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Reporter Eutin

Da war der Ofen aus…

Eutin (ed). Es sollte ein ganz normaler Samstagmorgen in der Backstube der Bäckerei Klausberger werden. Der Großteil der Brötchen war bereits fertig, die Brote und viele der Plunderteilchen und der Kuchen standen bereit zum in den Ofen schieben, als um 3.15 Uhr die Öfen ausgingen. „Der Brenner stand auf Störung“, erzählt Bäckermeisterin Anja Klausberger, „zuerst dachten wir, der Ofen sei kaputt. Was uns stutzig gemacht hat, war, dass beide Öfen aus waren.“ Das machte auch den Brennerdienst-Notruf stutzig, den Hans-Peter Klausberger anrief, „der sagte, das höre sich eher so an, als gäbe es kein Gas. Also habe ich beim Notdienst der Stadtwerke angerufen.“ Derweil warteten Brote, Plunderteilchen, Croissants und Hefezöpfe aufs Backen – um den Teig zur Ruhe zu zwingen, wurde alles in die Kühlung und die kalte Nacht gerollt und die sieben BäckerInnen machten erstmal Frühstück. „Wir dachten ja, das ist wie ein Stromausfall, und es geht gleich wieder los.“
Fast ein bisschen so wie ganz früher also: „Als mein Schwiegervater Manfred Klausberger vor über 40 Jahren die Bäckerei übernahm, wurden die Öfen mit Öl befeuert“, erzählt Hans-Peter Klausberger. „Wenn da mitten in der Nacht das Öl alle war, rief er bei Gradert drüben an, der stand auf, zog sich an und kam mit seinem Wagen rüber. Das dauerte etwa eine halbe Stunde. So lange haben die Bäcker dann eben Frühstück gemacht.“ Als das aber zwei, drei Mal passiert gewesen sei, habe Manfred Klausberger auf eine stetige Energiezufuhr umgestellt und gesagt: „Jetzt kommt Gas ins Haus.“ Und die Gaszufuhr sei tatsächlich stetig gewesen, 40 Jahre Ruhe und immer arbeitsbereite Öfen. BäckerInnen sowieso. „Und Samstag war das allererste Mal, dass wir nicht backen konnten.“ Und das für eine ziemlich lange Zeit nach Bäckerei-Maßstäben, denn nachdem der Notdienst der Stadtwerke, der irgendwo im Land sitzt, zwar um den Gasausfall wusste, aber nicht weiterhelfen konnte, rief der Chef der Eutiner Stadtwerke zurück. „Das war wirklich toll, dass Herr Mißling sich gekümmert hat, aber er sagte auch, das sei keine schnelle Geschichte.“ Schlechte Nachrichten für alle, deren Wohnung und Duschen kalt waren, noch schlechter aber für einen Bäcker, der nicht backen kann. Also überlegten die Klausberger sich, was sie tun könnten, um doch backen zu können, riefen auf der Suche nach einer Lösung beim Ofenhersteller an, bei der Bundeswehr, ob es eine Feldbäckerei gäbe…“wir waren wirklich kreativ, aber es gab so schnell einfach keine Möglichkeit.“ Also wurden alle backfertigen Backwaren auf null Grad gekühlt, die Bäcker machten erstmal Feierabend und nur eine Not-Crew hielt sich bereit, falls es weitergehen könnte.
Weiter ging es aber erst um 14.30 Uhr. „Und dann haben wir mit der allerersten Nachmittagsschicht seit sehr vielen Jahren alles fertiggebacken“, schmunzelt Anja Klausberger, obwohl ihr und ihrem Mann am Samstag so gar nicht zum Schmunzeln zumute war: Ein voller Tag Backausfall immerhin, der nicht von der Versicherung übernommen wird, weil es keine Naturkatastrophe war, die ihn verursachte. Die Backwaren habe man zwar an die noch geöffneten Filialen bei Rewe und famila ausgeliefert, „aber da war es natürlich zu spät, das meiste haben wir zurückbekommen.“
„Hätten wir gewusst, dass es ab 3.15 Uhr kein Gas mehr geben würde, hätten wir vorher backen können“, gibt Hans-Peter Klausberger zu Bedenken, „aber an uns hat irgendwie keiner gedacht.“ 5.500 Haushalte ohne Gas. Und eine Bäckerei. Ein großes Lob haben die Klausbergers für die Stadtwerke und das Riesenteam an Monteuren, das sich am Samstag auf den Weg in all die Haushalte machte, denen der Gashahn abgedreht worden war. Denn jeder einzelne musste ja von Fachpersonal wieder aufgedreht werden, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. „Das dauerte bei vielen bis in den späten Abend hinein“, weiß Hans-Peter Klausberger und ist sehr froh, dass die Familienbäckerei weit oben auf der Liste derer stand, die zuerst freigeschaltet wurden. „Und wir sind sehr, sehr froh, dass Sonntag dann alles wieder ganz normal lief.
Dafür bedanken wir uns sehr bei den Stadtwerken, die waren schnell und gut sortiert, glücklicherweise.“ Gewundert haben sich dann die KundInnen, die am Samstag statt der gewohnten Brotvielfalt nur Schwarzbrot kaufen konnten, weil das früher gebacken wird, dass es keine Croissants und Zöpfe gab, aber viele wussten ja um die Situation und hatten Verständnis. „Es tut uns wirklich leid, wenn Sie am Samstag nicht Ihr Lieblingsbrot bekommen haben“, so Hans-Peter Klausberger, „oder auf unsere frischen Croissants verzichten mussten oder den Kuchen zum Kaffee, es war alles fertig. Nur backen konnten wir nicht. Aber wir versprechen: Wir machen uns jetzt schlau, wie wir für einen solchen Notfall vorsorgen können.“


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