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Kristina Kolbe

Ein bewährtes Konzept im Wandel der Zeit

Der Start des heutigen Islandpferdehofes Hochfeldhufe in Vogelsang/Schönwalde war unkonventionell und intuitiv. „Einfach machen“ war das Motto von Ulli Deicke, hauptsache die Kinder haben eine gute Zeit.

 

Seitdem vor 50 Jahren die ersten 12 Ferienkinder für eine Woche Reiterferien auf den Hof kamen hat sich an der Philosophie der Familie auch bis heute nichts geändert: „Wir möchten, dass die Kinder ihre schönste Woche des Jahres bei uns verbringen“. Diesem Anspruch sind die leidenschaftlichen Islandpferde-Freunde immer treu geblieben, auch nachdem Sohn Jan Deicke mit Ehefrau Teresa den Hof übernommen hat.

 

Und dieses Erfolgsrezept geht bis heute auf. Strahlende Kinderaugen sind täglich auf dem Hof zu finden, wenn die kleinen und großen Reiter und Reiterinnen ihre Islandpferde von der Koppel holen, sie putzen, satteln und trensen und auf Ausritten oder auf dem Viereck das Reiten lernen. Und auch die Ferienkinder verdrücken am Ende ihrer Zeit nicht selten eine Träne und verabschieden sich von ihren liebgewonnenen Ponys. Am Ende heißt es dann für die meisten „bis zum nächsten Jahr“.

 

Wie alles begann

 

Eigentlich wollte Ulli Deicke, als er 1969 das traumhaft gelegene, aber in die Jahre gekommene Haus auf Hochfeldhufe erwarb, als Wochenendsitz nutzen und sich hier von der Arbeit als Fotograf und Requisiteur in der Großstadt Hamburg an seinen freien Tagen erholen. Zunächst geht dieser Plan auch auf. Doch spätestens als Ehefrau Anne auf den Hof kommt, wächst der Gedanke das Areal auch anders zu nutzen.

 

Die gelernte Kindergärtnerin wollte irgendetwas für Kinder schaffen und nach dem Besuch eines Islandpferdehofes von Freunden auf Spiekerog war klar: Das möchte das Ehepaar Deicke auch. Also wurde das Haus mit Sperrmüll-Möbeln aus der Hansestadt, darunter inzwischen einige Antiquitäten, eingerichtet und die ersten acht Islandpferde angeschafft, bevor im Frühjahr 1973 die ersten 12 Ferienkinder auf den Hof kamen.

 

Der Lauf der Dinge

 

Der Ferienbetrieb nimmt Fahrt auf und schnell hat sich der gute Ruf herumgesprochen. Die Anfrage wächst weiter und mit ihr auch der Hof. Anfang der 90er baut das Ehepaar Deicke ihr bis dahin noch als Hobby betriebenes Konstrukt aus Kinderreitpension, Reitschule und ein wenig Pferdezucht aus. Mehr Ferienkinder, weitere Zimmer und die Einrichtung einer Betriebsküche mit Esszimmer für alle Feriengäste sorgt für Wachstum. 1991 kommen zum ersten Mal 20 Ferienkinder.

 

Der Generationswechsel

 

Ulli und Anne Deicke halten den Betrieb mit vollem Einsatz am Laufen und finden in ihm eine echte Lebensaufgabe. Doch irgendwann stehen sie an dem Punkt, in Richtung Ruhestand zu blicken und entscheiden, dass sie den Hof verkaufen werden. Die Söhne Delf und sein drei Jahre älterer Bruder Jan sind längst ausgeflogen und es findet sich kein Nachfolger, der den Betrieb übernehmen möchte.

 

Doch ausgerechnet die Reise, die Sohn Jan Deicke am weitesten von seinem Zuhause weg treibt, bringt ihn dazu, eine lebensverändernde Entscheidung zu treffen.

