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Katastrophenschutz des Kreises Plön übt den „worst case“

Rantzau (los). Hilferufe, Schreie, Rauchschwaden am Horizont: Nicht mit zaghaftem Zündeln sondern zünftiger Pyrotechnik Marke XXL ging es bei der Katastrophenschutzübung am Sonnabend (23. September 2023) auf Gut Ranzau explosiv zur Sache. Das komplexe Szenario schlimmer Ereignisse mit Feuer, Panik und Schwerverletzten diente der Erprobung einer koordinierten Rettungsaktion unter Einbindung von Kräften der Feuerwehr, Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk (THW), die für den Ernstfall zusammengezogen wurden. Diese Zusammenarbeit gelte es nun auszuwerten, zieht Kreiswehrführer Karsten Krohn ein letztlich positives Fazit, „darauf müssen wir weiter aufbauen“.


Die Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun, um die ansprechbaren und nicht ansprechbare Personen aus dem Gebäude zu bergen, in Panik geflüchtete Verletzte einzufangen und Liegengebliebene auf Tragen in Sicherheit zu bringen. Da werden enge Schächte genutzt, um Tragen mit Verletzten ins Erdgeschoss herabzulassen, werden hölzerne Außenwände aufgesägt, um Gerettete durch die neue Luke ins Freie zu bringen. Und noch immer sind Schreie von Verschlossenen zu hören, deren brandgefährlicher Lage sich die Atemschutzgeräteträger nähern, während der Pyrotechniker eine erneute Explosion das Gelände erschüttern und den Adrenalinpegel steigen lässt – zum Glück spielt sich nur eine Übung ab. Doch es geht um den Ernstfall.


Wo früher Trakehner -, später Holsteiner Pferde des Gestüts Ranzau ihre Stallungen hatten, gibt es nur noch leere Hallen und Wirtschaftsgebäude auf dem Gutsgelände mit dem leerstehenden Herrenhaus, jetzt eine Baustelle. Riesen Haufen von achtlos verschüttetem altem Hafer legen Zeugnis davon ab, dass hier einmal ein großer Betrieb war. Dieses etwas trist wirkende Gebäudeensemble bildete die Kulisse für den „worst case“, bei dem die die 3. und 15. Brandschutzbereitschaft des Kreises Plön (aus Wendtorf sowie Plön und Stolpe) mit der 1. - 3. Sanitätsgruppe die Technische Einsatzleitung, der Löschzug-Gefahrgut und die Regieeinheit einen koordinierten Rettungseinsatz zwecks Optimierung der Handlungsabläufe auf den Probe stellten. Explosionen und Feuer, Hilferufe schwer Verunglückter, deren Rollen zahlreiche Statisten übernahmen, dazu eine 800 Meter entlegene Wasserentnahmestelle sowie ein dort noch extra inszenierter Verkehrsunfall „on top“ bildeten die chaotische Mischung eines erdachten katastrophalen Ereignisses mit diversen Hürden für die trainierenden Helfer.
Erwartungsgemäß sei die Übung zunächst „zäh angelaufen“, erklärte Kreiswehrführer Karsten Krohn am Montag rückblickend, „die erste halbe Stunde ist immer die Chaosphase“. Dennoch ziehe er nach diesem Wochenende ein insgesamt positives Resümee. Positiv sei insbesondere, „dass die Organisationen Hand in Hand gearbeitet haben“, betont Krohn, denn „keine Einheit wußte vorher, was sie erwarten würde und was vor Ort abzuarbeiten ist“. So hatten die Einheitsführer sich auf die Situation spontan einzustellen und zu reagieren. Die Ereignisse im Ahrtal vor zwei Jahren bildeten den Hintergrund des speziellen Trainings ab. Fehler, die gemacht wurden, „hatten wir zum Teil auch erwartet“, unterstreicht Krohn.


Einen „taktischen Fehler“ begingen zunächst die Rettungswagen, indem sie die Zufahrt zum Gutshof einengten. Denn an der Allee zum Herrenhaus, dem barocken „Schloss Rantzau“, befand sich eine extra angelegte Blockade aus schweren Baumstämmen, die ein Durchfahren von Löschfahrzeugen in Richtung der „brennenden“ Gebäude verhinderte, also mit Hilfe von Motorsäge und Muskelkraft durch die Feuerwehreinsatzkräfte beseitigt werden musste.
Die mit der Wasserversorgung Beauftragten kämpften nicht nur mit der Installation einer langen Leitung von rund 800 Metern zu einer weit entlegenen Entnahmestelle, sondern auch noch mit einem Pumpenausfall, der eine Ersatzbeschaffung erforderte. Dass sich in dem Bereich noch ein fiktiver „Verkehrsunfall“ ereignete, war „eine Schwierigkeit extra“. Nicht eingepreist war allerdings das unerwartete Fehlen der Funkverbindung zur technischen Einsatzleitung. Erst nach Überprüfung der fehlenden Verbindung konnte der digitale Funkkanal gewechselt werden, so Krohn. Verursacht sei dieser Ausfall der Funkkommunikation „durch Wald und Höhenunterschiede des Geländes“. Dies bedingte Zeitverzögerungen beim Start der Übung.


Die Einsatztaktik bestehe bei brennenden Gebäuden in der Regel darin, dass die Verletzten zuerst von der Feuerwehr herausgeholt und dann dem Rettungsdienst übergeben würden, der diese dann abtransportiere. Aus diesem Vorgang resultierte am Sonnabend jedoch das Problem, „dass immer mehr Rettungswagen weg waren“, erläutert Karsten Krohn, „das heißt, es kam zu einem Engpass der verfügbaren Fahrzeuge des Rettungsdienstes.“
Die Ergebnisse würden nun mit der Plöner Kreisverwaltung besprochen und die Übung anschließend „in großer Runde“ ausgewertet. Zu klären sei dabei die Frage, „ob vorhandene Konzepte abzuändern“ wären, zumal sich in den vergangenen Jahren auch die Technik verändert habe. Dabei komme es auf die Einschätzung der Einsatzführer an.


Auf den Erkenntnissen aufbauend werde es in rund zwei Jahren, wenn alles ausgewertet und ein neues Übungsszenario erdacht und vorbereitet ist, eine erneute Katastrophenschutzübung geben, schätzt Karsten Krohn.






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