Reporter Eutin

Wer unterstützt die Pfleglinge der Mierendorff-Stiftung?

Eutin (ed). Sie sehen aus wie zwei flauschige Daunenbälle, haben aber schon die scharfen gelben Augen, ebenso scharfe Krallen und den starken Schnabel des großen Uhus, der sie mal werden wollen: Zwei Uhu-Ästlinge hat die Mierendorff-Stiftung derzeit in Pflege – neben einem fast schon wieder freiheitstauglichen Turmfalken, vier Bussarden, einem Uhu-Pärchen, das gerade Eltern geworden ist, einem schüchternen Waldkauz und einer sehr beeindruckenden Waldohreule.
2002 wurde die Mierendorff-Stiftung zum Schutz der Wildtiere auf Wunsch von Elisabeth Mierendorff gegründet – seither kümmern sich ihre Mitglieder um verletzte oder hilfelose Wildtiere, vor allem um Greifvögel, die in den großen Volieren auf dem Gelände des Schießsportzentrums Kasseedorf Schutz und Pflege finden. Tiere wie der schöne, aber flugunfähige Turmfalke, der sich hier so prächtig entwickelt hat, dass er bald in die Freiheit entlassen werden kann. “Einige Tiere bleiben bei uns wie die beiden alten Uhus, die in freier Wildbahn nicht zurecht kämen”, sagt Günter Kurz aus dem Vorstand der Mierendorff-Stiftung, “aber die meisten Tiere werden aufgepäppelt und können dann wieder in die Freiheit entlassen werden.” So wird es auch den beiden Ästlingen gehen, die in der Nähe von Preetz und nahe Eekholt gefunden und den Spezialisten der Mierendorff-Stiftung übergeben wurden – Anne Knosher päppelt sie mit der Unterstützung von Pascal Krage und zahllosen Küken wieder auf. Der Waldkauz wurde als fast noch nacktes Vögelchen gefunden und zur Mierendorff-Stiftung gebracht. Seine zeitintensive Pflege übernahm Anne Knosher ebenfalls – umso stolzer ist sie jetzt, dass der kleine Kerl zu einem fitten Vogel herangewachsen ist, der sein Leben ganz sicher nicht in der Voliere verbringen wird.
Wie alle anderen Stiftungen leidet auch die Mierendorff-Stiftung unter den niedrigen Zinsen und der damit verbundenen sehr niedrigen Summe, die ihr für ihre Arbeit zur Verfügung steht. Die Futterkosten für die Greifvögel gehen im Jahr in die Tausende – von der Zeit für ihre Pflege und den Erhalt der Volieren und alles drumherum gar nicht zu reden. “Wir brauchen dringend finanzielle Unterstützung”, sagt Günter Kurz, “um weiter Tag- und Nachtgreifvögel aufnehmen und versorgen zu können.” Auch ehrenamtliche Unterstützung bei der Arbeit für die Greifvögel ist herzlich willkommen – so wird jemand gesucht, der die veraltete Website der Stiftung wieder auf Vordermann bringt. Wer also aktiven Wildtierschutz in dieser Form betreiben möchte, über den freuen sich die Mitglieder der Mierendorff-Stiftung sehr. Ebenso wie über Menschen, die Anne Knosher, Pascal Krage und ihre Mitstreiter bei der Versorgung der Vögel unterstützen. Und die Arbeit ist ein echtes Erlebnis: Besonders beeindrucken sind die großen, schönen Uhus mit ihren Federohren und den ausdrucksstarken Augen. Zwei von ihnen haben sich hier gefunden und, als sie die Voliere kurz für sich alleine hatten, kurzerhand Nachwuchs produziert. Der allerdings wird wohl, anders als seine Eltern, wenn er flügge ist, freigelassen.
Lange Jahre galt der Uhu quasi als nicht mehr vorhanden, weil er über lange Zeit abgeschossen werden durfte. Die Bauern sahen diesen lautlosen nächtlichen Jäger als Bedrohung, als Unheilsbringer, sein Kadaver wurde gern zur Abwehr von Unheil ans Scheunentor genagelt. Diese Zeiten sind lange vorbei: In den 80er Jahren setzten sich Vogelschützer so nachhaltig dafür ein, dass der Uhu wieder heimisch wird bei uns, dass der Uhu-Bestand sich heute wieder selber trägt. Uhus sind ausgesprochen autark, problematisch wird es nur, wenn mitleidige Spaziergänger ein niedliches Uhu-Kind vermeintlich verlassen vorfinden und es mitnehmen: Sitzen die Uhu-Kinder noch im Nest, nennt man sie Nestlinge – bald aber schon beginnen sie, aus dem Nest und auf den Ästen herumzuhüpfen. “Dann nennt man sie Ästlinge”, erklärt Günter Kurz, “es kann aber durchaus sein, dass sie dann eben mal vom Ast fallen.” Da sie noch nicht fliegen können, hüpfen sie auf der Erde herum. Das Problem sei, dass die meisten Menschen glauben, ein junger Uhu sei hilflos, wenn er auf der Erde sitzt, und ihn dann einsammeln – alleine wäre er das auch, weiß Günter Kurz, “aber man kann sicher sein, dass die Eltern in der Nähe sind. Wenn die Dämmerung hereinbricht, wird der kleine Uhu sich garantiert bemerkbar machen. Dann kommen seine Eltern und versorgen ihn so lange, bis er alleine zurecht kommt.” Er empfiehlt, vermeintlich verlassene Uhu-Kinder einfach aus der, wenn vorhanden, Gefahrenzone ein paar Meter weiter in den Knick zu setzen, sie aber keinesfalls mitzunehmen. Im Notfall ist die Mierendorff-Stiftung für Fragen erreichbar. Wer mehr über die Stiftung, ihre Arbeit und ihre eindrucksvollen Pfleglinge wissen will, meldet sich gern bei Günter Kurz unter 04521-2416.


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