 

Der 1978 geborene gelernte Kameramann arbeitet zunächst in Hamburg und verpasst keine Gelegenheit zu Reisen. Aufgewachsen in der ländlichen Pferdehof-Idylle ist Jan Deicke mit Eintritt in das Berufsleben auf der Suche nach Kontrasten. Die Reiseziele sind ausgefallen, genauso wie seine Ideen. So reist er zum Beispiel in einem achtmonatigen Trip von Hamburg nach Sydney, ohne dafür ein Flugzeug zu betreten. Bei vielen seiner Reisen ist er mehre Wochen oder Monate unterwegs und gibt seinem Fernweh einfach nach.

 

„Ich wollte in die große weite Welt und habe besondere Orte gesucht. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass ich an genau so einem Ort aufgewachsen bin“, erinnert sich Jan Deicke, also entschied er im Jahr 2005 wieder zurück zu seinen Wurzeln zu kehren und den Hof zu übernehmen.

 

Sein Vater war anfänglich alles andere als begeistert. Kannte er doch seinen Sohn als Weltenbummler und Abenteurer. Dass es aber genau dieses Abenteuer sein sollte, damit habe er einfach nicht gerechnet. „Ich habe ab dem Zeitpunkt meiner Entscheidung nie daran gezweifelt und es auch nie bereut“, sagt Jan Deicke bis heute und auch Vater Ulli und Mutter Anne sind froh, dass es mit ihrem Lebenswerk weitergeht.

 

Der Hof heute

 

An dem Grundkonzept des Hofes hat sich nichts geändert. Nach wie vor sollen Kinder auf Hochfeldhufe die glücklichste Zeit des Jahres verbringen und nicht nur das Reiten, sondern auch alles rund herum lernen. Dieser ganzheitliche Ansatz sorgt bis heute für große Beliebtheit und die begehrten Plätze in der Reitschule sind mit Wartelisten versehen und bis aufs Letzte ausgebucht. Auch die Ferienfreizeiten sind innerhalb von einer Woche nach Terminverkündung voll belegt, sehr zur Freude von Familie Deicke.

 

Der Hof wäre aber nicht das, was er heute ist, wenn Jan Deicke nicht auf einem Lehrgang für den Trainerschein seine heutige Frau Teresa kennengelernt hätte. Die gelernte Pferdewirtin hat mit ihrem Know-How das Niveau der Ausbildung der Pferde noch einmal angehoben und bildet mit ihrer Begeisterung für Islandpferde seit ihrer eigenen frühen Kindheit genau die richtige Partnerin für eine erfolgreiche Zukunft des Hofes. Gemeinsam mit ihren drei Kindern Mats Emil, Nói Fin und Isa Ósk lebt und arbeitet die Familie auf dem Hof und versorgt dort die 40 Pferde, auf denen die Reitschüler und Ferienkinder ihre schönste Zeit verbringen.

 

Ein Blick in die Zukunft

 

Gemeinsam wird sich die Familie nun den kommenden Herausforgerungen stellen, wie zum Beispiel den gestiegenen Kosten von Futtermitteln, Dünger, Tierarzt und Hufschmied. Umso dankbarer sind die Deickes, dass sie so viel Hilfe von ehemaligen Ferienkindern und Freunden bekommen. „Als kleiner Familienbetrieb sind wir auf diese Hilfen angewiesen“, weiß Jan Deicke. Nachdem erst im Jahr 2018 grundlegende Sanierungsarbeiten auf dem Hof stattgefunden haben, ist der größte Wunsch für die Zukunft einfach weitermachen zu können in dem Job, den die Familie so liebt und noch viele weitere Jubiläen feiern zu können.

 

Das Jubiläumsfest

 

Am Samstag, dem 10. Juni werden 50 Jahre Hochfeldhufe auch mit allen Interessierten, ehemaligen Feriengästen, Reitschülern und Reitschülerinnen, Eltern, Freunden und Bekannten auf dem Hof gefeiert. Zwischen 10 und 18 Uhr warten viele Programmpunkte für große und kleine, für ehemalige und neue Gäste: Isireiten, Glücksrad, Foodtruck, Kaffee und Kuchen, Show-Reiten und vieles mehr. (ko)


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