

Wenn die Tage kalt, nass und windig sind, zieht es viele Norddeutsche erst recht hinaus zum Boßeln. Ausgestattet mit wetterfester Kleidung, Gummistiefeln und einer Kugel beginnt der wohl geselligste Wintersport überhaupt.
Boßeln ist kein Wettkampf im klassischen Sinn, sondern vielmehr ein fröhlicher Spaziergang mit sportlicher Note. Zwei Mannschaften treten gegeneinander an, Ziel ist es, die Kugel mit möglichst wenigen Würfen über die Strecke zu bringen. Zwischendurch wird gelacht, angefeuert und natürlich aufgewärmt, oft mit einem kleinen Schluck aus dem Bollerwagen.
Seinen Ursprung hat das Boßeln vermutlich im friesischen Küstengebiet. Dort entwickelte sich aus dem einfachen Zeitvertreib auf den Deichen und Wegen ein beliebter Volkssport, der heute fest zum norddeutschen Winter gehört. Kaum eine Region zwischen Nordsee und Ostsee, in der nicht irgendwo an einem Wochenende eine bunte Boßeltruppe unterwegs ist.
So wird gespielt:
Die Regeln sind einfach. Zwei Teams starten nacheinander auf derselben Strecke, meist auf ruhigen Landstraßen oder Feldwegen. Geworfen wird mit einer kleinen Kugel aus Holz oder Gummi. Wer weiter wirft, liegt vorn. Nach jedem Wurf wird die Kugel dort platziert, wo sie liegen bleibt, und von dort aus geht es weiter. Das Team, das die Strecke mit den wenigsten Würfen zurücklegt, gewinnt. Zwischendurch gibt es natürlich kurze Pausen, um sich zu stärken oder den Spielstand zu diskutieren, ganz norddeutsch und ganz entspannt.
Traditionelle Einkehr nach dem Spiel:
Das eigentliche Ziel steht dabei längst fest, bevor die Kugel überhaupt rollt: die gemeinsame Einkehr. Nach ein paar Stunden an der frischen Luft schmeckt der Grünkohl gleich doppelt so gut, und auch Rübenmus, Bratkartoffeln oder ein deftiges Schnitzel sind beliebte Klassiker nach dem Spiel.
Boßeln verbindet Bewegung, Geselligkeit und Genuss. Es zeigt, wie einfach sich der Norden den Winter schön macht: mit guter Laune, netten Menschen und einem gemütlichen Abschluss im Restaurant des Vertrauens. (gm)


