reinigung stehe die Reparatur der Bälge an, deren Aufgabe es ist, Luft ins System zu pumpen und damit die Voraussetzung zur Tonerzeugung zu schaffen. Die in die Jahre gekommenen porösen Tücher der gereinigten Bälge würden durch neue ersetzt. Bis Kirchenmusiker Henrich Schwerk die Orgel wieder spielen kann, dürften noch rund zwei Wochen vergehen, schätzt Anja Sattler. Das Ende der Arbeiten werde die Intonation sein. „Jede einzelne Pfeife wird Stück für Stück im Zuge des Einbaus angehört.“ Sind alle Metall- und Holzflöten wieder an ihrem Platz, stimmt der Gesamtklang wieder – bis zur nächsten Generalreinigung in rund 25 Jahren.