

Schönberg (mm). Anlässlich des diesjährigen Maibaumfestes feierten die Gemeinden Schönberg und Älvdalen (Schweden) den fünfzigsten Geburtstag ihrer Städtepartnerschaft. Hunderte Besucher kamen zusammen, um dieses Jubiläum gemeinsam zu begehen.
Ein Höhepunkt des Festes war das Gastgeschenk aus Schweden: Älvdalens Bürgermeister Peter Egardt überreichte eine Stele, die an das fünfzigjährige Bestehen der Partnerschaft erinnert. Die Stele zeigt die Wappen beider Gemeinden und symbolisiert die tiefe Verbundenheit. In etwas holprigem Deutsch begrüßte Egardt das Publikum, mochte dann aber lieber ins Englische wechseln, da seine Deutschkenntnisse für eine längere Rede nicht ausreichten. Mit klaren Worten lobte er die langjährige und fruchtbare Partnerschaft zwischen Älvdalen und Schönberg: „Always nice people, always nice weather and a perfect organisation.“
Auch Schönbergs Bürgermeister Peter Kokocinski würdigte die besondere Beziehung beider Gemeinden. Besonders hob er den Austausch mit jungen Menschen hervor. In Zeiten des Krieges, so Kokocinski, sei Partnerschaft „eine wichtige Waffe, um Krieg zu verhindern“. Die Städtepartnerschaft habe sich über fünf Jahrzehnte bewährt. Sichtbar werde sie unter anderem durch Symbole wie den „Schönberger Elch“ oder den „Älvdalenweg“, doch entscheidend seien vor allem die vielen persönlichen Beziehungen.
Ein Beispiel dafür ist Renate Thedens, die seit 1999 regelmäßig an den Begegnungen teilnimmt. „Ich fahre jedes Jahr hoch“, berichtet sie, „und halte auch sonst regen Kontakt – vor allem über WhatsApp oder Telefon.“ Obwohl sie nur ein paar Brocken Schwedisch spricht, klappt die Verständigung auf Englisch problemlos. Zumal einer ihrer schwedischen Freunde fließend Deutsch spricht. Besonders schätzt sie die Gelassenheit und Geduld der Schweden: „Die Gemütlichkeit dort ist sehr besonders.“ Die diesjährige Delegation aus Älvdalen bestand aus 15 Personen, darunter auch Carina Källström und Petra Hermansson. Källström ist Zahnärztin, engagiert sich ehrenamtlich in der Politik und ist zum ersten Mal in Schönberg. Sie ist überrascht, wie farbenfroh sich die Natur in der Probstei präsentiert – und über das Temperaturgefälle. In Älvdalen steige das Thermometer derzeit nur auf wenige Grad plus. Auch die kurzen Wege fielen ihr auf: Bis zur nächsten größeren Stadt, Mora, sind es in ihrer Heimat rund 120 Kilometer.
Petra Hermansson ist Lehrerin und war zum zweiten Mal dabei. Ihr täglicher Arbeitsweg beträgt 80 Kilometer – große Entfernungen gehören für sie zum Alltag. In Schönberg pflegt sie bereits enge Kontakte zur örtlichen Schule. Besonders lobt sie die Möglichkeit für junge Menschen, einige Tage in Gastfamilien zu leben: „Da entstehen wertvolle Freundschaften.“ Beide Frauen fühlten sich in Schönberg sehr willkommen und lobten die Sauberkeit von Stadt und Natur. Kulinarisch gäbe es kaum Unterschiede. „Aber das Wiener Schnitzel schmeckt hier besser“, lachte Källström. In Schweden hingegen wisse man zu schätzen, dass in fast jeder Familie jemand zur Jagd geht oder angelt. „Wir bekommen viel frischen Fisch und selbst gejagtes Fleisch“, so Hermansson. Könnten sich die beiden vorstellen, dauerhaft in Deutschland zu leben? „Die Weite der Natur mit ihren Flüssen und Seen, sowie den Winter mit viel Schnee würden wir wahrscheinlich vermissen“, sagen sie übereinstimmend.
Auch Älvdalens Stadtentwickler Björn Tegnér zeigte beeindruckt von den kurzen Distanzen in Deutschland. Am Vormittag war er mit dem Fahrrad spontan zum Strand gefahren: „Ach, wäre das doch mal so nahe bei uns.“ Die großen Entfernungen in seiner Heimat seien die größte Herausforderung für die Infrastruktur. Im Vergleich sei das schwedische System aber flexibler, weil viele Aufgaben, die in Deutschland auf Kreis- oder Landesebene geregelt sind, in Schweden kommunal gelöst werden. Dadurch könne er schneller auf lokale Bedürfnisse in den Bereichen Wohnraum, Tourismus oder Gewerbeansiedlung reagieren. Tegnérs persönliche Verbindung zur Städtepartnerschaft ist ebenfalls besonders: Sein Onkel Ulf hatte vor dreißig Jahren den „Schönberger Elch“ geschaffen, ein Geschenk der Gemeinde Älvdalen zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft.
Unterschiede gibt es auch in der Rolle der Bürgermeister. Wie sein deutscher Kollege ist auch Peter Egardt hauptamtlich tätig und Mitglied einer politischen Partei. Im Gegensatz zu Kokocinski wird er jedoch nicht gewählt, sondern ernannt. „Das macht manches für mich einfacher als für meinen Kollegen Peter“, sagte Egardt schmunzelnd. Dafür habe er mit einer anderen Herausforderung zu tun. Älvdalen deckt mit knapp 7.000 Einwohnern eine Fläche ab, die fast siebenmal so groß ist wie der Landkreis Plön.
Auch Rüdiger Penthin, stellvertretender Bürgervorsteher, war zum ersten Mal Teil des offiziellen Programms. Er lebt seit vielen Jahren in der Probstei und sieht in der Partnerschaft einen wichtigen Kontrapunkt zu populistischer Ausgrenzung. Besonders schätze er die guten Gespräche, die er meist auf Englisch führt. Sprachbarrieren gebe es kaum: „Vor allem, wenn man merkt, dass man ähnlich tickt.“
Eröffnet wurde das Maibaumfest von Felix Franke, dem zweiten Vorsitzenden des Gewerbevereins. Er erinnerte an die Bedeutung des Maibaums als Symbol für Gemeinschaft und die positive Kraft dieses Brauchs. Musikalisch begleitet wurde das Fest von einer schwedischen Folkloregruppe mit Klängen aus Älvdalen. Gesungen in Älvdalisch, einer Sprache, die nur noch wenige Tausend Menschen beherrschen. Eine von ihnen ist Sängerin Ing-Marie Bergmann, die auch fließend Deutsch spricht. Mit leichtem Schweizer Akzent, da sie vier Jahre in Zermatt gelebt hatte. Heute engagiert sie sich in Älvdalen für den Erhalt des Älvdalischen. Die Sprache sei grammatikalisch dem Deutschen ähnlich, habe sich jedoch völlig anders entwickelt als Schwedisch. Selbst schwedische Muttersprachler müssten Älvdalisch von Grund auf lernen. Doch für Bergmann ist klar: „Die wichtigste Sprache der Welt ist die Musik. Die wird überall verstanden.“