Fit sein für den Ernstfall
Laboe (kud). Manuela Diestelhorst ist guter Dinge. Gerade klettert sie in einen signalfarbenen Anzug. Der soll sie gleich vor Kälte schützen, wenn sie sich in die 12 Grad kalte Ostsee verabschiedet. Rettungsübung ist angesagt am Tag der offenen Tür der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Laboe. Das Wetter ist echt. „Schietwetter eben“, meint Jörg Ahrend, Leiter des Informationszentrums Schleswig-Holstein. Ein dünner Nieselregen sorgt für eine Dunstwolke über Hafen und Förde. Die Gäste, die sich am Infostand einfinden, scheint das wenig zu stören. Sie machen Urlaub und wussten, worauf sie sich einzustellen haben. Selbst der Wind tut ihnen den Gefallen und wird stärker. „Endlich mal Ostsee mit Schaumkrone“, freut sich eine junge Mutter aus Nordrhein-Westfalen. Die „MS Rose“, 320 PS stark, hat gerade festgemacht. Die Besatzung aus Schilksee ist oft zu Gast in Laboe. Heute soll eine Rettungsübung von der MS „Rose“ aus stattfinden, um den Gästen anschaulich zu machen, was Rettung eigentlich bedeutet. Manuela Diestelhorst kann das Ganze entspannt angehen. Der Anzug schützt sie vor Kälte, wirklich in Gefahr ist sie auch nicht. Die Realität der Retter im Alltag sieht dagegen ganz anders aus. Kaum ein Segler, der über Bord geht, ist so gut gerüstet. Die Rettungsweste, die ebenfalls Leben retten kann, liegt leider auch häufig unbeachtet in irgend einem Schapp an Bord. „Im Notfall ist es aber nicht unsere Aufgabe, nach dem Warum zu fragen“, erläutert Jörg Ahrend die Aufgaben der Seeretter. „Wir sind dafür da, Menschen, die auf dem Wasser in Not geraten, zu helfen. Und das tun wir.“ Ob sich die Retter manchmal ärgern, wenn sie ihr eigenes Leben wegen der Fahrlässigkeit anderer riskieren müssen? „Nein. Das weiß jeder, der bei uns anfängt, vorher“. Manuela Diestelhorst dümpelt mittlerweile im Hafenbecken, sicher an der Oberfläche gehalten von ihrem Anzug, der sich selbstständig mit Luft gefüllt hat. Die Besatzung holt sie umsichtig wieder an Bord. Aktion erfolgreich beendet. Simon Zimmer (6) aus Bonn ist fasziniert. Er kennt Laboe und die Ostsee schon länger. Die Familie macht hier gern Urlaub. Simon möchte gern Fördermitglied werden. Nach kurzer Rücksprache mit Vater Michael darf er das auch und dürfte damit jetzt wohl das jüngste Mitglied der DGzRS sein. Als Dank dafür dürfen er und Papa Michael jetzt noch eine Spritztour mit der „Rose“ machen. Mit von der Partie sind auch Andreas Klug und seine Tochter Finja. „Man gibt soviel Geld für Unsinn aus“, meint Andreas Klug. „Ich habe mich entschieden, künftig die Seenotretter zu unterstützen“. Schiffsführer Heinz Herrmann lenkt die „Rose“ gemächlich aus dem Hafenbecken. Dann folgt ein kurzer Blick hinüber zu Simon, der in seiner Rettungsweste fast verschwindet, aber strahlt. Herrmann gibt Gas, die „Rose“ scheint abzuheben und hoppelt über die Wellen. Simons Augen werden immer größer. Aber Angst ist darin nicht zu sehen.
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