

Preetz (vg). Es ist ein schwerer, aber für sie unvermeidlicher Schritt, den die evangelische Kirchengemeinde Preetz geht: 61 Jahre nach dem Bau gibt sie das Bugenhagenhaus im Waldweg 1 auf. Gebäude und Grundstück wurden an die Stadt Preetz verkauft. Im Raum steht der Abriss des Hauses und der Neubau eines Kindergartens. Am Sonntag, 1. Juni, ist die ganze Gemeinde zu einem letzten großen Gottesdienst in das Gemeindehaus eingeladen. Um 11 Uhr wird es in Anwesenheit von Bischöfin Nora Steen entwidmet und der Schlüssel symbolisch an die Kommune übergeben.
„Auch wenn es ein trauriger Anlass ist, so gilt es doch zu feiern, was hier in den vergangenen Jahrzehnten alles passiert ist. Unter anderem mit einer Fotoschau soll an all das Schöne erinnert werden“, kündigt Pastorin Ute Parra an. Man werde die Multifunktionalität dieser Räume vermissen, sagt sie. „Wir hoffen, dass es zur Entwidmung noch einmal so voll wird, wie zum Krippenspiel an Heiligabend.“ Anlässe für ein volles Haus habe es zuletzt aber immer weniger gegeben. „Nach dem Ruhestand von Pastor Pfeifer waren die Gottesdienste schlecht besucht, das Gemeindeleben hier ist ein bisschen zum Erliegen gekommen“, berichtet Ute Parra. Dazu kommt, dass die Kirchengemeinde ihre Strukturen verschlanken muss, sie hat längst nicht mehr so viele Gemeindeglieder wie früher, betreibt aber weiter vier Gemeindehäuser. Und hätte man am Bugenhagenhaus festgehalten, hätte in absehbarer Zeit noch in die bauliche Unterhaltung investiert werden müssen.
Auch dass so viele kirchliche und nicht kirchliche Gruppen die Räume bislang nutzten, habe diese Entscheidung sehr schwer gemacht, so die Pastorin. „Wir haben uns unter anderem Gedanken über eine gemeinsame Trägerschaft gemacht, aber am Ende fehlte es an Menschen, die Verantwortung für eine solche Lösung übernehmen. Deshalb sind wir froh über die Einigung mit der Stadt Preetz, die diesen Ort für soziale Zwecke nutzen will.“ Die meisten Gruppen – vom Kammerorchester bis zum Gymnastiktreff – haben bereits eine neue Bleibe in gemeindeeigenen oder anderen Räumen gefunden. Parra ist außerdem dankbar dafür, dass viele Ehrenamtliche aus dem Waldweg der Gemeinde erhalten bleiben.
Die sakralen Gegenstände aus dem Bugenhagenhaus will die Kirchengemeinde bewahren. Das Altarbild, die beiden Altarleuchter und der Ständer der Osterkerze werden künftig in der Kleinen Stadtkirche genutzt. Das Kreuz wird im Foyer des Gemeindehauses an der Stadtkirche einen Platz finden. Für die Glocken gibt es die Idee, diese in den Glockenstuhl der Stadtkirche zu integrieren. Dann wären in Zukunft Glockenkonzerte möglich und auch das Ansteuern der Totenglocke per Fernbedingung von der Friedhofskapelle aus. „Das wird jedoch viel Geld kosten. Wir hoffen, mit dem Verkauf des weiteren Inventars den finanziellen Grundstock für dieses Vorhaben legen zu können“, so Ute Parra. Erinnerungsstücke aus dem Bugenhagenhaus können auf einer Spendenbörse am Sonnabend, 7. Juni, zwischen 15 und 17 Uhr erworben werden. Die Glocken werden zunächst im Eingang der Stadtkirche mit einem Hinweis auf die Spendenaktion aufgestellt.
Wie geht es weiter?
Wie geht es nun mit dem Bugenhagenhaus weiter? Bürgermeister Tim Brockmann sagt, dass vier Szenarien im Raum stünden. „Zum einen gibt es die Überlegung, dass alles bleibt, wie es ist. Wir sanieren nur und nutzen das Gebäude als Veranstaltungsraum. Dann gibt es die Möglichkeit, das Gebäude zu sanieren und ein bis zwei Kindergruppen im Bestand einzurichten“, so der Verwaltungschef. Dritter Vorschlag: Abriss und der Bau einer neuen Kita mit vier bis fünf Gruppen. „Die vierte Idee ist, die Fläche nach Abriss mit dem benachbarten Baugrundstück zusammen zu denken und in einem gemeinsamen Projekt mit der Firma Cordes eine Kita und Wohnraum zu schaffen.“ Dies sei trotz Nutzungskonflikten, die es immer geben werde, durchaus machbar und im großstädtischen Bereich gang und gäbe. Sozialer Wohnraum und kleine Wohnungen würden weiter händeringend gesucht. „Nun ist die Kommunalpolitik am Zug. Im nächsten Vierteljahr muss sie eine Entscheidung treffen“, so Brockmann.