Gesche Muchow

Die Ostsee - Das besondere Binnenmeer

Bild: HFR

Die Ostsee ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsziel, sondern auch ein faszinierendes Naturphänomen. Sie zählt zu den größten Binnenmeeren der Welt. Doch was bedeutet das eigentlich, Binnenmeer?

Was ist ein Binnenmeer?

Ein Binnenmeer ist ein Meer, das fast vollständig von Land umschlossen ist und nur über relativ enge Meerengen mit dem offenen Ozean verbunden ist. Bei der Ostsee sind dies die dänischen Belte und der Öresund, die sie mit der Nordsee und damit dem Atlantik verbinden. Dadurch gelangt nur wenig salzhaltiges Wasser aus dem Ozean in die Ostsee. Gleichzeitig münden zahlreiche Flüsse wie die Oder, die Weichsel oder die Newa in das Meer und bringen Süßwasser hinein.

Das Ergebnis: Die Ostsee enthält deutlich weniger Salz als die meisten anderen Meere. Während der Salzgehalt im Atlantik bei etwa 3,5 Prozent liegt, schwankt er in der Ostsee je nach Region zwischen 0,3 und 1,8 Prozent. Im Norden, Richtung Finnland, ist das Wasser fast so süß wie in einem See.

Auswirkungen auf das Klima

Durch ihre geschützte Lage und den geringeren Wasseraustausch erwärmt sich die Ostsee im Sommer schneller als der offene Ozean. Im Winter kann sie dagegen großflächig vereisen, was für viele Meere untypisch ist. Das Klima an der Ostseeküste ist dadurch weniger rau als an der Nordsee, aber dennoch stark vom Wasser geprägt. Milde Sommer, verhältnismäßig kühle Winter und eine höhere Luftfeuchtigkeit sind charakteristisch.

Besondere Flora und Fauna

Der niedrige Salzgehalt wirkt sich direkt auf Pflanzen und Tiere aus. Viele typische Meeresbewohner des Atlantiks können in der Ostsee nicht dauerhaft überleben. Stattdessen findet sich hier eine Mischung aus Süßwasser- und Salzwasserarten.

• Fische: Hering, Dorsch und Scholle gehören zu den bekanntesten Arten, die sich an den geringeren Salzgehalt angepasst haben. In den nördlicheren, fast süßwasserartigen Bereichen leben außerdem Hechte, Barsche oder Zander.

• Pflanzenwelt: In den Küstenregionen gedeihen Seegraswiesen und Algenarten, die wichtige Lebensräume für Jungfische und Kleintiere bilden.

• Säugetiere: Eine Besonderheit ist der Ostsee-Schweinswal, eine bedrohte Art, die nur in kleinen Populationen vorkommt. Auch Kegelrobben und Seehunde haben hier ihre Ruheplätze.

Empfindliches Ökosystem

Die Besonderheit der Ostsee macht sie auch anfällig. Durch den geringen Wasseraustausch dauert es Jahrzehnte, bis sich das Meer von Belastungen wie Schadstoffen oder Überdüngung erholt. Gleichzeitig wirkt sich der Klimawandel durch steigende Temperaturen und veränderte Niederschläge stark auf das Binnenmeer aus. Der Schutz dieses einzigartigen Lebensraums ist daher eine zentrale Aufgabe.

Die Ostsee ist also weit mehr als ein Badeparadies. Ihre Rolle als Binnenmeer prägt Klima, Pflanzen- und Tierwelt und macht sie zu einem der spannendsten Natur- und Kulturäume Europas. Wer an der Ostseeküste unterwegs ist, entdeckt nicht nur Strände und Seebäder, sondern erlebt auch ein Meer mit ganz eigener Identität. (gm)


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