Marco Gruemmer

"Wir wollen helfen" - Vorbildlich: "Dahmer helfen Dahmern"

Dahme hält zusammen. Ein Teil der Helfer, im Vordergrund Sarah Grimm, kurz vor der täglichen Auslieferung.

Dahme hält zusammen. Ein Teil der Helfer, im Vordergrund Sarah Grimm, kurz vor der täglichen Auslieferung.

Dahme. Es sind Worte, die in diesen schwierigen Zeiten besonders an Bedeutung gewinnen. Die Rede ist von Solidarität, Miteinander und Nächstenliebe. Fernab von Egoismus und Selbstinszenierung sind es in der Corona-Krise viele Menschen, Vereine, Verbände und Institutionen, sprich Freiwillige, die sich für ihre Mitbürger einsetzen, die unterstützen und helfen, die ein gesellschaftliches Zeichen setzen.
 
Nein, eine Heldin ist sie nicht. So würde sie sich auch selbst nie bezeichnen. Aber Sarah Grimm ist ein Vorbild und sei hier stellvertretend für viele Menschen in Ostholstein genannt, die gegenwärtig Großartiges leisten. Die Dahmer Einwohnerin ist selbstständige Friseurmeisterin und Mit-Initiatorin der Hilfsaktion „Dahmer helfen Dahmern“. Sie denkt in der aktuellen, für uns alle sehr schwierigen Situation nicht nur an sich selbst, ihr Geschäft oder die eigene Familie. Sarah Grimm hat auch das Geschehen rund um sie herum im Blick, das große Ganze. Sie weiß, dass vor allem ältere Menschen, sogenannte Risikogruppen, genau jetzt auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind.
 
Zusammen mit rund 20 anderen Ehrenamtlichen, darunter auch Bürgermeister Harald Behrens, und in Kooperation mit dem traditionsreichen Dahmer Kaufhaus H.C. Puck hat Sarah Grimm diese gemeinschaftliche Hilfsaktion ins Leben gerufen. Sie bringt beispielsweise Waren, die werktäglich bis 12 Uhr bei H.C. Puck unter Tel. 04364/253 bestellt werden können, direkt zu den Menschen nach Hause. „Beziehungsweise bis vor die Haustüre, um kein unnötiges Risiko einzugehen und den vorgeschriebenen Mindestabstand einzuhalten“, ergänzt Sarah Grimm im Gespräch mit dem reporter. Der bestellte Einkauf wird im Vorfeld berechnet und die Summe dem Anrufer mitgeteilt. „Idealerweise liegt das Geld dann passend in einem Briefumschlag bereit“, erklärt Sarah Grimm.
 
Doch es sind nicht nur Warenlieferungen, die erledigt werden. So werden unter anderem auch verschiedene Botengänge, Abholungen aus Apotheken, Hundespaziergänge oder die reporter-Verteilung übernommen. „Als es anfing, unruhig zu werden, haben wir überlegt, wie wir helfen können. Wir haben verschiedene Ideen und Szenarien geprüft und dann einfach umgesetzt. Es lief fast von alleine“, beschreibt Sarah Grimm den Startschuss der Aktion. Sie berichtet weiterhin, dass sich von Tag zu Tag mehr hilfsbereite Menschen melden würden und man jetzt richtig durchstarte. Es werde einfach, schnell und unverbindlich geholfen.
 
Und wenn die Corona-Krise am Ende doch noch etwas Gutes haben sollte, dann vielleicht, dass wir wieder mehr dazu übergehen, nicht nur an uns selbst zu denken, sondern das Für- und Miteinander wieder vermehrt zu leben. Mal ein freundliches Lächeln, ein Danke und Bitte – das sollte doch auch nach Corona möglich sein.
 Fußball-Bundestrainer Joachim Löw fasste es kürzlich so zusammen: „In den vergangenen Jahren haben weltweit Machtgier, Profit und Rekorde im Vordergrund gestanden. Das Tempo, das wir vorgegeben haben, war nicht mehr zu toppen. Verheerende Brände in Australien oder Ebola in Afrika haben uns nur am Rande berührt. Jetzt haben wir etwas, was die ganze Menschheit betrifft, und wir merken, was wirklich zählt: Freunde, Familie und Respekt füreinander.“ (mg)


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