

Elmschenhagen (dif). In unserer kleinen Serie “Wir stellen vor: Stadtteile auf dem Ostufer“ führt uns der Weg diesmal gen Elmschenhagen. Wer hier flaniert, der kommt an der dortigen Bürgergilde kaum vorbei. Schiessport-immer ein Begriff mit Vorbehalten. Also: Ein Besuch macht auf jeden Fall neugierig. „Schießen bedeutet Kondition, Konzentration und Disziplin mit dem Körper in Einklang zu bringen. Dies ist Sport, aber eben mit einer Waffe in der Hand“, so das Credo eines Schützen auf die Frage, was sein Hobby denn ausmache. Der Gang führt dann weiter durch das Eingangs-Portal des Vereins: Trainingsabend ist angesagt bei der Elmschenhagener Bürgergilde e.V. (von 1949). Doch nicht, wie man es sich vielleicht vorstellt, eisige Stille, verstaubte Atmosphäre unter den Schützen, nein-weit gefehlt, der 1. Sportleiter und amtierende König Dieter Daniel hat festliche, leicht berieselnde Hintergrundmusik aufgelegt. Musik, die nicht störend- eher beflügelnd und motivierend wirkt. „Lockere Stimmung, aber kontrolliert, wie sie auch bei Wettkämpfen gespielt wird “, so beschreibt dessen Ehefrau Sonja, 1. Vorsitzende der Gilde“, den untermalten Trainingsabend. Auch sie steht noch bis Juli 2018 der Gilde vor, regiert also mit Ehemann ihr „Elmschenhagener Königsreich“. Im Jahre 1979 wurde sie Vereins-Mitglied, ein Jahr nach ihrem Mann. Seit 2010 steht sie der Gilde nun vor, ist „Chefin“ von 80 Sportlern. Denn als Sportverein, so sehen sich alle Schützen. „Das große Ziel ist es natürlich bei einer Olympiade dabei zu sein“, erläutert Daniel und spielt auf die Goldmedaille von Barbara Engleder vor gut einem Jahr in Rio an. Trainieren kann man dafür theoretisch schon ab 10 Jahren(mit Einwilligung der Eltern), sollte aber, wie es sich Sonja Daniel wünscht, „eher bis zum 12. Lebensjahr warten, da die Jugendlichen dann schon gefestigter sind. Man trägt Verantwortung für sich, aber auch für andere, muss Eigenkontrolle zeigen und sich im Wettkampf –auch mal am Riemen reißen können-. Auch dies macht unseren Sport so interessant und spannend.“ Auch die Präsidentin mahnt hier zur Vorsicht: „ Es ist zwar unser Sportgerät, aber immer noch eine Waffe, die man in den Händen hält“. Oberste Sicherheit hat bei allen Vereine, bei allen Schützen absolute Priorität, worauf immer wieder hingewiesen wird. Nach den schrecklichen Amokläufen der Gegenwart, die ja mit Vereinsgewehren verübt wurden, ist die Lobby der Schützen in der Gesellschaft nicht gerade angestiegen. Die Bürgergilde in Elmschenhagen hat hier noch keine negativen Erfahrungen erlebt. Die Vorsitzende: „Wir haben immer deutlich gemacht dass es sich um eine SPORT-Waffe handelt“. Nachwuchssorgen aber beschäftigt trotz allem auch diesen Verein. „Wenn wir eine PC-Anlage mit Lichteffekten und PC-Programmen auf etwa einen laufenden Keiler anbieten würden, wäre der Laden voll“. Vielleicht doch mal eine Alternative? Angeboten werden beispielsweise „Schnupperkurse“. So durften sich die Mitglieder eines Bowlingclubs auf einer Feier schon mal am Schieß-Stand der Gilde versuchen. „Gruppenanmeldungen sind immer möglich“, ergänzt Sonja Daniel. Aber auch hier gilt die eiserne Regel: Nur unter Aufsicht des Vereins-Personals. Für Interessierte: Geschossen wird meist in den Disziplinen: Luftgewehr, Pistole(Kaliber 22-45), Luftpistole, Kleinkalibergewehr, Zimmerstutzen, Bogen und sogar Armbrust. Dass bei den Schützen neben dem Zusammenhalt in einer Gilde auch der Humor nicht zu kurz kommt, bewies kürzlich und wohl unfreiwillig Dieter Daniel. Der König musste nach einer verlorenen Wette die Feierlichkeiten im Rock ausüben(s. Foto). Und auch einst der US-Amerikaner Mathew Emmons, der bei einem Wettkampf- in Führung liegend- auf die Scheibe eines Konkurrenten schoss und vom ersten auf den letzten Rang fiel, verabschiedet er sich danach grinsend mit den Worten “Eine lustige Geschichte…“ in den Biergarten(!). Fazit: Der Schieß-Sport ist längst nicht mehr so verstaubt und antik wie man gemein hin annimmt. Erfolge etwa bei der Olympiade 2016 in Brasilien haben sicherlich auch dazu beigetragen, diese Waffenbenutzung in eine andere Richtung, weg vom „Mord-und-Tötungsinstrument“ zu hieven. Denn auch für alle anderen Schützen gilt der Satz eines Anwesenden: „Wir sind kein Schützenverein mehr, sondern knallharter Leistungssport“. Und wer schon mal mit einem Kleinkaliber(KK)-Gewehr, wiegt zwischen 6,5 und 8 Kilogramm, an einem Schießstand hantiert hat, der wird ihm Recht geben. Infos im Netz: www.elmschenhagener-buergergilde.de