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Hommage auf Johann-Ernst Seidel

Bad Malente-Gremsmühlen (cb). „Das machst du doch eigentlich für dich selbst, sagte mein Sohn zu mir. Und er hatte recht“, sagte Julia Freese und lächelte, als sie die Ausstellung mit den Werken ihres Vaters Johann-Ernst Seidel eröffnete. Eigentlich wollte sie die Arbeiten des Grafikdesigners bereits zu dessen 100. Geburtstag vor zwei Jahren präsentieren, aber da kam dann Corona dazwischen…


Johann-Ernst Seidel wurde am 9. November 1920 in Plön geboren und ist am 7. Mai 1973 bei einem Autounfall gestorben. Schon früh zeigte sich sein Talent, mit Zeichenstift und Pinsel akkurat zu arbeiten. Nachdem er die Kriegsgefangenschaft überstanden hatte, widmete Seidel sich dem Grafik-Studium und begann 1948 seine außergewöhnliche Karriere. In den frühen Jahren entwarf er Plakate für das Motorradrennen rund um den Kellersee, 1951 wurde mit seinem Entwurf Werbung für die aller ersten Eutiner Festspiele gemacht. Alles, was Seidel hervorbrachte, war reine Handarbeit. Was heute mit einem Mausklick am Computer herzustellen ist, wurde von ihm mit Pinsel und Feder fein säuberlich und mit unendlicher Geduld auf das Papier gebracht. „Wir durften um alles in der Welt nicht an den Schreibtisch kommen, damit nichts verwackelt“, berichtete Dr. Florian Seidel, der Sohn des Grafikers. Allerdings war sein Vater technischen Neuerungen gegenüber stets aufgeschlossen, erläuterte er.


Die Vorbereitungen zur jetzigen Ausstellung zum 100. Geburtstag des Künstlers verglich Julia Freese mit einer Schwangerschaft, die nicht immer ganz einfach war. „Wir haben 49 Jahre gebraucht, um das ‚Kind‘ auf die Welt zu bringen. Aber dafür bedurfte es der Hilfe von gleich zwei Hebammen“, erläuterte sie und bedankte sich bei Dr. Julia Hümme, Leiterin des Ostholstein-Museums, die bereits im Winter 2015/16 eine Ausstellung der Arbeiten Seidels organisiert hatte und von dessen Werk hellauf begeistert ist. „Seine Arbeiten waren und sind unverwechselbar. Ich würde sie unter 100 Grafiken herausfinden“, sagte sie. Regine Jepp, die unter anderem das in einer Mischung aus deutscher und lateinischer Schrift verfasste Kriegstagebuch von Johann-Ernst Seidel gemeinsam mit ihrem Mann Karlheinz entziffert hat, erhielt als zweite Geburtshelferin Freeses Dank.


Seidel gehörte zweifellos zu den wichtigsten Grafikdesignern Norddeutschlands. Einige Firmen tragen auch heute noch das von ihm entworfene Logo und keiner konnte die Ausrichtung der Segel im Wind so exakt darstellen wie er. Johann-Ernst Seidel hat eine umfangreiche und beeindruckende Sammlung seiner Arbeiten hinterlassen, die von seinen Kindern gepflegt wird und am 20. November in Bad Malente, Rosenstraße 63 nach Anmeldung unter julia.freese@gmx.de oder 04523-1658 besucht werden kann.


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