Preetz (tg). Am frühen Samstagabend war es endlich soweit. Um 19.13 Uhr erlegte Lothar Eisenberg mit dem 1.009 Schuss den letzten Rest vom bunt bemalten Gildevogel hoch oben im Baum. Das hölzerne Federvieh hatte sich zum diesjährigen Schützenfest als besonders zäh erwiesen und jedem Schützen an diesem Samstagnachmittag ein zielsicheres Auge abverlangt. Lothar Eisenberg darf sich nun ein Jahr über seinen frisch erworbenen Titel des Königsschützen der Preetzer Schützengilde von 1442 e.V. freuen. Bis zur Verkündung der neuen Gilde-Regenten im Festzelt sollte es an diesem Abend aber noch etwas dauern, denn die Person, die den letzten Rest vom Gildevogel vom Baum holt, wird nicht automatisch auch der neue König. Der Festtag zum alljährlichen Gildefest begann traditionell am Samstagmorgen. Bei strahlenden Sonnenschein und in ausgelassener Atmosphäre hätten das Wetter und die Stimmung des angetretenen Festumzuges nicht besser sein können. In schwarzem Anzug, mit hohem Hut und roter Rose am Revers ging es für die Schützenformation auf ihren traditionellen Marsch durch die Schusterstadt, musikalisch wie immer bestens begleitet, vom Blasorchester des Preetzer TSV. Am Rathaus wurden Bürgermeister Tim Brockmann und Landrat Björn Demmin abgeholt, danach im Kloster Probst Detlev von Bülow und zu guter Letzt reihte sich der Noch-König Heiner Rath in den Festzug ein – letzteres erforderte allerdings einen kurzen Abstecher des Festzuges nach Löptin. Kurz vor 12 Uhr trafen die Schützen wieder auf dem Preetzer Marktplatz ein. Dicht umringt von vielen dutzenden Schaulustigen, gab es den musikalischen „Gruß an die Stadt“. Anschließend ging der Marsch weiter zum Schützenplatz. Hier ging es dann seit dem frühen Nachmittag dem hölzernen Vogel Schuss für Schuss an den Kragen, bis kurz nach 19 Uhr Königsschütze Lothar Eisenberg ihn mit seinem/dem letzten Schuss erlegte. Eine ruhige Hand und ein zielsicheres Auge bewiesen ebenfalls die Gildeschwestern. Beim Luftgewehrschießen der Damen belegte Heidi Knott den ersten Platz, vor Anett Bromberg und Dörte Hoffmann. Wolfgang Schneider machte es an diesem Abend wieder äußerst spannend. Der 1. Ältermann streute gezielt Gerüchte im Festzelt und so gab es nicht wenige Vermutungen, auf wen die Königswahl in diesem Jahr wohl fallen würde. Kurz vor halb zehn war es endlich soweit: „Unser neuer König ist Udo Neumann!“, sprach Wolfgang Schneider plötzlich aus. Kaum hatte er den Namen der neuen Majestät ausgesprochen, wurde diese auch schon von den Offizieren, Philipp Gerdellebracht und Clemens Kodel, geschultert und unter tosendem Beifall aller durchs Festzelt getragen. Noch ganz überrascht und sichtlich gerührt erhielten Udo Neumann und seine Frau Susann die traditionellen Königsketten verliehen. „Wenn man Gilde lebt, so wie wir, dann gehört das einfach dazu, auch König zu werden“, erklärte die frisch gebackene Majestät nach ihrer Proklamation. 20 Jahre ist Udo Neumann bei den Schützern aktiv und seit fünf Jahren im Vorstand zuständig für die Finanzen. Vor dem 62jährigen und seiner Frau liegt nun ein spannendes Königsjahr, gefüllt mit umfangreichen Aufgaben und zahlreichen Pflichten. Konkrete Vorstellung für die kommende Zeit hat Udo Neumann noch nicht. „Wir lassen das jetzt auf uns zukommen und schauen, welche Ideen wir umsetzen können und was zusammen möglich ist“, freute sich die frisch gebackene Gilde-Majestät auf eine spannende Regierungszeit.